Das erste Gebäude rund um das Sanierungsgebiet Barmbek-Nord ist fast bezugsfertig. Telekom eröffnet Servicecenter. Bereits im April 2014 sollen die ersten Mieter einziehen.
Hamburg. Manchmal geht es ganz schnell: Im Mai 2012 war die Ausschreibung für das Gebäude auf dem knapp 6500 Quadratmeter großen Eckgrundstück Fuhlsbüttler Straße/Maurienstraße, im Dezember desselben Jahres wurde die Baugrube ausgehoben, im Mai 2013 folgte die Grundsteinlegung und nun ist der Rohbau fertiggestellt worden. Bereits im April 2014 sollen die ersten Mieter einziehen. Keine zwei Jahre dauerte es folglich von der ersten Idee bis zum fertigen Gebäude – ein Tempo, von dem Bauherren anderer Projekte nur träumen.
„Das ist für ein Projekt dieser Größe mehr als schnell“, sagt Björn Schwabe, 45, Bauherr und Vorstand der Reafina AG. „Und das war auch nur dank der tollen und flexiblen Zusammenarbeit zwischen uns und dem Bezirk sowie der Stadt möglich.“ Ein Beispiel: Normalerweise dürfen die Bauarbeiten erst beginnen, wenn das jeweilige Grundstück rechtlich übereignet ist. Im Falle des neuen Verwaltungsgebäudes an der Fuhlsbüttler Straße durfte die Baugrube aber bereits ausgehoben werden, bevor Kaufvertrag und die entsprechende Zahlung abgeschlossen waren. „Es lief viel über Vertrauen und Handschlag“, sagt Schwabe.
„Wären wir diesen Prozess der Grundstückssicherung nach Lehrbuch durchlaufen, hätte uns das gut neun Monate zusätzlich gekostet.“ Und dies sei nur eines der Beispiele für die gute Zusammenarbeit. „Durch eine möglichst zügige Umsetzung solcher Projekte wird versucht, die Belastung für das Umfeld erträglich zu halten“, sagt Harald Rösler (SPD), Leiter des Bezirksamts Nord. In diesem Fall wurden deshalb zum Beispiel die Genehmigungsverfahren für Baugrube und Hochbauarbeiten getrennt bearbeitet. So konnte bereits sieben Wochen nach Antragstellung die erste Baugenehmigung im Dezember 2012 für die Erdarbeiten erteilt werden. Die Genehmigung für die Hochbauarbeiten folgte dann im Mai 2013.
Für den Bauherren hat die schnelle Baugeschwindigkeit vor allem einen Vorteil: Er kann Investoren und Mietern eine hohe Planungssicherheit bieten. Und das schaffe wiederum Vertrauen. Was die Bereitschaft zur Flexibiltät seitens der Politik auch erhöht habe, war der Umstand, dass es mit der Telekom bereits einen Hauptmieter gegeben habe, der zudem gut 400 neue Arbeitsplätze in den Stadtteil bringt. Das fünfstöckige Verwaltungsgebäude soll neben Einzelhandel im Erdgeschoss das neue Servicecenter Hamburg des Telefonkonzerns beherbergen. Da die Telekom – wie schon in anderen Abteilungen – auch hier etwa zehn Prozent der Stellen mit Blinden, Gehörlosen und Rollstuhlfahrern besetzten möchte, forderte sie vom Bauherren eine besonders behindertenfreundliche Gebäudekonzeption. So sind etwa die Türen besonders breit, keiner der Räume ist verwinkelt und es gibt ausreichend Fahrstühle. 20 Millionen Euro wurden in diesen ersten Bauabschnitt der Fuhlsbüttler Straße 29 investiert. Der zweite Bauabschnitt auf dem Gelände ist bereits in Planung.
Das bald fertiggestellte Telekomgebäude gegenüber des Outdoorhändlers Globetrotter bietet neben Parkstreifen für den Einzelhandel 125 Parkplätze für Mitarbeiter und Anrainer. Ein zweites Argument für das Projekt, neben den neuen Arbeitsplätzen, ist die Aufwertung des Stadtteils. Das Gebäude der Reafina grenzt direkt an das Sanierungsgebiet Barmbek-Nord, dessen Herzstück die Fläche des ehemaligen Hertie-Kaufhauses ist und in dem in den nächsten Jahren viele neue Projekte für insgesamt gut 200 Millionen Euro entstehen sollen. Das Telekomgebäude kann also im weitesten Sinn als Teil der Aufwertung des neuen Stadtteilzentrums gesehen werden. „Das ist für uns eine tolle Möglichkeit, diese Gegend mitzugestalten“, sagt Bauherr Schwabe.
Harald Rösler vom Bezirksamts Nord ist froh über diese Entwicklung am Rande des eigentlichen Sanierungsgebiets: „Die großen Bauprojekte rund um den Barmbeker Bahnhof führen zu einer deutlichen und nachhaltigen Stärkung des Standortes Barmbek-Nord in wirtschaftlicher wie kultureller Hinsicht.“ Neben den neuen Arbeitsplätzen, die er mit sich bringt, habe der Telekombau aber auch optisch überzeugt. „Es handelt sich um einen Bürobau, dessen Material und Farbgestaltung mit der Umgebung korrespondiert“, so Rösler. Die Fassade etwa ist aus rot-brauner Keramik und passt damit gut zum nahe gelegenen Museum für Arbeit und anderen Industriegebäuden.
„Wir geben unser Bestes, allen Akteure, die rund um den Barmbeker Bahnhof Projekte entwickeln, dabei behilflich zu sein, diese in einem angemessen Zeitraum zu bewerkstelligen“, so Bezirksamtsleiter Harald Rösler zum Abendblatt. Außerdem sei es überaus wichtig, gerade in einem Gebiet, in dem so viele Projekte anstünden, diese etwas zu entzerren, sagt Rösler, „damit eben nicht an allen Ecken gleichzeitig gebaut wird“.