Mit dem Antrag „Strand in Eppendorf“ fordern die Grünen den Bezirk auf, in den Sommermonaten zentrale Straßen wie die Eppendorfer Landstraße in einen Beach-Club zu verwandeln.
Eppendorf/Winterhude. Eine Runde Volleyball spielen auf der Eppendorfer Landstraße? Sandburgen bauen am Mühlenkamp? Was eher nach einer urbanen Fata Morgana klingt, soll nach Ansicht der Grünen im Bezirk Nord schon bald Realität werden. Die Fraktion fordert, dass zentrale und viel befahrene Straßen vom kommenden Sommer an zur Beach-Zone umgewandelt werden können. Am liebsten gleich mehrere Wochen lang, während der Sommerferien. Als Beispiel werden die Eppendorfer Landstraße und der Mühlenkamp genannt, auch der Eppendorfer Markt oder die Alsterdorfer Straße seien denkbar.
Das geht aus dem Antrag „Eppendorfer Strand“ hervor, den die Grünen auf der kommenden Sitzung der Bezirksversammlung einreichen wollen. Michael Werner-Boelz, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bezirk Nord, erläutert die Idee, die aus Frankreich kommt: „Paris hat es vorgemacht: Dort werden jeden Sonntag Straßen für den Autoverkehr gesperrt, um Platz für alle anderen zu schaffen.“ „Paris respire“ – Paris atmet auf heißt es in der französischen Hauptstadt. „Und in den Sommerferien sperrt die Stadt unter dem Motto ‚Paris-Plages‘, Strand von Paris, schon seit 2002 mehrere Kilometer Straßen entlang der Seine.“
Nach Willen der Grünen soll der Bezirk nun beschließen, eine „Paris-Plages“-ähnliche Aktion in Hamburg zu ermöglichen. Und Werner-Boelz hat auch schon ein paar konkrete Vorschläge: „Denkbar wäre beispielsweise, dass Teile der Fläche mit Sand aufgeschüttet und Liegestühle aufgestellt werden. Für ein Wasserbassin, viel Bewegungsraum und Spielmöglichkeiten für Kinder wäre Platz; Essen und Getränke könnten angeboten werden.“
Wichtig sei, dass nicht das kommerzielle Angebot im Vordergrund stehe, sondern die Rückeroberung des öffentlichen Raums durch die Bewohner der inneren Stadt. „In Hamburg ist es allzu selbstverständlich, dass der knapp bemessene öffentliche Raum überwiegend fahrenden oder parkenden Pkw überlassen wird. Dabei gehören diese Flächen doch allen Menschen“, sagt Werner-Boelz.
Laut Antrag soll die Verwaltung prüfen, auf welchen zentralen Straßen im Regionalbereich Eppendorf – Winterhude eine solche Aktion in dem Sommerferien 2014 durchgeführt werden könnte. „Alternative Routen für den Straßenverkehr müssen sorgfältig geplant werden, Anlieger und Gewerbetreibende einbezogen und gemeinsam ein attraktives Angebot entwickelt werden“, so Werner-Boelz.
Es ist gerade drei Wochen her, da haben die Grünen im Bezirk Nord mit ihrem Antrag, die Prachtstraßen Bellevue und Schöne Aussicht entlang des Alster-Ostufers in Radfahrstraßen umzuwandeln, für Zündstoff gesorgt. Der unorthodoxe Vorstoß, viel befahrene Straßen im städtischen Kerngebiet in weitläufige Erholungszonen umzumodeln, stößt bei den politischen Gegnern auf heftige Kritik. Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Klaus-Peter Hesse, weiß gar nicht, womit er anfangen soll. „Das ist totaler Unfug oder anders ausgedrückt: völlig realitätsfern“, sagt Hesse. Die Hamburger Autofahrer seien durch Straßenfeste stark belastet und hätten mit Baustellen im gesamten Stadtgebiet zu kämpfen. „Es kann nicht im Interesse der Politik sein, durch solche Sperrungen im Sommer den Verkehr total zum Erliegen zu bringen.“
Thomas Domres, der Fraktionsvorsitzende der SPD, hält den Antrag für „nicht mutig“ und „populistisch“. „Wenn die Grünen es ehrlich meinen würden, dann sollen sie konkret werden und die Prüfung der Straßen nicht der Verwaltung überlassen“, so Domres. „Die Grünen müssten erst mal selber mit Anwohnern und Gewerbetreibenden sprechen, damit man so einen Vorschlag ernst nehmen kann.“ Darüber hinaus hält er die vorübergehende Sperrung einer Straße für eine Strandlandschaft oder eine Spielfläche nicht für denkbar. „Man kann doch Anwohner nicht ernsthaft für mehrere Wochen lang den Zugang zu ihren Häusern versperren“, so Domres weiter.
Unterstützung erhalten die Grünen für ihren Vorschlag von Landeschefin Katharina Fegebank. Der Trend gehe dahin, dass immer weniger Menschen ein eigenes Auto besitzen. Deshalb sei es legitim, darüber nachzudenken, ob es richtig ist, dass Straßen vorrangig von Autofahrern genutzt werden. Vor allem sei der Antrag als Denkanstoß zu verstehen. „Natürlich muss man genau prüfen, an welchen Straßen eine solche Sperrung möglich wäre. Und wenn bei der Prüfung herauskommt, dass Nebenstraßen sinnvoller sind als Hauptverkehrsstraßen oder dass eine kürzere Zeitspanne geeigneter wäre, wäre das doch schon ein Erfolg.“
Auch bei der CDU im Bezirk Nord stößt das Vorhaben erwartungsgemäß auf Ablehnung. „Wir haben durch das SPD-Busbeschleunigungsprogramm schon genug Stau und Verkehrschaos auf Hamburgs Straßen“, sagte der verkehrspolitische Sprecher Christoph Ploß. „Jetzt noch aus symbolischen Gründen wichtige Hauptverkehrsadern in Hamburg für den Autoverkehr zu sperren wäre wirklich abstrus.“