Vor 27 Jahren wurde am S-Bahnhof Landwehr der Türke Ramazan Avci ermordet. Seine Witwe kam zur Platz-Einweihung.

Hamburg. Der Vorplatz der S-Bahn-Station Landwehr trägt seit Mittwoch einen neuen Namen: „Ramazan-Avci-Platz“. Der neue Name solle eine Mahnung sein, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nicht zu dulden.

Mit der Umbenennung soll an die Ermordung von Ramazan Avci vor 27 Jahren erinnert werden. Der 26-jährige Türke Avci sei eines der ersten Opfer von ausländerfeindlichen Angriffen gewesen, sagte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Dorothee Stapelfeldt (SPD) bei der Einweihung des Platzes. Auch eine Gedenktafel erinnert an das Verbrechen.

Auch Gülistan Ayaz, die Witwe des Ermordeten war am Mittwoch vor Ort. Sie werde nie vergessen, wie er zum letzten Mal das Haus verlassen habe, sagte sie. Er habe sein Auto verkaufen wollen, um von dem Geld ein Kinderbett für das Baby zu kaufen. Ayaz war damals schwanger und brachte kurz nach dem Tod ihres Mannes ihren Sohn Ramazan zur Welt, der ebenfalls an der Gedenkfeier teilnahm. Der türkische Generalkonsul Devrim Öztürk betonte, rückblickend sei der Tod Avcis der Anfang einer Serie rechtsextremistischer Übergriffe auf türkische Migranten gewesen.

Avci war am 21. Dezember 1985 gemeinsam mit seinem Bruder und einem Freund auf dem Bahnhofsvorplatz von einer Gruppe rechter Skins angegriffen worden. Die drei türkischen Männer konnten anfangs noch flüchten. Als sie anschließend von den Skins mit einem Auto verfolgt wurden, retteten sich die beiden Begleiter in einen Linienbus. Avci wurde von einem Auto erfasst und verletzt. Seine Angreifer schlugen dennoch weiter mit Axtstielen und Gummiknüppeln auf den am Boden Liegenden ein. Drei Tage später, an Heiligabend, starb Avci an den Folgen der Verletzungen.

Fünf Täter wurden später wegen Totschlags zu ein bis zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Avci war erst knapp zwei Jahre vor der Tat aus Isparta nach Hamburg gekommen. Im Januar 1986 protestierten rund 10.000 Menschen in Hamburg gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit.

Vor zwei Jahren hatte sich eine Initiative für eine Gedenkstätte gegründet. Ünal Zeran, Sprecher der Initiative, kritisierte die mangelhafte juristische Aufarbeitung der Tat. Der rechtsextreme Hintergrund der Tat sei nicht ausreichend berücksichtigt worden. Der Sohn des Ermittlers habe Verbindungen zur Skinhead-Szene gehabt. Zeran forderte außerdem ein Forum gegen rassistische Berichterstattungen in den Medien.

Im Frühjahr 2012 hatte die Hamburgische Bürgerschaft die Namensgebung beschlossen. Umbenannt wurde auch die Bushaltestelle. Die umliegenden Häuser behalten jedoch ihre alte Adresse „Landwehr“.