Vier Fußgänger kamen am Lehmweg vor mehr als einem Jahr ums Leben. Justiz wirft 39-Jährigem unter anderem fahrlässige Tötung vor.

Hamburg. Mehr als ein Jahr nach dem Horror-Unfall von Hamburg-Eppendorf an der Kreuzung Eppendorfer Baum und Lehmweg wird dem Unfallfahrer vor dem Hamburger Landgericht der Prozess gemacht. Von diesem Montag an muss er sich dort für den Tod von vier Menschen verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 39-Jährigen fahrlässige Tötung, fahrlässige Körperverletzung sowie vorsätzliche Gefährdung des Straßenverkehrs vor.

Den Ermittlungen zufolge fuhr der Angeklagte im vergangenen März im Stadtteil Eppendorf mit mindestens 100 Stundenkilometern bei Rot über eine Ampel und rammte auf der Gegenfahrbahn einen Wagen. Daraufhin überschlug er sich mit seinem Auto mehrfach und wurde in eine Menschengruppe geschleudert. Vier Menschen starben, drei wurden leicht verletzt.

Unter den Todesopfern waren der Sozialwissenschaftler Günter Amendt, die Künstlerin Angela Kurrer sowie der Schauspieler Dietmar Mues und dessen Ehefrau. In einer bewegenden Gedenkveranstaltung hatten die drei Söhne des Ehepaares erst Anfang März an ihre Eltern und die anderen beiden Opfer erinnert. Mit der Veranstaltung wollten sie ein „Trauerjahr“ abschließen und wieder Freude in ihr Leben lassen, sagte der älteste Sohn. Sie sind als Nebenkläger an dem Verfahren beteiligt.

Das Gericht wird wohl vor allem die juristische Schuldfähigkeit des Angeklagten beschäftigen. Nach dem Unglück wurde bekannt, dass er unter epileptischen Anfällen leidet – und bereits mehrere schwere Verkehrsunfälle verursacht hat. Ermittlern gegenüber hatte der Angeklagte hingegen angegeben, die Gefahr eines Unfalls sei für ihn nicht vorhersehbar gewesen.

Die Staatsanwaltschaft sieht das anders. Zwar war er im Moment des furchtbaren Crashs wegen eines epileptischen Anfalls wohl schuldunfähig. Doch Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers betont: „Wir machen ihm den Vorwurf, dass er in Kenntnis seiner Krankheit und der damit verbundenen Risiken Auto gefahren ist.“ Zudem fuhr der 39-Jährige unter Drogeneinfluss. In seinem Blut fanden Mediziner den Wirkstoff THC, der in Haschisch oder Marihuana enthalten ist.

Für den Prozess sind insgesamt zehn Verhandlungstage angesetzt worden. Wegen der schweren Folgen der Tat wird nicht – wie sonst bei dem Vorwurf der fahrlässigen Tötung üblich – vor dem Amts- sondern vor dem Landgericht verhandelt. Ein Urteil wird im Mai erwartet. Dem Angeklagten drohen bei einer Verurteilung bis zu fünf Jahre Haft.