Hamburg. Aktion „St. Pauli pinkelt zurück“ sorgte für weltweites Aufsehen und Tausende Anfragen von Privatleuten. St. Pauli bleiben Probleme.

Als Wildpinkler auf St. Pauli durch Verbote und Bußgelder nicht zu stoppen waren, musste die Wissenschaft aushelfen. Wände im Stadtteil wurden mit einem Spezial-Lack behandelt, um diese wasserabweisend zu machen. Die angepinkelte Wand warf den Urin zurück – und die Wildpinkler wurden selbst nass. „St. Pauli pinkelt zurück“ hieß die Aktion und sorgte für so viel weltweites Aufsehen, dass aus dem superhydrophoben Lack nun das „Peeback Spray“ für jedermann geworden ist. Ab jetzt soll international zurückgepinkelt werden.

Das Mittel gegen die Wildpinkler wird von der niedersächsischen Firma FLOOR-TEC International Ltd. in Kooperation mit Publicis Pixelpark Hamburg vertrieben. Die Idee kam auf, als Tausende Anfragen von Privatpersonen bei Publicis eingingen. „Nach unserer Ursprungsaktion in St. Pauli pinkelten viele andere Städte zurück: Mainz, Köln, London, Gold Coast, St. Francisco – und der Industrielack war für kurze Zeit deutschlandweit ausverkauft“, sagt Publicis-Sprecher Harald Nebel. Darum sei das „handliche Peeback Spray“ erfunden worden.

Weniger Wildpinkler auf St. Pauli

Die Anfragen kamen zunächst aus Deutschland, später aber auch aus der ganzen Welt. Grund sei die virale Verbreitung der Aktion gewesen. „Die meisten wollen die eigenen vier Wände oder gewerblich genutzte Gebäude vor Wildpinklern schützen. Meistens sind das Leute in großen Metropolen mit viel Touristen und Partyvolk“, sagt Nebel. Aber auch Kleinstädter, die Wert auf Sauberkeit legen, würden sich für das Mittel interessieren. „Es wurde sogar gefragt, ob unser Spray auch vor pinkelnden Hunden schützt. Der Lack schützt die Fassade natürlich auch davor“, so Nebel. „Aber wir wissen nicht, ob es einen pädagogischen Moment gibt, wenn die Wand einen Hund zurück anpinkelt.“

Hier werden Wildpinkler gewarnt
Hier werden Wildpinkler gewarnt © HA | David Aufdembrinke / Publicis Pixelpark

In den neuen Flaschen für 69 Euro sind 600 Milliliter Spray, die für eine Fläche von rund acht Quadratmetern reichen sollen. Das Mittel soll für Anwendungen auf Holz und Stein geeignet sein. Auf St. Pauli soll sich die Situation nach dem Einsatz des Lacks verbessert haben. „Anwohner berichten, dass die Wildpinkel-Vorfälle stark zurückgegangen sind“, sagt Nebel.

Immer noch fehlen Toiletten

Julia Staron, BID-Quartiersmanagerin auf St. Pauli zieht eine gemischte Bilanz. Da Wildpinkler nicht erfasst werden, könne keine Statistik erstellt werden. Insgesamt sei die Situation aber nicht gut, da von städtischer Seite zu wenig geschehe. „An dem Ort, an dem die Idee geboren wurde, passiert nichts“, so Staron. Es gebe zu wenige Toiletten für die zahlreichen Besucher. Auch dürfe der Anti-Wildpinkler-Lack nicht privat im öffentlichen Raum aufgetragen werden.

Doch positiv sei trotzdem, dass durch die Aktion etwas in den Köpfen der Menschen passiert sei. „Das Problem wird jetzt wahrgenommen“, sagt Staron. Auch bei Gästen von außerhalb des Stadtteils, denn viele würden sich an die Aktion erinnern.