Hammerbrook. Beim Austritt der ätzenden Lauge wurden 45 Menschen verletzt – zwei schwer. Bereits 2014 gab es ähnlichen Zwischenfall im Unternehmen.
Die ätzende Lauge, die bei dem Chemie-Unfall im Unternehmen Lubrizol in Hammerbrook am Donnerstagabend ausgetreten ist, hat offenbar schon einmal für einen Unfall bei demselben Unternehmen am Billbrookdeich gesorgt. Im Februar 2014 war bei Lubrizol bereits der Stoff namens Contram (TM) ST-1 ausgelaufen. Ein Mitarbeiter war mit der Lauge, die zur Reinigung von Metallen verwendet wird, in Kontakt gekommen und verletzt worden.
Im jüngsten Fall ermittelt nun die Wasserschutzpolizei, die für die Verfolgung von Umweltdelikten zuständig ist. Nach ersten Erkenntnissen war in dem Tank ein Überdruck entstanden, woraufhin sich ein Sicherheitsventil öffnete. Polizeisprecher Holger Vehren: „Es geht nun darum zu ermitteln, wie es zu dem Überdruck kommen konnte.“
Am späten Donnerstagabend war bei dem Chemie-Konzern die Lauge aus einem Tank ausgetreten und hatte sich mit Wasserdampf vermischt. Die giftige Wolke zog vom Unfallort gen Norden über die halbe Stadt. Anwohner in rund 20 Hamburger Stadtteilen - nordwestlich von Billbrook bis hin zu den Gegenden um Hafencity und Außenalster - sollten in der Nacht Fenster und Türen geschlossen halten. Um zwei Uhr kam die Entwarnung.
In der näheren Umgebung evakuierten Feuerwehr und Polizei Gebäude, darunter ein Hotel in dem mehr als 100 Menschen gemeldet waren, wovon aber nicht alle anwesend waren. In der Umgebung klagten 45 Personen über Augenreizungen und Probleme beim Atmen.
Insgesamt mussten 20 Betroffene – darunter auch Feuerwehrleute und Polizisten – im Krankenhaus behandelt werden. Zwei Patienten wurden kurzfristig auf der Intensivstation versorgt. Hendrik Frese, Sprecher der Feuerwehr sagt: „Der Stoff, der bei dem Chemie-Unfall ausgetreten ist, kann Lungenödeme auslösen.“ Ödeme sind Ansammlungen wässriger Flüssigkeit im Körpergewebe, die zu Schwellungen führen.
Das Leck im Tank konnte um kurz nach 22 Uhr abgedichtet werden. Für Hamburger, die im Gefahrenradius leben, die Warnung am späten Donnerstagabend nicht mitbekommen haben und bei den sommerlichen Temperaturen mit offenem Fenster geschlafen haben, besteht laut Frese aber kein Grund zur Panik. Er sagt: „Wer keine Symptome aufweist, muss sich auch keine Sorgen machen.“ Symptome wären laut Feuerwehr Reizungen der Atemwege.