Billbrook. Bei einem Chemie-Konzern war ätzende Lauge vermischt mit Wasserdampf ausgetreten. Anwohner in rund 20 Stadtteilen betroffen.
Die zwei Menschen, die nach dem Unfall bei einer Chemie-Firma am Billbrookdeich auf der Intensivstation lagen, konnten offenbar verlegt werden. Insgesamt mussten 20 Betroffene im Krankenhaus behandelt werden. Hendrik Frese, Sprecher der Feuerwehr sagt: "Der Stoff, der bei dem Chemie-Unfall ausgetreten ist, kann Lungenödeme auslösen." Ödeme sind Ansammlungen wässriger Flüssigkeit im Körpergewebe, die zu Schwellungen führen.
Für Hamburger, die im Gefahrenradius leben, die Warnung am späten Donnerstagabend nicht mitbekommen haben und bei den sommerlichen Temperaturen mit offenem Fenster geschlafen haben, besteht laut Frese aber kein Grund zur Panik. Er sagt: "Wer keine Symptome aufweist, muss sich auch keine Sorgen machen." Symptome wären laut Feuerwehr Reizungen der Atemwege.
Am späten Donnerstagabend war bei dem Chemie-Konzern, die Firma in dem Gewerbegebiet stellt Zusätze für die Schmierstoffindustrie her, eine starke Lauge aus einem Tank ausgetreten. Es bildete sich eine Wolke, da sich Wasserdampf mit der ätzenden Lauge vermischte. Die Lauge mit dem Namen Contram (TM) ST-1 wird zur Reinigung von Metall verwendet.
In der Umgebung klagten 45 Personen über Augenreizungen und Probleme beim Atmen, 20 - darunter Feuerwehrleute und Polizisten - seien ins Krankenhaus gekommen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Anwohner in rund 20 Hamburger Stadtteilen - nordwestlich von Billbrook bis hin zu den Gegenden um Hafencity und Außenalster - sollten in der Nacht Fenster und Türen geschlossen halten. Um zwei Uhr kam die Entwarnung.
Das Warngebiet um 23.45 Uhr
Die Feuerwehr evakuierte ein Hotel an der Wöhlerstraße, in dem sich offenbar Obdachlose aus Osteuropa befanden. Sie wurden vorübergehend in einer Feuerwache untergebracht und versorgt. Zu dem Zeitpunkt waren mehr als 100 Menschen in dem Hotel als Gäste oder Personal gemeldet, die sich aber nicht alle zur Unfallzeit dort aufhielten. 75 Personen wurden in einer Sporthalle von Notärzten behandelt. Sie konnten nach der Entwarnung in ihre Betten zurückkehren.
Das Warngebiet gegen 22 Uhr
Das Leck im Tank konnte um kurz nach 22 Uhr abgedichtet werden. Was die Firma, in der es zu dem Gasaustritt kam, herstellt, konnte die Feuerwehr nicht sagen. Die Feuerwehr führte noch in der Nacht Messungen durch, um den Stoff zu identifizieren.