Hammerbrook. Als Reaktion auf die anhaltend große Nachfrage entstehen am Lohseplatz und im Sophie-Schoop-Weg zwei neue Studentenwohnheime .
Beton muss man schon mögen, als Student in Hamburg. Ob im „WiWi-Bunker“, der in den 70er Jahren mitten auf den Campus geklotzt wurde, an der nagelneuen HafenCity-Universität in 1a-Lage an der Elbe oder im neuesten Studentenwohnheim der Stadt in Hammerbrook – stets dominiert nackter, grauer Beton. Der Beliebtheit der Uni und ihrer Wohnheime tut das aber keinen Abbruch, im Gegenteil: 1937 Bewerber stehen zum Semesterbeginn am 15. Oktober auf der Warteliste für einen der knapp 4000 Wohnheimplätze in 23 Häusern, etliche von ihnen dürften leer ausgehen.
Als Reaktion auf die anhaltend große Nachfrage entstehen nun für 37 Millionen Euro die Studentenwohnheime Nummer 24 und 25 mit insgesamt knapp 400 Plätzen – am Lohseplatz in der HafenCity und im Sophie-Schoop-Weg in Allermöhe, unweit des HAW-Campus in Bergedorf. Das nach Sophie Schoop, einer 1945 von den Nazis ermordeten Jüdin, benannte Haus im Südosten der Stadt soll 266 Plätze haben und 2017 bezugsfertig sein. Der Bau startet noch dieses Jahr und kostet etwa 24 Millionen Euro.
Auch in Wilhelmsburg soll ein Studentenwohnheim entstehen
Der Neubau am Lohsepark trägt den Namen „Wohnanlage HafenCity 72“ und soll etwa 125 Studenten ein Zuhause bieten. Baubeginn ist 2016, und 2018 soll das 13-Millionen-Euro-Projekt fertig sein. Die möblierten Appartements sollen in der HafenCity warm rund 370 Euro kosten und in Allermöhe rund 355 Euro. Pläne gibt es darüber hinaus für ein Studentenwohnheim an der Dratelnstraße in Wilhelmsburg mit etwa 200 Plätzen. Dort wird sich aber vor 2018 wohl nichts tun.
Das verkündeten Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und Jürgen Allemeyer, Geschäftsführer des Studierendenwerks Hamburg, am Montag im Wohnheim in Hammerbrook – passenderweise im Partyraum der Anlage. „Ich freue mich, dass wir in den nächsten Jahren mehr von diesen Wohnhäusern für Studierende bekommen“, sagte Fegebank. „Sie sind der perfekte Mix aus günstigem Wohnen, Nähe zur Hochschule, attraktiver Freizeitgestaltung und Internationalität.“ Die Senatorin räumte aber auch ein, dass das Angebot nach wie vor knapp ist. „4000 Plätze reichen immer noch nicht, weil der Bedarf so groß ist.“ Sie wolle „mal gucken“, was in den kommenden Jahren noch so möglich sei.
Allemeyer betonte, dass 1600 der 4000 aktuellen Bewohner sowie 738 der 1937 Bewerber auf der Warteliste aus dem Ausland kämen: „Insbesondere wenn wir international aufholen wollen, brauchen wir Wohnraum für ausländische Studierende.“ Denn denen falle es naturgemäß noch schwerer, auf dem freien Markt eine Wohnung zu finden. „Wenn ich höre, dass Zimmer im privaten Bereich nicht unter 500 bis 600 Euro vermietet werden, schlucke ich schon“, sagte auch Fegebank. Die 38-Jährige kennt sich bestens aus mit der Thematik: „Ich habe in Freiburg studiert und fast die ganze Zeit in Wohnheimen gelebt.“ Ob 8er-WG, 4er-WG oder Einzelappartement – sie habe sich überall wohl gefühlt.
Den positiven Eindruck bestätigten die Studenten in Hammerbrook. „Hier gibt es höchstens mal Probleme, wenn die Musik in der Bar zu laut ist“, sagte Conrad Mildenstrey, 24. Der angehende Wirtschaftsinformatiker wohnt seit drei Jahren in dem Wohnheim in Hammerbrook, hat zwei Jahre die studentische Selbstverwaltung im Haus geleitet und dabei fast nur gute Erfahrungen mit seinen Mitbewohnern gemacht. Allerdings, und das berichten Studenten aus anderen Häusern auch, sei es schwierig, ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. Auf der anderen Seite schätzen viele Bewohner die Möglichkeit, mit jungen Leuten aus anderen Ländern in Kontakt zu kommen.
Die Maßnahmen seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein, kritisiert die CDU
Das Studierendenwerk Hamburg betreibt bislang 23 Wohnanlagen mit 3950 Plätzen. Unter den 1604 ausländischen Bewohnern kommen die größten Gruppen aus China und Taiwan (112), Indien (104), Russland (75) und Spanien (64). Die Miete für ein möbliertes Zimmer liegt zwischen 233 und 377 Euro (inklusive Nebenkosten).
„Die angekündigten Maßnahmen sind nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein“, kritisierte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Carsten Ovens: „390 neue Wohnheimplätze für Studierende bis 2018 sind zu wenig.“ Er forderte, von den BAföG-Millionen des Bundes 20 Prozent in den Wohnheimbau zu stecken: „So käme das Geld direkt bei den Studenten an.“