Hamburg. Beim 44. Hamburg Pride geht es laut, bunt und politisch zu. Mehr Menschen dabei als im Jahr zuvor. Verfolgen Sie die große Demo im Blog.
- Parade erreicht zu „ABBA“-Klängen den Rathausmarkt
- Hamburg-Pride gestartet - Bürgermeister Tschentscher mittendrin
- Erste Sperrungen am Mundsburger Damm und an der Alster
- S-Bahn Legt eigene Pride-Songs auf
- CSD-Demo verläuft 2024 auf einer neuen Route
- Einschränkungen beim S-Bahn-Verkehr wegen CSD-Demo in Hamburg
- Hamburg erhält eine eigene Pride-Skulptur an der Alster
Es ist bunt, laut und fröhlich beim Christopher Street Day – und setzt ein deutliches Zeichen: In Hamburg sind am Sonnabend zur CSD-Demo rund 250.000 Menschen auf die Straße gegangen.
„5 vor 12! Du & ich gegen Rechtsdruck“, so lautet das offizielle Motto für den 44. Hamburg Pride. Entsprechend wurde die Startzeit gewählt: Um 11.55 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Dabei sind mehr als 130 Gruppen mit 59 Trucks. In diesem Newsblog halten wir Sie auf dem Laufenden.
CSD 2024 in Hamburg – die Demo im Newsblog
Nach den Feiernden kamen die Aufräumer. Die Hamburger Stadtreinigung folgte den Demonstrierenden mit knapp 30 Mitarbeitern, die sich in ihrer orangen Kleidung in das bunte Straßenbild einfügten. 32 Tonnen Müll beseitigte das Team der Stadtreinigung. Dabei kamen ein Presswagen, vier Großkehrmaschinen, sechs Kleinkehrmaschinen und vier Klein-LKWs zum Einsatz.
16:39 Uhr: An der Parade durch die Hamburger City und rund herum sind 250.000 Menschen beteiligt. Dies sagte ein Sprecher des Lagedienstes der Polizei. Diese Zahl sei auch mit dem Veranstalter abgestimmt, der sich in einer ähnlichen Größenordnung bewege. Damit wurde die Zahl von 200.000 Teilnehmern aus dem Vorjahr deutlich übertroffen.
CSD 2024 in Hamburg: Die schönsten und schrägsten Bilder
15:56 Uhr: Ein Teil der Trucks ist mittlerweile am Rathaus angenommen, viele sind aber noch auf der Route unterwegs. Derweil füllt sich der Rathausmarkt mit den feiernden Demo-Teilnehmenden. Es laufen Klassiker wie „Dancing Queen“ (ABBA) oder „Celebration“ (Kool & The Gang).
Auch hier setzen die Teilnehmenden wieder ein klares Zeichen gegen Rechts und für werben dafür, den Schutz queerer Menschen ins Grundgesetz aufzunehmen. „Der erweiterte Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes muss in Zukunft klarstellen: „Niemand darf wegen ... seiner sexuellen oder geschlechtlichen Identität... benachteiligt oder bevorzugt werden.“
Dies ist zwingend notwendig, damit Lesben, Schwule, trans* und intergeschlechtliche Menschen in der Rechtsprechung und Gesetzgebung nicht mehr als Bürger zweiter Klasse behandelt werden können.“ Der Staat müsse hier seiner Pflicht nachkommen und Diskriminierung auch aufgrund von sexueller oder geschlechtlicher Identität verbieten.
14.16 Uhr: Der Kampf um die Rechte der queeren Community steht beim CSD eigentlich im Vordergrund, doch offenbar versuchen auch einige Gruppen, die Parade für ihre ganz eigenen Zwecke zu kapern. So haben sich auch pro-palästinensische Demonstranten unter die Teilnehmenden gemischt. „No Pride in Apartheid - Free Palestine - End Zionism“ steht auf einem Spruchband.
Daneben gibt es auch Proteste gegen den Flugzeugbauer Airbus, der mit einem eigenen Truck auf dem CSD vertreten ist. Hier richtet sich die Kritik gegen die Militärflugzeuge von Airbus und Drohnen, die angeblich im Nahost-Konflikt zum Einsatz kommen. Der Protest gegen Airbus und Israel geht offenbar von den gleichen Personen aus.
13.38 Uhr: Mitten in der Langen Reihe ist ein Party-Truck liegengeblieben. Während der Kopf der Demo schon vom Hauptbahnhof Richtung Mönckebergstraße zieht, geht für den anderen Teil der Teilnehmer nicht mehr voran. „Die Kupplung an dem Lkw ist defekt“, sagt ein Polizist. „Er wird jetzt herausgezogen und dann geht es weiter.“ Die Feiernden stört das allerdings wenig. Sie genießen das perfekte Wetter und die Musik.
13:25 Uhr: Am Hauptbahnhof wird die Menschenmenge immer größer. Gejubel, Hupe, viel Musik, die Bürgersteige sind gesäumt mit Feiernden und Zuschauenden. Es wird viel Englisch gesprochen. Mittendrin auch ein gigantischer Oktopus. Die tanzenden und singenden Menschen bringen die Brücke über die Bahngleise zum Beben.
13.00 Uhr: Auch die Polizei hat sich pride-technisch hübsch gemacht und feiert bei der Parade mit. Zwei Beamte tragen dem Anlass entsprechend Regenbogenlook mit Fliege und Herzchen.
12.45 Uhr: Die Pride-Demo hat die Lange Reihe in St. Georg erreicht. Aufgrund der zahlreichen Teilnehmer – eine offizielle Zahl gibt es noch nicht – platzt die Straße aus allen Nähten.
12:24 Uhr: Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) ist ganz vorn bei der Pride-Demo mit dabei. An seiner Stirn ist auch ein kleines Tattoo zu erkennen.
Zusammen mit den Organisatoren und anderen Politikern trägt der Hamburger Regierungschef das große Banner mit dem Motto der Parade: „Du & ich gegen Rechtsdruck“.
11.55 Uhr: Der Demonstrationszug setzt sich pünktlich in Bewegung – die Trucks rollen allerdings noch nicht. Trotz zahlreicher Baustellen rund um den Treffpunkt sind bereits Tausende Teilnehmer vor Ort.
10.30 Uhr: So langsam geht es los: Vor dem großen Beginn des Hamburg Pride am Mittag sammeln sich gegen die ersten Wagen am Startpunkt. Der Mundburger Damm sei nun Richtung Alster gesperrt, sagte ein Sprecher der Verkehrsleitzentrale dem Abendblatt. Die Lage sei aber entspannt.
10.00 Uhr: Die S-Bahn hat ihren fünf Linien zur Hamburg Pride eigene Songs verpasst und verteilt diese nun über eine Playlist. Die Songs, die offenbar von einer KI erstellt wurden, sind etwas gewöhnungsbedürftig. So heißt es etwa im Titel für die Linie S2 im Pop-Stil „Von Altona bis Holstenstraße, wir gehen den Weg, Für Liebe und Freiheit, die keinen Bruch erträgt. In Sternschanze tanzen wir in bunter Pracht, Der CSD bringt Licht in jede dunkle Nacht.“
Der Linie S1 wurde – warum auch immer – ein Soul-Song verpasst, der S3 Electro und für die S5 darf es dann Eurodance sein. Wer‘s mag ...
Hamburg erhält bald Pride-Skulptur an der Alster
Als „Denk-Ort sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ soll an der Hamburger Alster ein gläsernes Kunstwerk in Regenbogenfarben entstehen. Das entschied die Behörde für Kultur und Medien im Anschluss an einen internationalen Kunstwettbewerb sowie im Dialog mit Menschen aus Hamburgs LGBTQIA-Community, hieß es in einer Mitteilung der Kulturbehörde.
Das Projekt, das mit rund 300.000 Euro umgesetzt werden soll, nennt sich „Pavillon der Stimmen“ und wurde als Entwurf vom Studio Other Spaces eingereicht. Das Duo aus Sebastian Behmann und Ólafur Elíasson gewann bei dem Wettbewerb den zweiten Preis.
Der „Denk-Ort sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ soll an der Ecke Neuer Jungfernstieg und Lombardsbrücke entstehen. Der Senat hatte dies bereits im vergangenen Jahr entschieden. Ziel des Denkortes sei es, Respekt und Anerkennung zu thematisieren und Sichtbarkeit für alle Personen der Community zu schaffen. Ausgegangen war die Idee von der Initiative „Denk-mal sexuelle Vielfalt“.
Mit dem ersten Preis wurde eigentlich der Entwurf „Für Capri und Roxi“ der Künstlerinnen Franziska Opel und Hannah Rath ausgezeichnet. Unter Abwägung verschiedener Interessen und aufgrund eines eindeutigen Stimmungsbildes von Community-Mitgliedern, die an dem Projekt beteiligt waren, habe man sich jedoch für die Umsetzung des zweitplatzierten Entwurfs entschieden.
CSD-Demo verläuft 2024 in Hamburg auf neuer Route
Anders als in vergangenen Jahren formiert sich der Demo-Zug zum CSD diesmal nicht auf der Langen Reihe, sondern auf dem Mundsburger Damm. Von dort geht es auf einer neuen Route über Schwanenwik, An der Alster, Lohmühlenstraße, Lange Reihe, Kirchenallee, Ernst-Merck-Straße, Glockengießerwall, Steintorwall und Mönckebergstraße bis zum Zielpunkt Bergstraße.
Die Änderung hat laut Veranstalter Hamburg Pride „sicherheitsrelevante Gründe“. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Teilnehmenden und Zuschauenden stetig gewachsen. „Daher ist es nicht mehr vertretbar, im Bereich Langen Reihe/Barcastraße zu starten. Es ist hier für so viele Menschen schlicht zu eng“, heißt es. Zudem sei man in der Langen Reihe beim Platz für die Aufstellung an ein Limit gestoßen.
Durch die Routenänderung entstehen neue Zuschauerbereiche auf den Straßen Schwanenwik, An der Alster, Lohmühlenstraße und dem Teil der Langen Reihe, der bislang für die Aufstellung genutzt wurde. Dass die Demonstration an der Bergstraße endet, hänge mit der Baustelle auf dem Jungfernstieg zusammen.
Einschränkungen während des CSD auch beim Hamburger S-Bahn-Verkehr
Mit dem Auto zur großen CSD-Demo? Keine gute Idee! Auf und entlang der Route sind zahlreiche Straßen für den Verkehr gesperrt. Die Polizei rät dringend, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Fahrrad oder zu Fuß zu kommen. „Alle anderen Verkehrsteilnehmenden werden gebeten, den Bereich rund um die Hamburger Innenstadt möglichst weiträumig zu umfahren.“
Doch auch der ÖPNV ist nicht frei von Einschränkungen. Baustellen am Verkehrsknotenpunkt Berliner Tor und an der benachbarten Eisenbahnüberführung Wendenstraße sowie in Hamburg-Eidelstedt behindern am Wochenende den S-Bahn-Verkehr.
Die Hamburger CSD-Demo zählt zu den größten Veranstaltungen ihrer Art in Deutschland. Die Kundgebung erinnert an den 28. Juni 1969, als die Polizei die Schwulenbar Stonewall Inn in der New Yorker Christopher Street stürmte, worauf Zusammenstöße zwischen Aktivisten und Sicherheitskräften folgten. Der Aufstand gilt als Geburtsstunde der modernen Schwulen- und Lesbenbewegung. Zuletzt wurde der CSD bereits in Köln und Berlin gefeiert.