Hamburg. Eine neue Studie belegt erhebliche Risiken beim Konsum von Xylit. Warum der Mediziner weitreichende Kennzeichnungspflicht fordert.

  • Ernährungs-Doc Matthias Riedl spricht im Podcast über eine neue Studie zu Birkenzucker (oder Xylit)
  • Der Zuckeraustauschstoff gilt oft als gesunde Alternative zu Zucker, doch scheint er der Gesundheit mehr zu schaden als zu helfen.
  • Außerdem gibt es ein leckeres Rezept für Cookies

Sie sind süß, kalorienarm oder -frei, günstig für den Blutzucker, man wird davon nicht dick und bekommt nicht so leicht Karies. Diese positiven Eigenschaften von Zuckeraustauschstoffen wie Xylit (Birkenzucker) werden aber überschattet von den Ergebnissen einer neuen Studie der Berliner Charité. Demnach sind höhere Werte des Süßstoffs Xylit im Blut mit einem deutlich erhöhten Risiko für schwere Herzerkrankungen und Schlaganfälle verbunden.

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Folge 51: Dr. Riedl: Warum man Zucker-Austauschstoffe meiden soll

Dr. Matthias Riedl - So geht gesunde Ernährung

„Das ist eine sehr ehrenvolle Studie von Dr. Marco Witkowski“, sagt der Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl. „Birkenzucker ist zwar eine natürliche Substanz, die auch im Körper vorkommt. Wir verwenden aber Birkenzucker in einer Dosierung, die tausendmal höher ist, als sie im Körper vorkommt. Der Kollege hat einfach mal geguckt, ist das denn noch gut, wenn eine natürlich im Körper vorkommende Substanz tausendmal höher dosiert ist?“

Dabei gelte der alte Satz: „Die Dosis macht das Gift“, sagt der Ernährungs-Doc im Podcast „Dr. Matthias Riedl. So geht gesunde Ernährung.“

Ernährungs-Doc Riedl meint: „Neue Studie zu Xylit muss man ernst nehmen“

Die Erkenntnisse zum Birkenzucker müsse man sehr ernst nehmen, sagt der Ärztliche Direktor des Medicum Hamburg. Es gebe zudem bedenkliche Ergebnisse für Erythrit, ebenfalls ein Zuckeraustauschstoff. „Dabei ist auch eine negative Wirkung auf die Herz-Kreislauf-Ergebnisse festgestellt worden, und damit sind die Zuckeraustauschstoffe tatsächlich auf eine ganz andere Weise als die Süßstoffe diskreditiert.“

Diese seien in Verruf geraten, weil sie im Verdacht stünden, die Darmflora negativ zu beeinflussen. Riedl sagt: „Man muss sich die Darmflora vorstellen wie einen gesunden Wald, und wir streuen da immer mal abwechselnd irgendwelche Chemikalien drauf.“

Vor allem kritisiert er, dass für jedes Medikament, das in Deutschland auf den Markt kommt, verpflichtend bewiesen werden müsse, „dass es das Herz-Kreislauf-Risiko nicht erhöht und keine andere Nebenwirkung hat. Für im Lebensmittelbereich zugesetzte Stoffe ist diese Verpflichtung nicht da.“

Dr. Riedl fordert bessere Kennzeichnungspflichten für Lebensmittel

Bis vor Kurzem habe er Xylit noch empfohlen, aber das müsse er jetzt zurücknehmen, sagt der Ernährungs-Doc: „Die Daten für Xylit sind erschreckend, finde ich. Für mich gilt, was Lebensmittel angeht, die Annahme, dass ich damit nicht schaden will. Wenn ein Verdacht besteht, muss jeder selber überlegen, ob er diesen möglichen Schaden in Kauf nehmen will, ob es ihm das wert ist.“

Seine Forderung sei ganz klar: „Alles, was ins Essen geschüttet wird, muss man untersuchen. Welche Auswirkungen hat es auf Herz-Kreislauf, auf die Darmflora und auf Diabetes. Das müssen wir nachholen. Ich erwarte hier Kennzeichnungspflichten.“

Ernährungs-Doc empfiehlt, lieber echten Zucker vorsichtig zu dosieren, statt Xylit zu nutzen

Was soll man also dann verwenden, wenn Süßstoffe und Zucker-Austauschstoffe nicht gesund sind, Zucker aber auch nicht? Denn auch Ahornsirup oder Honig sind ja zuckerhaltig. „Meine Devise ist: Wenn es süß sein muss, dann dosiere ich das mit Zucker“, sagt der Ernährungs-Doc. Zucker habe bis zu einer gewissen Grenze keine negative Wirkung.

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Das tägliche Zuckerkonto, das die Fachgesellschaften vorgeben, sei mit 50 Gramm definiert. Und das Gute sein: „Was in einem natürlichen Lebensmittel enthalten ist, muss da nicht einberechnet werden“, sagt Riedl. Zucker, Sirup und Fruchtsäfte zahlen allerdings auf das Zuckerkonto ein.

Rezept für zuckerarme Hafenflocken-Kekse

Haferflocken-Cookies

Für 15 Stück, 5 Minuten Zubereitung, 15 Minuten backen, Nährwert pro Stück: ca. 55 kcal, 2 g EW, 1 g F, 7 g KH

Haferflocken-Cookies aus: Dr. Matthias Riedl. Das 20:80 Kochbuch für Berufstätige, Gräfe und Unzer
Haferflocken-Cookies aus: Dr. Matthias Riedl. Das 20:80 Kochbuch für Berufstätige, Gräfe und Unzer © FUNKE Foto Services | Mark Sandten

Zutaten: 1 reife Banane, 150 g zarte Haferflocken, 2 EL Magerquark, 1 EL Erdnussmus, 1 TL Kakaopulver oder Zimtpulver (nach Belieben).

Zubereitung:
1. Den Backofen auf 175 Grad vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen.

2. Die Banane schälen und im Mixer fein pürieren oder mit einer Gabel zu Mus zerdrücken. Haferflocken, Quark und Erdnussmus und dem Bananenmus verrühren und die Masse nach Belieben mit Kakao oder Zimt mischen.

3. Aus der Masse mit angefeuchteten Händen 15 kleine Kugeln formen und nebeneinander auf das Blech legen. Die Kugeln mit den Händen oder einem Löffel leicht flach drücken.

4. Die Cookies im Ofen (Mitte) in ca. 15 Minuten goldbraun backen. Herausnehmen und vor dem Servieren abkühlen lassen. Sie halten sich luftdicht in einer Dose verpackt ca. drei Tage.

Dr. Matthias Riedl. Das 20:80 Kochbuch für Berufstätige, Gräfe und Unzer.
Dr. Matthias Riedl. Das 20:80 Kochbuch für Berufstätige, Gräfe und Unzer. © FUNKE Foto Services | Mark Sandten