Hamburg. In den Gewächshäusern von Planten un Blomen in der Hamburger City wohnt ein tierischer Bewohner. Und der sorgt für reichlich Aufsehen.
- Das Tropenhaus in Hamburgs Planten und Blomen hat einen ungewöhnlichen Bewohner
- Eichhörnchen Humboldt zog in das Gewächshaus ein, als es für Besucher geschlossen wurde
- Das klingt erstmal niedlich, hat aber auch seine Schattenseite
Ist es ein Vogel, der da so in den tropischen Gewächsen raschelt? Ist es ein unbekanntes Flugobjekt? Nein, es ist Humboldt, das Eichhörnchen, das sich durch die Schaugewächshäuser in Planten un Blomen, die umfassend saniert werden, hangelt. Zwischen Olivenbäumen, Kakteen und Bananenstauden hat es sich das Tier gemütlich gemacht – was nicht jeden erfreut und manchmal auch für Verwirrung sorgt.
Aber von Anfang an: Als die sanierungsbedürftigen Schaugewächshäuser des Botanischen Gartens in der beliebten Parkanlage von Planten un Blomen in der Hamburger City für Besucher geschlossen werden mussten, zog Humboldt ein. Das ist etwa vier Jahre her.
Planten un Blomen: Warum Eichhörnchen Humboldt im Tropenhaus in der Hamburger City lebt
Humboldt nannten die Mitarbeiter der Anlage ihren neuen Wegbegleiter in Anlehnung an den berühmten Namensvetter, der ebenfalls gern auf Forschungsreise in unbekannte Welten aufbrach. Doch schnell mussten die Botaniker erkennen, dass sie mit dem Namen nicht ganz richtig lagen.
„Wir haben das Eichhörnchen Humboldt genannt und dann festgestellt, dass es sich um eine Humboldtine handelt“, berichtet Pauline Rix, Leiterin der Schaugewächshäuser. Denn das Eichhörnchen fühlt sich mittlerweile so wohl, dass es hier auch schon seine Jungen bekommen hat. Bei dem Namen ist man trotzdem geblieben.
Eichhörnchen im Tropenhaus: Per Aushang informiert der Botanische Garten darüber
An den Scheiben der Gewächshäuser prangt mittlerweile ein Aushang zum Eichhörnchen. Darauf informiert man darüber, dass Humboldt hier lebt und es ihm gut geht. Denn der Nager wird immer wieder von aufmerksamen Besuchern des Parks durch die Scheiben erspäht. „Wir haben schon einige Mails und Anrufe von besorgten Menschen erhalten, die dachten, das Tier sei aus Versehen hineingeraten, finde nicht hinaus und hungere“, berichtet Rix. Das Gegenteil ist der Fall.
Die schlaue Eichhörnchendame hat erkannt, dass es im Gewächshaus sicher ist. Es weiß ganz genau, wie es durch geöffnete Fenster oder Luftschächte hinein- und hinausgelangt. In der Anlage finden die Mitarbeiter regelmäßig Nahrungsvorräte, die das Tier versteckt. „Im Granulat der Pflanzenkübel im Abstellraum haben wir zahlreiche Nüsse gefunden“, berichtet Rix. Eichhörnchen Humboldt ist sowohl im Tropenhaus, in Subtropen als auch im Kakteen- und Farnhaus unterwegs.
Manchmal höre man es auch plumpsen, berichtet Rix. Dann hat sich Humboldt verschätzt. „Die Pflanzen sind ja nicht für Eichhörnchen ausgelegt“, gibt die Leiterin der Schaugewächshäuser zu bedenken. Die großen Blätter der Bananenstaude geben unter dem Gewicht des Nagers beispielsweise nach. Das musste Humboldt auf die harte Tour lernen. Doch wer sieht, aus welchem Material und wie geschickt das Eichhörnchen seinen Kobel, ein rundliches Nest, in einem stacheligen Baum erschafft, ahnt, wie schlau es ist.
Planten un Blomen: Eichhörnchen richtet auch Schäden in Gewächshäusern an
„Das sind intelligente Tiere“, erkennt Rix an. Trotzdem wäre es ihr deutlich lieber, wenn Humboldt in seiner natürlichen Umgebung leben könnte. „Das Eichhörnchen richtet Schäden an“, berichtet sie. So würde es Pflanzen anknabbern und für den Kobelbau Äste abnagen. Da Eichhörnchen unter Naturschutz stehen, mache man aber nichts gegen den Eindringling, so die Leiterin der Schaugewächshäuser. „Unsere Hoffnung ist, dass es sich nach der Neuöffnung durch den Publikumsverkehr nicht mehr wohlfühlt und auszieht“, sagt Rix.
Nach derzeitigem Plan soll im kommenden Jahr ein Neubau auf dem Gelände des Botanischen Gartens in Flottbek entstehen, dann die Pflanzen ins Ausweichlager ziehen, bevor die umfangreiche Sanierung in Planten un Blomen losgehen kann. Noch hat Humboldt also weiterhin seine Ruhe im Tropenhaus.
Planten un Blomen in der Hamburger City: Eichhörnchen-Dame Humboldt schätzt Ruhe
Und die schätzt es auch sehr. Als im vergangenen Jahr aufgrund von Filmaufnahmen in den Gewächshäusern laute Musik gespielt wurde, zog die Eichhörnchendame kurzerhand um – zusammen mit ihren Jungen. „Wir waren überrascht, als wir gesehen haben, wie es ihre Jungen im Maul zu einem anderen, ruhiger gelegenen Kobel brachte. Es müssen mindestens vier gewesen sein“, berichtet Rix. Die Jungen sind dann später aus dem Gewächshaus ausgezogen, nur Mama Humboldt ist geblieben.
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Allerdings lebt das Eichhörnchen hier nicht allein, sondern in tierischer Nachbarschaft. Die Amsel und der Zaunkönig wohnen ebenfalls in den Schaugewächshäusern. Manche Tiere kämen auch her, um zu überwintern. „Was für Rentner Mallorca ist, ist für Tiere das Tropenhaus“, sagt Rix. Wobei Humboldt auch da eine Ausnahme darstellt. Für die Winterruhe zieht sich die Eichhörnchenfrau lieber nach draußen zurück, in die Kälte.