Hamburg. Bucerius Law School will Platz für 100 weitere Studenten schaffen. Was für 50 Millionen Euro entsteht – und was Hamburger davon haben.
Wer hier an der Jungiusstraße im Stadtteil St. Pauli steht, erblickt nur einen tristen Parkplatz. Ein paar Hundert Meter weiter beginnt schon Planten un Blomen, der schönste Park Deutschlands – wenn man einem aktuellen Ranking Glauben schenkt. Schön ist der Parkplatz nun bei Weitem nicht, aber seine Tage sind gezählt.
Denn die daneben ansässige Bucerius Law School, eine private Stiftungshochschule für Rechtswissenschaft, hat Erweiterungspläne. Auf der Fläche soll ein sechsstöckiger Neubau entstehen, der unter anderem Platz für Büros, eine Kita und einen großen Veranstaltungshörsaal bietet. Damit nicht genug, es ist noch weiterer Neubau geplant.
Planten un Blomen: Erweiterung der Elite-Uni – Kosten rund 50 Millionen Euro
Auf einem zweiten Baufeld an der Marseiller Promenade soll die Hochschule ebenfalls erweitert werden. Noch steht hier ein Altbau, der die Hochschul-Kita beherbergt. Der Zeitplan sieht deshalb so aus: Erst wird auf dem Parkplatz ab 2025 das sechsstöckige Gebäude errichtet. Dann kann die Kita umziehen. Anschließend wird der Backsteinflachbau aus den 1950er-Jahren hinter den Schaugewächshäusern von Planten un Blomen abgerissen. Voraussichtlich ab 2027 wird dann an dieser Stelle wieder gebaut.
Während das Gebäude an der Marseiller Promenade rund 2900 Quadratmeter Fläche umfasst, wird der sechsstöckige Neubau auf der anderen Seite sogar 4400 Quadratmeter Bruttogeschossfläche aufweisen. Viel Platz für neue Ideen und vor allem viel Geld, das die „Zeit“-Stiftung Bucerius in die Hand nimmt. Auf 50 Millionen Euro wird die Gesamtinvestition geschätzt. Stand heute.
„Für uns ist das ein ganz großer Schritt“, sagt Benedikt Landgrebe, stellvertretender Geschäftsführer der Bucerius Law School. Denn mit der Erweiterung geht auch eine geplante Erhöhung der Studentenzahl einher. Können derzeit etwa 120 Studentinnen und Studenten pro Jahr hier ein Jura-Studium beginnen, sollen es nach der Erweiterung jedes Jahr rund 150 sein. Damit würde die Gesamtzahl von 600 auf rund 750 Studenten steigen. „Das wird schon merklich mehr sein“, sagt Landgrebe.
Bucerius Law School ist bei Hamburgern sehr beliebt – „Bewerbungen nehmen zu“
Die Nachfrage sei groß. Pro Jahr bewerben sich etwa 600 Interessente um einen Studienplatz. „Die Bucerius Law School ist auch bei den Hamburgern sehr beliebt, die Bewerbungen aus der Stadt nehmen zu“, so Landgrebe. „Wer bei uns keinen Platz bekommt, geht zum Jura-Studium meistens in eine andere Uni-Stadt, so zeigen es Umfragen unter Bewerbern.“
Ein zusätzlicher Vorteil für Hamburg: „Durch einen weiteren besonders schönen Hörsaal für 200 Personen wird die Hochschule auch zusammen mit der Stiftung das Angebot an eintrittsfreien, kulturellen und gesellschaftspolitischen Veranstaltungen für die Stadtgesellschaft weiter ausbauen können“, verspricht Landgrebe. Schon jetzt gebe es während der Vorlesungszeit zwei bis drei Abendveranstaltungen im Monat, zu denen die Öffentlichkeit eingeladen ist. Das wolle man weiter ausbauen.
Offener Campus für Hamburg soll entstehen, viele Veranstaltungen geplant
„Die Neubauten an der Bucerius Law School stärken den Hochschulstandort Hamburg und unterstützen die exzellente Entwicklung der Bucerius“, erklärt Manuel J. Hartung, Vorstandsvorsitzender der „Zeit“-Stiftung Bucerius. „Der Bucerius Campus soll als offener Campus viele Möglichkeiten für den Diskurs einer offenen Gesellschaft bieten: mit Veranstaltungen und mit Möglichkeiten zum Austausch für alle Hamburgerinnen und Hamburger.“
Mehr zu Planten un Blomen
- Planten un Blomen: Im Café Seeterrassen wird wieder getanzt
- Planten un Blomen: So bunt werden die Wasserlichtspiele
- Deutschlands beliebtester Park? So denken die Hamburger
Doch zuvor braucht es einen neuen Bebauungsplan. Das wurde schon 2021 von der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte entschieden, jetzt soll es auch umgesetzt werden. Auf Anfrage teilt die Sprecherin des Bezirksamts Mitte Elsa Scholz mit: „Die Öffentlichkeitsbeteiligung soll im Sommer 2024 stattfinden.“ Für einen Monat wird dann der Bebauungsplanentwurf öffentlich ausgelegt. Anschließend werden die möglichen Einwendungen abgewogen.
Planten un Blomen: Hochschulneubau am Park – Lage erfordert sensiblen Umgang mit Umgebung
Bezirkssprecherin Scholz betont: „Die städtebaulich-hochbauliche Neuordnung betrifft ausschließlich die privaten Flächen der Law School und nicht die Flächen von Planten un Blomen.“ Dennoch waren die besondere Lage des Plangebiets in unmittelbarer Nähe zu Planten un Blomen, den Schaugewächshäusern und die denkmalgeschützten Gebäude bereits während des vorgeschalteten Qualifizierungsverfahrens ein wichtiger Belang für die Stadt und erforderten einen sehr sensiblen Umgang mit der Umgebungssituation.
„Der laufende Bebauungsplan sieht beispielsweise vor, dass der aktuelle Baumbestand erhalten bleibt und dass es gegebenenfalls zu Ersatzpflanzungen kommt“, sagt Scholz.