Hamburg. Auch wenn Steaks keine Schnäppchen sind: eine schöne Bereicherung der Gastroszene – so eine Art Laden hat in der Stadt bisher gefehlt.
Nachdem der Grill Royal sich nunmehr über Dezennien in Berlin als Biotop der Schönen & Reichen etabliert hat, wagten die Betreiber dieses Jahr den Sprung ins kühle Hamburg. Die große Frage dabei: Würde die lebendige Mischung aus altem Geld, Bling-Bling, International und IT-Business, Escort (nicht der Ford), Politik und A- bis Z-Prominenz aus Presse, Funk, Buntfernsehen und Internet auch in Hamburg zünden? Nach erster Inaugenscheinnahme vor Ort würde ich sagen: Ja.
Restaurant Hamburg: Grill Royal am Ballindamm
In der Eins-a-Lage am Ballindamm tummelt sich eine bunte, vielschichtige, internationale Gästeschar in der hellen, geschmackvollen Einrichtung. Man fühlt sich auf Anhieb wohl, kann dem emsigen Küchenteam in der gläsernen Küche bei der Arbeit zuschauen und sich daran erfreuen, nicht dort schuften zu müssen, sondern vom freundlichen Serviceteam umhegt und umsorgt zu werden.
Gutes Sylter Brot zum Einstieg in den Abend
Der Einstieg in den Abend wird auch erst mal gar nicht so teuer: Zwar kostet das gute Sylter Brot sechs Euro, aber eine Portion reicht für zwei bis drei und umfasst auch noch ein anständiges Schälchen bester Taggiasca-Oliven, Salzbutter und Premium-Olivenöl.
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Die gegrillten Calamaretti mit Kapern, Oliven und Petersilie (16 Euro) sind – wie alle Gerichte – aus Produkten erster Güte bereitet, allerdings recht zurückhaltend abgeschmeckt. Auch das handwerklich tadellose Ceviche vom Kabeljau mit Limette, Knoblauch, Chili und Dill (18 Euro) hätte, wenn zwar nicht unbedingt einen Doppelwumms, so doch etwas mehr Wumms vertragen können.
Beste Vorspeise des Abends ist der Pulpo
Die Goldmedaille bei den Vorspeisen geht so eindeutig an den vorzüglichen gegrillten Pulpo mit Spitzpaprika und Käferbohnen (25 Euro), gefolgt vom klassischen Tatar vom Weideochsen (22 Euro). Wenn man dann die Attraktion des Hauses, den Grill, meidet und als Hauptgericht beispielsweise das Risotto mit jungen Erbsen und Steinpilzen (18 Euro) sowie die sehr faire Wasserpauschale (5 Euro) wählt, bleibt jegliche Schnappatmung bei der Rechnung fern.
Grill Royal: Die Steak sind klasse, aber teuer
Ansonsten geht’s ans Eingemachte: Das 350-Gramm-Omaha-Natural-Ribeye vom US Black Angus ist zwar herausragend, schlägt aber mit 69 Euro zu Buche (das pommersche Pendant ist mit 63 Euro nur unwesentlich günstiger). Dafür liegt es jedoch nackt und bloß – wie einst das liebe Jesulein in der Krippe – auf dem Teller: Wenn man sich das gute Stück nun beispielsweise mit den tollen hausgemachten Pommes (7,50 Euro), dem eleganten Blattspinat (7 Euro) und dem vorzüglichen, konzentrierten Jus (5 Euro) aufbrezelt, landet man für das komplette Gericht bei 88,50 Euro.
Weinkarte mit 700 Positionen im Grill Royal
Der großartig edierten Weinkarte kommt zugute, dass auch der badische Winzer und Weinimporteur Fritz Keller, der bundesweit zu den Besten dieser beiden Zünfte zählt, hier seine Finger im Spiel hatte. So sind sowohl bedeutende deutsche VDP-Weine (ab 35 Euro) als auch rare Burgunder und Bordeaux vergleichsweise preisgünstig zu haben. Zwar meinte unser außerordentlich netter und kompetenter Sommelier Marvin „Wir haben hier leider erst 700 Weine auf der Karte, unser Schwesterrestaurant in Berlin verfügt über 1500 Positionen“ – aber auch damit setzt der Grill Royal in Hamburg Maßstäbe.
Restaurant Hamburg: Grill Royal empfehlenswert
Insgesamt ist das schon eine schöne, weltstädtische Bereicherung der hiesigen Gastroszene – so eine Art Laden hat hier gefehlt.
Ballindamm 17, Tel. 22 89 97 77, tgl. ab 17 Uhr, www.grillroyal-hamburg.de