Hamburg. Neue Kameras erhalten eine Software, die etwa Schlägereien erkennen kann. Die Polizei erklärt, wie das System funktioniert.
Eine neue Generation der Videoüberwachung soll ab Mitte Juli auf den Hansaplatz in St. Georg ein waches Auge auf das Treiben an dem Hamburger Kriminalitätsbrennpunkt haben. Vier der dort installierten Kameras werden mit einer Software ausgestattet, die beispielsweise Schlägereien erkennen kann.
„Wir haben den Hansaplatz nicht wegen einer angestiegenen Kriminalitätsbelastung, sondern wegen der vorhandenen Infrastruktur ausgesucht“, sagt Polizeisprecherin Sandra Levgrün. Erst einmal drei Monate lang soll dort das neue System über vier der dort angebrachten Kameras getestet werden.
Polizei Hamburg: Hansaplatz bekommt neue Kameraüberwachung
Was das System kann? Es soll verdächtige Situationen erkennen. Auf künstlicher Intelligenz (KI) beruht das System jedoch höchstens ansatzweise. Denn selbst lernen kann die Software nicht. Stattdessen wird diese von Mitarbeitern des Fraunhofer Instituts mit verdächtigen Situationen „gefüttert“. Personen in relevanten Situationen – beispielsweise einer Schlägerei – werden in Strichmännchen umgewandelt. Diese Vorlage wird in die Software integriert. Erkennt die Software anhand der algorithmischen Bildauswertung ein solches Muster, wird die Polizei alarmiert.
„Das System zieht keine eigenen Schlüsse“, sagt Levgrün. „Es ist wie ein Hinweisgeber.“ Der Vorteil: Erst wenn die Software eine verdächtige Situation erfasst, werden die Bilder auf die Bildschirme in der Polizeiwache am Steindamm gesendet. Dort erst wird die Situation bewertet und entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Somit wird es durch die Software keine Dauerüberwachung mehr geben.
Polizei Hamburg prügelt sich auf Hansaplatz – rein dienstlich
Besonders kurios: Wegen der neuen Software wird sich vermutlich ab Mitte Juli auf dem Hansaplatz auch mal dienstlich „geprügelt“. Polizisten sollen dort Schlägereien nachstellen, die dann als weitere Vorlagen für das System genutzt werden. So soll die Software noch besser und sicherer in der Erkennung von relevanten Situationen werden.
„Das wird vor Ort gemacht, weil es nur in einer echten Umgebung, bei den real vorhandenen verschiedenen Lichtverhältnissen Ergebnisse gibt, die als gute Vorlage taugen“, so ein Beamter. Bevor es losgeht müssen noch datenschutzrechtliche Belange geklärt werden. Damit sei man aber auf der „Zielgeraden“.
Hansaplatz: Bereits 2019 gab es eine neue Videoüberwachung
Die Testphase selbst ist zunächst auf drei Monate angelegt. Ist das System, dass es bereits seit einigen Jahren in Mannheim gibt, auf dem Hansaplatz erfolgreich, könnte es auch in anderen Bereichen, in denen es Kameraüberwachung gibt, eingesetzt werden – beispielsweise auf dem Kiez. Der Hansaplatz selbst ist bereits seit Jahren videoüberwacht. Die ersten Kameras wurden im Juli 2007 installiert. Im Oktober 2009 wurde die Videoüberwachung wieder ausgesetzt. 2019 wurde wegen der Kriminalitätsbelastung eine neue Videoüberwachung – bestehend aus 22 Kameras – angebracht.
Bislang werden die Aufnahmen, die nur zu bestimmten Zeiten stattfinden, 30 Tage lang gespeichert, bevor sie, wenn sie nicht Beweismittel für Straftaten sind, automatisch gelöscht werden. Nach einem Jahr hatte man in dem Bereich bei den Drogendelikten einen Rückgang um 62 Prozent und bei den Körperverletzungen um 38 Prozent verzeichnet.