Hamburg. Kerstan: “Es geht darum, die Überlebensfähigkeit Hamburgs sicherzustellen.“ Schutz vor katastrophalen Stromausfällen wird ausgebaut.

„Es geht darum – man muss es so dramatisch sagen –, die Überlebens­fähigkeit Hamburgs im Zuge eines Blackouts sicherzustellen.“ Mit diesen Worten hat Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) am Montag den Bau einer Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD) an der Dradenau in Hamburg-Waltershof angekündigt. Kerstan ist Aufsichtsratsvorsitzender der dafür verantwortlichen Hamburger Energiewerke und Stromnetz Hamburg.

Bei den vorgestellten Plänen handele es sich um ein „sehr gravierendes und sehr bedeutsames Projekt“, betonte der Umweltsenator in der Zentrale von Stromnetz Hamburg am Überseering. Einen echten Blackout, also einen flächen­deckenden und länger anhaltenden Stromausfall, habe es in Deutschland bislang zwar nur im Jahr 2006 gegeben. Dennoch wolle die Stadt eine „notwendige Vorsorge“ treffen, so Kerstan.

Stromausfall: Gaskraftwerk als Schutz vor Blackouts durch Cyberattacken

„Leider leben wir in unsicheren Zeiten und müssen zunehmend auch mit Cyberattacken, die nicht nur von Hackern, sondern unter Umständen auch von fremden Mächten durchgeführt werden, rechnen. Das ist mit Sicherheit kein Science-Fiction, worüber wir reden“, führte Jens Kerstan aus. Das geplante Gaskraftwerk im Hamburger Hafen soll demnach nicht nur Wärme liefern, sondern auch die Stromversorgung sicherer machen. Bei einem flächendeckenden Stromausfall könne die Gas- und Dampfturbinenanlage mithilfe von Akkus und Verbrennungsmotoren hochgefahren werden und das Stromnetz damit ohne externe Stromquellen schrittweise mit Elektrizität versorgen.

Die sogenannte Schwarzstartfähigkeit gebe es in Deutschland zurzeit noch nicht. Sie liefere vor allem den Vorteil, unabhängig vom Stromversorger zu agieren, merkte Kerstan an. Notstromaggregate, wie etwa in Krankenhäusern, würden maximal 48 Stunden halten. Ein längerer Stromausfall wäre daher ein Problem für die gesamte Infrastruktur, betonte der Senator.

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„Für uns ist die Schwarzstartfähigkeit von Dradenau eine wichtige Absicherung im Blackout-Fall“, sagte auch der Geschäftsführer von Stromnetz Hamburg, Thomas Volk. „Mit dieser besonderen Systemdienstleistung können wir gemeinsam einen Inselnetzaufbau realisieren. Dadurch wird ein Versorgungswiederaufbau für Hamburg in Teilbereichen möglich.“ „Unsere GuD-Anlage an der Dradenau leistet künftig nicht nur einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch zur Versorgungssicherheit Hamburgs“, fügte Christian Heine, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke, hinzu.

Die Inbetriebnahme des Gaskraftwerks ist für das Jahr 2025 vorgesehen. Die Gesamtkosten liegen laut Behörde bei rund 400 Millionen Euro. Das Gaskraftwerk soll zunächst dem Heizkraftwerk Tiefstack in Hamburg-Billbrook das Wiederanfahren ermöglichen. Wenn beide Anlagen laufen, stehen dem Hamburger Stromnetz laut Planung mehr als 400 Megawatt Leistung zur Verfügung. Das Heizkraftwerk Tiefstack soll spätestens von 2030 an auch mit Gas statt Steinkohle betrieben werden.