Hamburg. Hamburger Retter am U-Bahnhof Billstedt von vermeintlichem Patienten angegriffen. Warum zeitweise auch die Bahn ausgefallen ist.

Niederträchtiger geht‘s kaum: Angriffe auf jene, die helfen wollen und Leben retten, gibt es immer wieder – man denke nur an die irritierenden Bilder vom Jahreswechsel in Großstädten wie Berlin oder an die jüngsten Attacken auf Rettungskräfte bei einem Einsatz im Landkreis Helmstedt vor wenigen Tagen.

Am Freitagabend hat es eine Rettungswagenbesatzung in Hamburg erwischt – und diese Attacke hatte sogar Auswirkungen auf Dutzende Unbeteiligte und den U-Bahn-Verkehr. Gegen 18 Uhr war die Crew wegen eines internistischen Notfalls zum U-Bahnhof Billstedt gerufen worden. Kaum waren die Feuerwehrleute eingetroffen, entpuppte sich der vermeintliche Patient jedoch als weit weniger hilfsbedürftig, als es der Notruf erahnen ließ. „Beim Antreffen des vermeintlichen Patienten ist dieser verbal mit Morddrohungen gegen die Besatzung vorgegangen“, sagt Feuerwehrsprecher Timo Juhani Riedl. Einen Schlagversuch hätten die Lebensretter jedoch abwehren können.

Rettungswagencrew löst nach Morddrohung in Billstedt Notruf aus

Offenbar wollte oder hatte der Mann einem der Retter mit der Faust in den Bauch geschlagen, ganz klar ist das noch nicht, wie ein Sprecher des polizeilichen Lagedienstes dem Abendblatt auf Anfrage sagte, hier liefen die Ermittlungen noch. Einem Rettungswagenmitglied gelang es jedenfalls, per Funkgerät die Leitstelle zu alarmieren. Diese entsandte sofort mehrere Fahrzeuge der Berufsfeuerwehr, ein Notarzteinsatzfahrzeug, einen Rettungswagen zum U-Bahnhof Billstedt und alarmierte die Polizei.

Um den zwischenzeitlich geflüchteten Täter zu fassen, ließ die Polizei die U-Bahnen anhalten, zumal der Verdacht bestand, dass der Mann per Bahn türmen wollte. Zwischen 18.25 und 18.33, acht Minuten lang, ruhte der Verkehr. Aufgegriffen habe man den Gesuchten wenig später am U-Bahnhof Horner Rennbahn. Nach der Personalienfeststellung sei der Mann wieder entlassen worden, so der Lagedienst weiter.

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Hinweise auf Drogen- oder Alkoholmissbrauch gebe es bisher nicht. Auch über psychische Erkrankungen des Mannes sei nichts bekannt. „Durch das konsequente Handeln der Rettungswagenbesatzung ist niemand verletzt worden“, so Feuerwehrsprecher Riedl weiter. Den Betroffenen stehe bei Bedarf eine Gesprächsnachsorge zur Verfügung.