Hamburg. Der Escape-Room in der Hamburger Altstadt ist der beste Deutschlands. Auch weltweit schneidet er gut ab. Das erwartet die Spieler.

Als Philip und Caroline Kirchhof am Sonnabend vor dem Fernseher in ihrer Wohnung in Hamburg-Eilbek saßen und die Live-Übertragung aus den USA verfolgten, war das ein bisschen so wie bei der Oscar-Verleihung der Filmbranche in Los Angeles. So viele nominierte Mitbewerber – und dann wurde tatsächlich ihr Escape-Room an der Brandstwiete in der Hamburger Altstadt genannt.

Escape-Room aus Hamburg mit „Oscar“ der Branche ausgezeichnet

Was für eine Überraschung: Das Ehepaar Kirchhof belegte mit seinem Escape-Room „Big Break“ den ersten Platz in Deutschland. Sieben deutsche Escape-Rooms waren in den Top 100 vertreten – damit hat Deutschland Platz 5 in der Länderwertung. Aus mehr als 30.000 berechtigten Räumen kamen die Hamburger mit ihrem neuesten Abenteuer „Der Spielzeugmacher“ in das Finale. Ein Komitee aus der ganzen Welt und Vielspieler hatten für den renommiertesten Preis der Szene abgestimmt.

Im Escape-Room „Big Break“ in der Hamburger Altstadt hat das Spiel „Der Spielzeugmacher“ den Branchen-Oscar gewonnen.
Im Escape-Room „Big Break“ in der Hamburger Altstadt hat das Spiel „Der Spielzeugmacher“ den Branchen-Oscar gewonnen. © BIG BREAK Hamburg | BIG BREAK Hamburg

Schon vor einigen Wochen wurden die Kirchhofs bereits darüber informiert, dass ihr Escape-Room zu den Nominierten für den Branchen-Oscar mit dem Titel „Terpeca“ gehört. Bei der Live-Übertragung aus den USA am vergangenen Wochenende wurden die 100 besten Räume der Welt gekürt. Seit 2018 werden wie beim Film-Oscar jedes Jahr die besten Escape-Rooms ausgezeichnet.

Medaillenspiegel der 100 besten Escape-Rooms der Welt:

  • Spanien: 21
  • USA: 19
  • Griechenland: 17
  • Niederlande: 9
  • Deutschland: 7
  • Belgien: 5
  • Israel: 5
  • Kanada: 4
  • Polen: 3
  • Schweiz: 3
  • Großbritannien: 2
  • Italien: 2
  • Frankreich: 1
  • Österreich: 1
  • Australien: 1

Escape-Room: Vier verschiedene Abenteuer in der Hamburger Altstadt erleben

„Wir waren völlig sprachlos, als wir erfahren haben, den ersten Platz in Deutschland und den 14. Platz der Welt belegt zu haben“, sagt Philip Kirchhof. Die harte Arbeit und das Herzblut, das er, seine Frau Caroline und die 22 Mitarbeiter in den Escape-Room stecken, haben sich bezahlt gemacht, sagt er. „Wir sind unfassbar glücklich.“

Es steckt ja auch jede Menge Arbeit in solchen Escape-Rooms. Begonnen haben die beiden 2015 auf einer Fläche von 200 Quadratmetern, inzwischen haben sie sich vergrößert und bieten vier Abenteuer auf doppelt so vielen Quadratmetern an – und das trotz der Corona-Krise, die auch ihre Branche heftig getroffen hat.

Escape-Rooms: Sinn ist es, innerhalb einer Stunde ein Rätsel zu lösen

Bei Escape-Rooms gilt es, allein oder als Team innerhalb einer Stunde Rätsel zu lösen, um eine Mission zu erfüllen. Bei „Big Break“ an der Brandstwiete gibt es gleich vier Spiele, also vier Abenteuer, zu erleben. Jailbreak, bei dem es, wie der Name schon sagt, um einen Gefängnisausbruch geht.

Eine Szene aus dem Computerspiel „Der Spielzeugmacher“ im Escape-Room „Big Break“ in der Hamburger Altstadt an der Brandstwiete. Das Spiel gewann den Branchen-Oscar.
Eine Szene aus dem Computerspiel „Der Spielzeugmacher“ im Escape-Room „Big Break“ in der Hamburger Altstadt an der Brandstwiete. Das Spiel gewann den Branchen-Oscar. © BIG BREAK Hamburg | BIG BREAK Hamburg

„Bei Insomnia werden die Besucher in eine düstere, magische Traumwelt entführt – bis Ende Januar gibt es eine spezielle Weihnachtsedition“, so Philip Kirchhof. Time Travel, richtig, ist ein Zeitreise-Abenteuer. Ausgezeichnet aber wurde das Ehepaar Kirchhof für das neueste Abenteuer „Der Spielzeugmacher.“ Dieses Spiel läuft seit Mai.

Oscar für das Abenteuer „Der Spielzeugmacher“ im Hamburger Escape-Room

„Da geht es um einen leicht verrückten, verstorbenen Spielzeugmacher. Es entfaltet sich eine ganze Welt mit vielen Überraschungen und Spezialeffekten“, so Kirchhof. Die Abenteurer erhalten eine begehrte Einladung zu einer Audienz beim Besitzer eines berühmten Spielzeugladens.

Dort angekommen, entdecken die Spieler ein vermeintlich geschlossenes Geschäft ohne Besitzer. Die Tür springt dennoch quietschend auf und man kann eintreten. „Könnt ihr das Geheimnis um den mysteriösen Spielzeugladen und seinen Besitzer lüften?“, heißt es auf der Homepage von Big Break.

Hamburger Escape-Room-Betreiber denken sich Abenteuer aus und bauen die Räume

Die Ausstattung, der Kulissenbau und die Requisiten, so Philip Kirchhof, haben Theaterqualität. Alle Räume entwirft das Ehepaar selbst, alle Räume werden auch vor Ort gebaut. Auch die Geschichten denkt sich das Paar selbst aus.

Eine weitere Szene aus dem Computerspiel „Der Spielzeugmacher“ im Hamburger Escape-Room „Big Break“.
Eine weitere Szene aus dem Computerspiel „Der Spielzeugmacher“ im Hamburger Escape-Room „Big Break“. © BIG BREAK Hamburg | BIG BREAK Hamburg

„Das alles macht wahnsinnig viel Spaß“, sagt der 35-Jährige. An dem Spiel „Der Spielzeugmacher“ hat das Paar eineinhalb Jahre lang getüftelt. Solch ein neuer Abenteuerraum ist nicht ohne Risiko. Denn die Kosten dafür sind enorm. „Ein Raum in der Qualität kostet mindestens 100.000 Euro – eher mehr.“

Escape-Room in hoher Qualität kostet mindestens 100.000 Euro

Diese hohen Investitionen und die hohen Mieten in der Hamburger Innenstadt erklären auch den teuren Eintritt: Als Einzelspieler ist man mit 108 Euro dabei – aber je mehr Spieler mitmachen, desto günstiger wird das Abenteuer mit rund 35 oder 23 Euro pro Person. „Man ist allein oder mit seiner Gruppe im Raum und hat diese eine Stunde lang ganz exklusiv“, so Kirchhof.

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Der ist übrigens aus dem Ruhrgebiet extra mit seiner Frau nach Hamburg gezogen, um genau hier einen Escape-Room zu öffnen. „Wir haben so etwas einfach nicht in Essen gesehen.“ Eine genaue Analyse – Teil seiner Bachelor-Arbeit – hat Hamburg als optimalen Standort ergeben. Rund 4000 Besucher im Monat spielen bei ihm. „Das war die richtige Entscheidung, auch wenn es mal schwere Zeiten gab.“

Zur Auswertung: Mehr als 100 Escape-Room-Enthusiasten aus 32 Ländern haben an der Abstimmung teilgenommen und in den jeweiligen Räumen gespielt. Skurril: Die Spieler müssen dabei mehr als 200 Spiele für die Nominierung und mehr als 100 Spiele für die Abstimmung gespielt haben.