Hamburg. Die drei defekten Elemente werden vom Dach der Elbarkaden gehoben und ersetzt. Bei der Demontage kam es zu einem Zwischenfall.
Diese verflixten Windräder: Sechs Jahre lang drehten sie sich nicht – und das ausgerechnet auf der Deutschlandzentrale von Greenpeace, wo sie ein weithin sichtbares Zeichen für die Nachhaltigkeit des Gebäudes sein sollten.
Und dann wirbelt eines von ihnen im ungünstigsten Moment plötzlich los. Nämlich, als ein Kran es am Donnerstagmorgen vom Dach der Elbarkaden, einem Gebäude am Magdeburger Hafen in der HafenCity, herunter hievte.
HafenCity Hamburg: Greenpeace-Windrad fängt bei Demontage an zu wirbeln
Der Rotor mit einem Durchmesser von 3,6 Metern hing am Haken und drehte sich plötzlich unkontrolliert. Dabei dürfte allen Beteiligten ein mächtiger Schrecken in die Glieder gefahren sein. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn das drei Tonnen schwere Teil durch die Luft geflogen wäre.
„Beim Anheben des ersten Windrads mit dem Kran hat sich aufgrund einer verstärkten Windentwicklung vor Ort der Rotor in eine Drehbewegung gesetzt“, bestätigt die Bayerische Versorgungskammer, Eigentümerin der Elbarkaden, den Vorfall. „Das Windrad wurde komplett sicher nach unten transportiert, es bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr.“ Um dennoch eine Wiederholung zu vermeiden, wurde anschließend geprüft, ob die Rotorblätter schon auf dem Dach demontiert werden können.
Auch, wenn es noch ein bisschen länger dauert, bis alles unten ist: Die Ära der futuristischen Windkraftanlagen, die sich nur von der Fertigstellung der Elbarkaden 2013 bis zum Jahr 2017 gedreht hatten und dann wegen eines technischen Defekts stillgelegte werden mussten, ist hiermit beendet.
Greenpeace: Probleme mit Herstellern der Energieanlagen
Um sie von dem hohen Gebäude herunterholen zu können, wurde am Donnerstag auf einer Brachfläche an der Hongkongstraße ein 75 Meter hoher Kran aufgestellt und der Hongkongplatz für Fußgänger und Radfahrer gesperrt. In Auftrag gegeben hatte die Bergung der Windräder die Bayerische Versorgungskammer, der die Elbarkaden gehören.
Der Hersteller der drei Windräder war bereits damals, kurz nach dem Aufstellen, Konkurs gegangen. Daher hatten die Bayerische Versorgungskammer und Greenpeace zunächst versucht, Ersatz für die defekten Anlagen zu finden – vergeblich. Da auch keine Ersatzteile oder Spezialwerkzeug mehr für die Wartung lieferbar waren, vereinbarten sie, die Windräder gegen drehbare (nachführende) Fotovoltaikanlagen auszutauschen.
Drehbare Photovoltaikanlagen sollten Greenpeace-Windräder ersetzen
Auch dieses noch vor einem Jahr verkündete Vorhaben ist mittlerweile obsolet. „Die Windanlagen werden nicht durch ein nachführendes Fotovoltaiksystem ersetzt“, sagt Greenpeace-Sprecher Jan Haase. Hintergrund seien statische Probleme. „Nach längerem Nachfragen stellte sich im März 2023 heraus, dass der Hersteller der vorgesehenen Anlage keine ausreichenden statischen Berechnungen für die möglichen hohen Windlasten liefern konnte.“
Daraufhin wurde mit Hochdruck eine neue PV-Lösung gesucht – und gefunden: Für dieses sogenannte „Pergola-Dach mit Photovoltaikmodulen“ erstellt derzeit ein Ingenieurbüro ein Angebot über die technische Planung. Bleibe zu hoffen, dass dieses Mal alles klappt. Greenpeace-Sprecher Haase ist zuversichtlich.
Neue Anlage auf Greenpeace-Dach bis Mitte 2024 fertig
„Dieser Dienstleister arbeitet schon seit Jahren mit der Bayerischen Versorgungskammer zusammen und kennt das Gebäude inklusive der technischen Anlagen sehr gut.“ Angesichts der Verzögerung bei der Demontage der Windräder scheint der Termin für die Montage der neuen Photovoltaikanlage in weiser Voraussicht getroffen worden zu sein: Ihre Fertigstellung soll bis Mitte 2024 erfolgen.
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Ursprünglich wurden die drei Windräder auf dem Südflügel der Elbarkaden errichtet, um mit insgesamt 12.000 Kilowattstunden tageszeitbedingte Schwankungen in der hauseigenen Stromproduktion auszugleichen.
Zur Deckung des eigentlichen Strombedarfs sorgen seit Beginn an Photovoltaikmodule auf dem Dach und den verbleibenden Sockelflächen der Elbarkaden. Für die Verwendung lokaler, regenerativer Energiequellen wurde das Gebäude sogar ausgezeichnet.
HafenCity: Elbarkaden für nachhaltiges Konzept ausgezeichnet
Während die Wohn-, Büro- und Gewerbeeinheiten mittels Fernwärme versorgt werden, wird in der Greenpeace-Zentrale die Energie zum Heizen und Kühlen von zwei Sole/Wasser-Wärmepumpen bereitgestellt. Diese werden mit dem eigens erzeugten Solarstrom betrieben und von Energiepfählen und Erdsonden gespeist.
Die Wärmeverteilung im Haus erfolgt über Heizflächen und Radiatoren, für Frischluft sorgt eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Auch begrünte Ausgleichsflächen, eine effiziente Beleuchtung und die Nutzung von Regenwasser gehören zum nachhaltigen Energiekonzept.