Hamburg. Mann hatte auf dem Ernst-August-Kanal in Wilhelmburg erst einen Schuh, dann eine Tüte am Haken. Die Mordkommission ermittelt.
Ein Angler ist beim Fischen auf dem Ernst-August-Kanal in Wilhelmsburg auf Leichenteile gestoßen. Daraufhin rief der Mann die Polizei. Die Mordkommission und Taucher der Bereitschaftspolizei waren bis weit über Einbruch der Dunkelheit im Einsatz, wie ein Sprecher des Lagedienstes sagte. Nun sucht die Polizei Hamburg Zeugen.
Laut den Beamten zog der Angler an dem Kanal an der Straße Vogelhüttendeich am Sonntag gegen 11 Uhr zunächst einen Frauenschuh aus dem Wasser. Darin sollen sich Knochen befunden haben, die „vermutlich menschlichen Ursprungs sind“, wie der Sprecher des Lagedienstes bestätigte. Anschließend habe der Angler noch eine Tüte mit Knochen an die Wasseroberfläche befördert. Nachdem er einen kurzen Blick darauf werfen konnte, versank die Tüte wieder.
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Leichenteile am Kanal in Hamburg waren teilweise in Plastik eingewickelt
Bis weit nach Einbruch der Dunkelheit war die Mordkommission mit Polizeitauchern an der Fundstelle im Einsatz. Dabei haben die Taucher nach Abendblatt-Informationen mehrere Leichenteile geborgen, von denen einige in Plastik eingewickelt waren.
Wie die Polizei am Montag mitteilte, wird aufgrund der Auffindesituation davon ausgegangen, dass die Überreste dort schon länger gelegen haben könnten. Völlig unklar ist bisher noch, von wem sie stammen.
Angler findet Leichenteile in Hamburg: Zeugen gesucht
Die Ermittlungen der Mordkommission und der Abteilung für Kapitaldelikte der Staatsanwaltschaft Hamburg dauern an. Weitere Erkenntnisse sollen nun durch rechtsmedizinische Untersuchungen erlangt werden.
Die Polizei bittet auch die Öffentlichkeit um Hilfe. Zeugen, die am Auffindeort verdächtige Beobachtungen gemacht haben oder Hinweise im Zusammenhang mit der geschilderten Tat geben können, sollen sich unter 040/4286-56789 beim Hinweistelefon der Polizei Hamburg oder an einer Polizeidienststelle melden.
Fundort der Leiche ist wahrscheinlich nicht der Tatort
Sicher scheint bisher aber: Der Fundort ist nicht der Tatort. Die Straße, die kurz hinter der Brücke in den Buscher Weg übergeht, wird wenig genutzt. Nur ein paar Wohnhäuser befinden sich dort. Es gibt einige Kleingärten, die zu dieser Jahreszeit verwaist sind.
Der Fundort selbst ist weitgehend vor Blicken abgeschirmt, weil die Straße vor und hinter der Unterführung einen Knick macht. Dort hätte ein Täter oder eine Täterin mit einem Fahrzeug unbemerkt gehalten haben können, um die Leichenteile zu entsorgen.
Der Fall erinnert den der getöteten Prostituierten Maria A.
Der Fall erinnert an die Prostituierte Maria A., die unter dem Namen „Rosa“ in St. Georg gearbeitet hatte. Sie war im Sommer 2017 getötet und ihr Körper zerstückelt worden. In den folgenden Wochen waren immer wieder Leichenteile verstreut in der Elbe und im Goldbekkanal entdeckt worden.
Die Mordkommission hatte in dem Fall damals mit großem Aufwand ermittelt. Im Frühjahr 2020 wurden im Goldbekkanal gar Versuche mit Fleischstücken durchgeführt, um zu rekonstruieren, wo dort die in dem Gewässer entdeckten Leichenteile ins Wasser geworfen wurden. Der Fall ist bis heute ungeklärt.
Einen erkennbaren Zusammenhang mit dem Fund der Leichenteile jetzt in Wilhelmsburg gibt es bislang nicht.