Hamburg. Ein 48-Jähriger verabreichte einem Bekannten nahe dem Drob Inn einen „Speedball“. Sein Verhalten nach der Tat verschärfte das Urteil.
Der Mann lag bewusstlos da. Er rang mit dem Tode. Doch Amir G. (alle Namen geändert) kam nicht auf die Idee, dem 43-Jährigen beizustehen. Im Gegenteil. Er nutzte die Hilflosigkeit des anderen aus und stahl dessen Rucksack.
Dabei hätte Amir G. allen Grund gehabt, sich um Hilfe zu bemühen. Denn der 48-Jährige war mit verantwortlich für die katastrophal schlechte Lage seines Mitmenschen: Amir G. hatte Rafi H. in der Nähe der Hilfseinrichtung Drob Inn eine Mischung aus Heroin und Kokain gespritzt, einen sogenannten „Speedball“.
Diese Rauschgiftkombination, verbunden mit einem erheblichen Alkoholkonsum, war letztlich das Todesurteil für das Opfer. Rafi H. verstarb am 26. Mai dieses Jahres.
Tödlichen Drogenmix gespritzt: Gericht verhängt mehr als drei Jahre Haft
Am Mittwoch erging im Prozess gegen Amir G. das Urteil. Die Kammer verurteilte den 48-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zwei Monaten unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und Diebstahls in einem besonders schweren Fall.
Einer ihm völlig unbekannten Person Heroin und Kokain zu spritzen, wie Amir G. es getan hatte, sei „letztlich eine hochgefährliche Angelegenheit“, betonte der Vorsitzende Richter in der Urteilsbegründung. Und das Nachtatverhalten zeige, dass dem Angeklagten das Leben seiner Zufallsbekanntschaft „völlig egal“ gewesen sei. „Er sieht den mit dem Tode ringenden Mann liegen und versucht, sich auf Kosten dieses Menschen zu bereichern, indem er ihn beklaut.“
Ursprünglich war Amir G. vor Gericht unter anderem Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen worden. Amir G. und Rafi H. stammen beide aus Afghanistan, lebten aber schon viele Jahre in Deutschland.
Der eine, Amir G., hat eine lange Drogenkarriere, als vorbestrafter Dealer und als Konsument. Die Hilfseinrichtung Drob Inn und deren Umfeld war so etwas wie sein Zuhause. Und seine Gedanken drehten sich hauptsächlich darum, wie er sich den nächsten Schuss besorgen könnte. Der andere Mann, Rafi H., war schon lange von Rauschgift entwöhnt, hatte aber über längere Zeit regelmäßig reichlich Alkohol konsumiert.
Wechselwirkung mit Alkohol: Opfer des Drogencocktails starb an Atemlähmung
Am 24. Mai dieses Jahres lernten sich diese beiden Männer vor dem Drob Inn kennen. Gemeinsam beschlossen sie, ein Gemisch aus Heroin und Kokain zu konsumieren. Amir G., der Geübte, setzte sich zuerst die Spritze, dann verpasste er eine seinem neuen Kumpel. Dieser brach kurz darauf ohnmächtig zusammen und verstarb später an einer drogenbedingten Atemlähmung.
Entscheidend dabei: Der von dem Opfer zuvor konsumierte Alkohol hatte die Atemlähmung verstärkt. Dass er einen Pegel von 1,58 Promille hatte, war dem alkoholgewöhnten Mann allerdings nicht anzumerken gewesen. Als Amir G. zunächst sich selbst den Speedball spritzte, sei es ihm darum gegangen, „in einen Rauschzustand zu kommen“, erläuterte der Richter. Als er dem anderen Mann die Spritze injizierte, habe er erwartet, die dieser ebenfalls in einen Rauschzustand gerate. „Mit einer Lebensgefahr rechnete er nicht.“