Hamburg. Mit dem Umbau der Marseiller Straße gibt es jetzt eine grüne Verbindung zwischen zwei Parkteilen. Ein Platz ist kaum wiederzuerkennen.
Einen besseren Termin als einen heißen Augusttag hätte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) nicht wählen können, um den Wert des städtischen Grüns zu betonen. Und so stand der Politiker am Freitagvormittag sichtlich erfreut in der Nähe des Dammtorbahnhofs auf einem grünen Rasenhügel, der gerade mit Wasser besprengt wurde. „Wir brauchen die grüne Infrastruktur in immer heißeren Zeiten“, rief er dem Publikum zu. Darunter waren einige auswärtige Passanten, die sich staunend die Augen rieben, warum ausgerechnet die Eröffnung einer neuen Rasenfläche in Hamburg derart gefeiert wird.
Gemeinsam mit Ralf Neubauer (SPD), Bezirksamtsleiter in Hamburg-Mitte, zerschnitt der Umweltsenator wenig später ein rotes Band und eröffnete damit symbolisch die Erweiterung des Parks Planten un Blomen. Grund genug zu feiern. Denn mitten im Herzen der Stadt gibt es nun zwei Hektar mehr Grünfläche. Prägten bislang Beton und Asphalt die frühere Marseiller Straße mit dem Dag-Hammarskjöld-Platz, wachsen bald Bäume, Gräser und Stauden.
Der grüne Rasenhügel ist erst der Anfang. Insgesamt hat die Stadt rund 20,3 Millionen Euro investiert. Die Kosten für die Parkerweiterung betragen 14 Millionen Euro, für die Umgestaltung des Platzes 6,3 Millionen Euro.
Planten un Blomen: Wand vor Bahnhof Dammtor verschwindet
Die meisten Hamburger werden sich noch gut daran erinnern, wie es auf dem Areal früher aussah: Die vierspurige Marseiller Straße führte in tristem Grau in die Tiefgarage des Congress Center. Sie trennte den Park Planten un Blomen wie ein Canyon in zwei Teile. Mehr noch: Wer den Dammtor-Bahnhof auf seiner Südwestseite Richtung Dag-Hammarskjöld-Platz verließ, sah sich plötzlich einer sieben Meter hohen Betonwand gegenüber.
Um dem Grün in der Stadt mehr Raum zu geben, startete der Senat 2015 einen Realisierungswettbewerb, an dem sich 28 Architekturbüros beteiligten. Dabei konnte sich am Ende das Büro Pola Landschaftsarchitektur aus Berlin mit seinem Entwurf durchsetzen. Gemeinsam mit der Revitalisierung des Congress Center Hamburg (CCH) begannen dann die Umbauarbeiten.
Das Ergebnis ist jetzt zu sehen: Die Zufahrt zur Tiefgarage über die Marseiller Straße ist nunmehr überflüssig. Die Straße selbst wurde verfüllt und auf einer Fläche von rund zwei Hektar begrünt. Auf der Südwestseite des Dammtorbahnhofs bekommt der Dag-Hammerskjöld-Platz ein grünes Gesicht: Zahlreiche neue Bäume und weniger Stellplätze für Autos schaffen einen einladenden Ankunftsort. Wo früher die Betonmauer die Sicht und den Zugang zum Park blockiert hat, gibt es jetzt großzügige, barrierefreie Übergänge zu den Grünanlagen, zum CCH und Stephansplatz.
Marseiller Promenade verbindet zwei Teile von Planten un Blomen
Vor allem aber entsteht mit der neuen Marseiller Promenade eine öffentliche und barrierefreie Grünverbindung zwischen den beiden Parkteilen Alter Botanischer Garten und dem nördlichen Teil von Planten un Blomen. „Zusammen mit dem neu gestalteten Vorplatz des revitalisierten CCH hat der Raum insgesamt an Großzügigkeit und Weite gewonnen“, schwärmte Umweltsenator Kerstan.
Endlich sei Hamburg die störende Verkehrsschneise losgeworden, sagte Bezirksamtsleiter Neubauer. Das sei ein wirklicher Gewinn für Planten un Blomen mit seinen schätzungsweise vier Millionen Besuchern pro Jahr. Mit der Erweiterung vergrößert sich die Fläche von Planten un Blomen auf 49 Hektar.
Der Name des Parks steht für das plattdeutsche „Pflanzen und Blumen“ und entstand auf den früheren Wallanlagen der Stadt. Wo sich seit dem 30-jährigen Krieg (1618–1648) bis in die erste Hälfe des 19. Jahrhunderts die Befestigungs- und Schutzanlagen der Hansestadt erstreckten, befindet sich heute der beliebte Park.
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Von 1863 bis 1930 hatte auf diesem Gelände Hamburgs Zoologischer Garten einen Sitz. Es war damals der fünfte Zoo in Deutschland und Alfred Brehm (1829–1884) sein erster Direktor. Am Dammtor-Eingang von Planten un Blomen steht noch heute eine im Jahr 1821 gepflanzte Platane. Der berühmte Zoologe und Verfasser von „Brehms Thierleben“ hat oft Zeit in ihrem Schatten verbracht.
Nach dem Ende des Zoologischen Gartens, der nicht mit Hagenbecks Tierpark konkurrieren konnte, verbesserten Internationale Gartenausstellungen (IGA) in den Jahren 1953, 1963 und 1973 das Antlitz der grünen Anlage. „Ein Juwel, das nach der Revitalisierung jetzt noch mehr strahlt“, sagte Senator Kerstan bei der Eröffnung.