Hamburg. Mit fast drei Jahren Verspätung wird das Messezentrum am Freitag wieder eröffnet. Kritik gibt es an der massiven Kostenexplosion.
Strahlend blauer Himmel über dem CCH (Congress Center Hamburg) am Bahnhof Dammtor. Die Wasserspiele sprudeln, der Rasen ist akkurat gestutzt. In der lichtdurchfluteten Eingangshalle, die 25 Meter hoch ist, warten bereits CCH-Chefin Heike Mahmoud und Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress GmbH. Mit dabei ist auch Hartmut Hofmann, der Bereichsleiter Produktion arbeitet seit 1994 in dem Gebäudekomplex, der Ende 2016 geschlossen und revitalisiert wurde.
Imposant – mit diesem einen Wort lässt sich das mit französischem Naturstein ausgelegte Foyer beschreiben. Dazu passt die „weltgrößte Pendelleuchte, die 1,2 Tonnen wiegt“, wie Heike Mahmoud beim Pressetermin zu berichten weiß. Von dort gelangen die Gäste mit Rolltreppen oder über die Freitreppe auf die weiteren drei Ebenen. All diese spektakulären Details werden auch die rund 1100 Gäste zu sehen bekommen, die am Freitag zur Eröffnung des „neuen“ CCH eingeladen sind. Natürlich wird Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sprechen, und die Spitzen der Hamburger Gesellschaft werden durch eines „der größten und modernsten Kongresszentren Europas“, so Mahmoud, flanieren.
Congress Centrum Hamburg: Kritik an massiver Kostenexplosion
Die Frage ist, ob dann auch über Geld gesprochen wird. Denn die Revitalisierung des CCH – für die die städtische Sprinkenhof GmbH verantwortlich ist – hat sich zu einem Fass ohne Boden entwickelt. Die Kosten sind explodiert. „Bei der Sanierung des CCH ist das vom Bürgermeister versprochene kostenstabile Bauen komplett gescheitert. Mehrkosten von 100 Millionen Euro innerhalb weniger Jahre und mehrfache Bauverzögerungen zeigen, dass der Senat mit diesem Projekt überfordert war“, sagt CDU-Haushaltsexperte Thilo Kleibauer.
Und hier noch einmal die Fakten: Das CCH wird fast drei Jahre später als geplant offiziell wiedereröffnet, ursprünglich sollten dort im Sommer 2019 wieder die ersten Kongresse abgehalten werden. Eigentlich sollte die Frischzellenkur mit Teilabriss für den 1973 eröffneten Gebäudekomplex 194 Millionen Euro kosten. Im aktuellen Bericht zum Bau-Monitoring des Senats an die Bürgerschaft waren es dann rund 293 Millionen Euro (wir berichteten). Woran es lag, auch das steht in dem Bericht. Da ist zum Beispiel von „Störungen im Bauablauf und Mehrkosten durch unerwartete Asbestfunde sowie Schlechtleistungen bei Auftragnehmern“ die Rede. Und es wird darauf hingewiesen: „Die endgültige Höhe der Gesamtbaukosten wird erst nach Prüfung der am Bau beteiligten Unternehmen, deren Abgleich mit Gegenforderungen und einer rechtlichen Auseinandersetzung mit einzelnen Unternehmen feststehen.“ Es bleibt also spannend.
Aber zurück zum Rundgang. Der Tross hat den Saal 3 erreicht. Nostalgie kommt auf. Ja, sie hängen noch, die rund 1200 Kannendeckenleuchten. Diese mussten erhalten werden, wurden aber innen mit LED-Leuchtkörpern ausgestattet. „Es wurde alles unter strengsten Denkmalschutzauflagen saniert“, sagt Hofmann. Bei der Sanierung ist auch die ursprüngliche rote Wandfarbe wieder aufgetaucht, und jetzt strahlt der Saal in Knallrot. Generationen von Hamburgern haben hier Abi- oder Tanzabschlussbälle gefeiert. Und Hartmut Hofmann weiß zu berichten, dass hier einst auch Volksschauspielerin Heidi Kabel ihren Geburtstag gefeiert hat. Auf der CCH-Internetseite wird dieser Raum als „Hamburgs größter Ballsaal“ beworben, der ist übrigens mit Parkett aus nachhaltig nachwachsendem Bambus ausgelegt und bietet bei einem Bankett Platz für rund 1500 Personen.
Congress Centrum Hamburg: Saal 1 erstrahlt in neuem Glanz
Doch es gibt noch einen anderen Ort im CCH, der das Herzstück ist. Die Rede ist vom Saal 1. An dieser Stelle darf es wieder ein Superlativ sein. Mit 3000 Sitzen ist es der größte fest bestuhlte Saal der Stadt. Jahrzehnte traten hier Schlagerstars wie Udo Jürgens oder Howard Carpendale auf. „Das Schönste waren für mich die Echo-Verleihungen hier im Saal 1“, sagt Hofmann. Leider wanderte der inzwischen eingestellte Musikpreis 2001 nach Berlin ab. Der Saal 1 erstrahlt in neuem Glanz. Aber auch hier wurde wegen Denkmalschutz der rote Klinker an den Wänden erhalten. Der graue Teppich ist natürlich frisch verlegt und die Sitze in Erdfarben mit 100 Prozent Schurwolle bezogen. Hartmut Hofmann verrät, dass diese von der italienischen Edelmöbelmarke Poltrona Frau stammen. Die hat auch die Elbphilharmonie ausgestattet.
Und ziemlich zum Schluss geht es dann zu dem Saal, der der Favorit von Hartmut Hofmann und Bernd Aufdeheide ist. Der trägt den Namen Z. Das dunkle Blau der 965 Sitzplätze und der Wände vermittelt eine maritime Atmosphäre, und das hat es wohl auch den beiden Herren angetan. Der Saal Z liegt auf der Ebene 3. Die ist der höchste Punkt und bietet durch die Glasfassade einen Blick auf Planten un Blomen. Das neue CCH hat eine Gesamtfläche von 36.000 Quadratmetern und bietet Platz für bis zu 12.000 Personen. Es stehen 50 Säle zur Verfügung.
Dass das Kongresszentrum ein großer Erfolg wird, da ist sich Messechef Aufderheide sicher. Das neue CCH werde mit seiner hohen Funktionalität Maßstäbe setzen und den Ansprüchen heutiger Kongressveranstalter absolut gerecht werden. Die Nachfrage sei bereits sehr hoch. Insgesamt sind bis Jahresende noch mehr als 30 Veranstaltungen mit rund 63.000 Teilnehmern gebucht.