Hamburg. Warum der Riverbus erst die Rampe nicht hochkam, aber nach dem Abgang der Passagiere einfach wieder losfahren konnte.
Die Havarie des Riverbus ist aufgearbeitet und es hat sich gezeigt: Der Bus, der sowohl zu Wasser als auch zu Lande unterwegs ist, hatte gar keinen Defekt. Nach einem ausführlichen Werkstatt-Check und mehreren reibungslosen Probefahrten ist das weltweit einzigartige, weil dreimotorige Amphibienfahrzeug schon wieder im Dienst.
Am Sonnabend hatte der Hobbyfotograf Matthias Pryba vom Ufer aus gesehen, dass der Bus bei Entenwerder die Rampe nicht hochfahren konnte. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die restlichen Meter bis zum trockenen Ausstieg mit allen Passagieren aus eigener Kraft zu schaffen, ließen der Riverbus-Kapitän und der Geschäftsführer des Unternehmens, Jan-Peter Mahlstedt, die Fahrgäste mit einer Arbeitsbarkasse an Land bringen und erstatteten ihnen das Fahrgeld.
Riverbus-Havarie: Müll in der Hinterachse verfangen
"Es hatte sich Müll in der Hinterachse verfangen und eingedreht", sagten Mahlstedt und sein Co-Geschäftsführer Fred Franken. "Den sind wir schnell wieder losgeworden, als die Passagiere ausgestiegen waren und der so um rund drei Tonnen geleichterte Bus einfach wieder aufschwamm. Wir haben im Wasser die Räder rückwärts laufen lassen. Anschießend sind wir mit dem Schiffsdiesel wieder an die Rampe heran- und mit dem Motor für Landfahrten aus eigener Kraft die Rampe hochgefahren." Der anschließende Werkstatt-Check ergab, dass die Achse in Ordnung war.
"Nach heftigen Regenfällen wie am Sonnabend schwimmt regelmäßig sehr viel Dreck in der Billwerder Bucht", sagte Mahlstedt, "Tampen, Plastikplanen und so weiter. Da kann sich schon mal was in der Schraube oder der Hinterachse verfangen." Es war das erste Mal nach etwa 5000 Fahrten mit dem Riverbus, dass ein Problem aufgetreten ist.
Riverbus-Havarie: Zu keiner Zeit Gefahr für die Passagiere
"Für die Passagiere hat zu keiner Zeit irgendeine Gefahr bestanden. Der Bus stand ja praktisch schon an Land, es war ablaufend Wasser", sagte Mahlstedt. "Es wurde folglich auch niemand evakuiert. Wir haben die Passagiere an Land gebracht, weil sie nach Hause wollten und keine nassen Füße bekommen sollten."
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Mahlstedt und Franken freuten sich über zahlreiche Zuschriften, die sich für den "professionellen und ruhigen Umgang" der Crew mit dem stecken gebliebenen Bus bedankten. Die vom Beobachter Pryba geltend gemachten Sicherheitsbedenken wiesen sie zurück. "Wir sind Kapitäne und wissen solche Situationen einzuschätzen. Wenn Pryba eine echte Gefahr gesehen hätte, hätte er ja vermutlich auch selbst eingegriffen und die Polizei verständigt."
Riverbus: Doppelte Sicherheiten für den Ernstfall
Für den Ernstfall hat der nur von Fahrern mit Kapitänspatent bewegte Riverbus doppelte Sicherheiten: Die Ausstattung genügt sowohl den Vorschriften für Busse als auch denen für Binnenschiffe. So gibt es zum Beispiel eine Gangway, mit der man vom Bus trockenen Fußes auf einen Steg laufen könnte, wenn denn die Anlandung an Land tatsächlich unmöglich ist und der Bus wie ein Schiff festmachen muss.
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Außerdem hat der Riverbus als weltweit einziges Amphibienfahrzeug drei Motoren. Zwei Schiffsdiesel, davon einen als Sicherheit für den Fall eines ausfallenden ersten Motors, und einen dritten Diesel für den Landbetrieb. Neben den Rettungswesten und Feuerlöscheinrichtungen gibt es sogar einen Defibrillator an Bord und damit Sicherheit über das vorgeschriebene Maß hinaus.