Hamburg. Amphibienbus scheitert bei der Überfahrt ans Ufer und bleibt im Fluss stecken. Augenzeugen stellen sich die “Nackenhaare auf“.

Eigentlich wollte Mathias Pryba nur spazieren gehen und den Sonnenuntergang über der HafenCity fotografieren. Was er dann am Sonnabendabend mit seiner Digitalkamera an der Elbe in Entenwerder festhielt, lässt dem Betrachter den Atem stocken.

Die Fotos zeigen die Touristenattraktion HafenCity-Riverbus. Das Amphibienfahrzeug hat sich vor der Halbinsel Entenwerder in der Elbe festgefahren. An Bord etwa 20 Personen. Weit und breit keine Wasserschutzpolizei, geschweige denn Einsatzkräfte der Feuerwehr, um die Passagiere in Sicherheit zu bringen.

Havarie Riverbus: Festgefahren mit Gästen an Bord

"Der Riverbus wollte an der Entenwerder-Halbinsel die Elbe verlassen", beschreibt Pryba die Ereignisse. "An der Slip-Anlage angekommen, war das Wasser bereits etwas mehr zurückgegangen als sonst bei ablaufenden Wasser. Es muss dort ein Stein oder anderes Hindernis im Wasser gelegen haben". Der Fahrer des Busses habe mehrmals versucht, mit Schwung das Hindernis zu überwinden, bis der Riverbus stecken blieb.

Der Fahrer eines privaten Sportbootes sei schließlich zur Hilfe gekommen und habe versucht, mit seinem Boot den Riverbus freizuziehen, so Pryba. "Die Fahrgäste wurden aufgefordert, mal in den hinteren Teil des Busses, mal in den vorderen Bereich zu gehen, um das Fahrzeug freizuschaukeln. Das muss man sich mal vorstellen."

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Riverbus: Passagiere wurden mit Arbeitsbarkasse an Land gebracht

Die Versuche, den Riverbus freizuziehen, scheiterten. Schließlich seien die Passagiere mit einer Arbeitsbarkasse an Land gebracht worden. Von dort aus seien sie mit Taxis in die HafenCity gefahren worden. "Was mich am Abend zunächst verwunderte, war, dass keine Feuerwehr, kein Krankenwagen, Wasserschutzpolizei oder ein stärkerer Schlepper vor Ort war". 

"Im Nachhinein haben sich mir die Nackenhaare aufgestellt", sagt der geborene Hamburger. Mathias Pryba spricht von grober Fahrlässigkeit. Dass weder der Riverbus-Kapitän noch die Betreiber professionelle Hilfe angefordert hätten, sei unverantwortlich. Die Elbe sei schließlich ein gefährlicher Strom.

Havarie-Riverbus: Erinnerung an Barkassen-Tragödie von 1984

"Gestern war die Strömung dort gering, aber die Elbe kann auch anders", sagte Mathias Pryba am Sonntagmorgen im Gespräch mit dem Abendblatt: "Was hätte da passieren können?" Der 54-Jährige erinnert sich an die Tragödie im Hamburger Hafen im April 1984: "Kein Mensch hätte sich je vorstellen können, dass eine Barkasse im Hamburger Hafen sinkt und Menschen ertrinken."

Tatsächlich wurden am Sonnabendabend weder die Wasserschutzpolizei noch die Hamburger Feuerwehr über den Vorfall vor Entenwerder informiert. Das bestätigten die Lagedienste. Der Betreiber des HafenCity-Riverbus war am Sonntag für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

Riverbus-Chef äußert sich über Vorfall

Dem Radiosender NDR 90,3 nannte Riverbus-Geschäftsführer Fred Franken schließlich, dass sich offenbar etwas in der Hinterachse des Fahrzeugs verfangen hätte. Der Bus habe aber mit allen Sechs Rädern fest auf der Rampe gestanden, die 20 Fahrgäste hätten sich zu keiner Zeit in Gefahr befunden. Am Ende habe der Riverbus aus eigener Kraft an Land fahren können.

Hamburger Riverbus rollt und schwimmt seit 2016

Der Riverbus ist eine Mischung aus Bus und Schiff: Ein rollender Schwimmbus. Das Amphibienfahrzeug startet seit April 2016 in der Regel zwischen April und Oktober mehrmals täglich vom Brooktorkai aus zu einer gut einstündigen Tour durch die HafenCity. Zu seinen Stationen zählt auch die Halbinsel Entenwerder.

Erste Fahrt mit dem Riverbus

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