Hamburg. Deutschlandhaus, Springer Quartier und Burstah Ensemble – heutige Großbaustellen werden zu neuen Vierteln.

Großbaustellen prägen das Bild der Innenstadt. In allerbester Lage entstehen derzeit Neubauten für mehr als eine Milliarde Euro. So auch am Gänsemarkt. Dort ist das Deutschlandhaus verschwunden. Der oberirdische Abriss des Gebäudekomplexes ist abgeschlossen. Begonnen wurde mit dem Abbruch bereits im August 2019. Jetzt, ein halbes Jahr später, sind nur noch Kräne und Bagger auf dem Grundstück zu sehen.

Im Moment laufen die Vorbereitungen für den unterirdischen Abbruch. Dafür werden 450 Pfähle mit einem Durchmesser von je 80 Zentimetern bis zu 16 Meter tief in den Boden gerammt. „Das dient der Absicherung der Baustelle aufgrund der Siele und U-Bahn-Schächte in der Umgebung. Danach werden wir mit dem Aushub der Baugrube bis auf eine Tiefe von acht Metern starten“, sagte Guido Wiese, Geschäftsführer der ABG Development GmbH. Das Unternehmen ist für das Projekt verantwortlich. Die Grundsteinlegung für das neue Deutschlandhaus ist im Herbst geplant.

Wohnungen am Gänsemarkt sollen Ende 2020 fertig sein

Dem Vernehmen nach kostet allein der Neubau an der Dammtorstraße etwa 300 Millionen Euro. „Wir liegen voll im Zeitplan. Die Fertigstellung ist für Ende 2022 vorgesehen“, kündigte Wiese an. Wie berichtet, entsteht hier nach den Entwürfen von Stararchitekt Hadi Teherani ein neungeschossiges Bürogebäude. Im Erdgeschoss und in der ersten Etage sollen Einzelhandel und Gastronomie einziehen.

Das Atrium mit 20 Meter hohen Palmen und Wasserbecken unter einem 30 Meter hohen Kuppeldach soll öffentlich zugänglich sein. Außerdem sind innerhalb des neuen Gebäudes am Valentinskamp 30 Wohnungen geplant.

An der Dammtorstraße entsteht das neue Deutschlandhaus.
An der Dammtorstraße entsteht das neue Deutschlandhaus. © ABG | ABG

Die Bautätigkeit im Herzen der Stadt wird von der Politik unterstützt. „Mehr Vielfalt, mehr Wohnen, neue städtebauliche Qualitäten und Akzente entstehen an vielen Orten in der City. Hamburg startet mit vielen großen Projekten in eine ganz neue Dekade der Innenstadtentwicklung“, sagte SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf.

Burstah Ensemble mit Büros, Wohnungen, Gastro und Geschäften

Abgerissen ist inzwischen auch der Allianz-Turm am Großen Burstah. Mit dem Neubau soll im Juni dieses Jahres begonnen werden. Die Fertigstellung ist für Ende 2022/Anfang 2023 geplant. Der Bau soll rund 250 Millionen Euro kosten. Das Burstah Ensemble soll ein neues Quartier mit Büros, Gastronomie, Einzelhandel und 63 frei finanzierten Mietwohnungen werden. Auch der historische Globushof am Fleet wird Bestandteil des Quartiers. Ursprünglich sollte dort ein Hotel einziehen (wir berichteten). Aber es wird inzwischen auch die Option geprüft, dass Gebäude für Büroflächen zu nutzen.

Schon bald rücken die Bagger auch auf dem Commerzbank-Areal am Neß an. Mit dem Abriss des Hochhauses und des Altbaus – hier soll die Fassade teilweise erhalten werden – soll laut Projektentwickler Procom Invest in diesem Jahr begonnen werden. Die Neubebauung soll erst Ende 2021 starten, die ersten Nutzer Ende 2024/Anfang 2025 einziehen. An dem Standort sind rund 150 Wohnungen, Büros und Gastronomie geplant. Auch eine kulturelle Nutzung ist im Gespräch. Den Architekturwettbewerb hatte das Berliner Büro Bruno Fioretti Marquez gewonnen. Die Baukosten liegen bei rund 350 Millionen Euro.

Springer Quartier soll bald vermarktet werden

Das wohl größte innerstädtische Bauvorhaben ist das Springer Quartier. Die Modernisierung des denkmalgeschützten Hochhauses am Axel-Springer-Platz ist abgeschlossen. Dem Verlag Axel Springer SE wird die Immobilie als Mieter im Frühjahr übergeben. Daneben ist ein neues Gebäude mit einem Mix aus 53 Wohnungen und Büros entstanden. Hauptmieter ist die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, die rund 15.000 Quadratmeter nutzen wird und in der zweiten Jahreshälfte einzieht. Mit der Vermarktung der bis zu zehn Flächen für Gastronomie und Einzelhandel soll demnächst begonnen werden.

Nach der Fertigstellung des Quartiers wird die Kaiser-Wilhelm-Straße über einen Fußgängerboulevard bald mit der Fuhlentwiete verbunden. Die Hamburger Momeni Gruppe ist für die Planung und Bebauung des Springer Quartiers verantwortlich. Das gesamte Projekt wurde bereits für mehr als 400 Millionen Euro an ein Konsortium verkauft.

Die neue Marion-Gräfin-Dönhoff-Brücke ist eine beliebte Verbindung, um von den Alsterarkaden über das Alsterfleet zum Alten Wall zu gelangen. Die Fußgänger kommen dann direkt in der Passage des umgebauten ehemaligen Gebäudekomplexes der Vereins- und Westbank an. Das gesamte Projekt wird bis zum Frühsommer fertiggestellt. Die historischen Fassaden wurden erhalten, dahinter alles neu gebaut. Die meisten Büroflächen sind bereits bezogen.

Alter Wall wird zur Flaniermeile umgestaltet

Das Bucerius Kunst Forum war bereits im Mai vergangenen Jahres innerhalb des Gebäudes umgezogen. Bis Ende März betreibt das Modeunternehmen Unger einen Pop-up-Store im Erdgeschoss. Die ersten Geschäfte, darunter das traditionsreiche Bekleidungshaus Ladage & Oelke und die amerikanische Modemarke Anthropologie, werden im Herbst einziehen.

Auch Gastronomie mit Blick auf das Fleet ist geplant. Bauherr ist der Projektentwickler Art-Invest, die Gesamtinvestition liegt bei rund 300 Millionen Euro. Auch mit der Umgestaltung vom Alten Wall zu einer Flaniermeile durch das BID Nikolai Quartier soll demnächst begonnen werden. Im Herbst soll dort auch Kunst im öffentlichen Raum zu sehen sein.