Hamburg. Bürgermeister spricht in Wilhelmsburg über drei Themenkomplexe: Verkehr, Wohnungsbau und Naturschutz auf der Elbinsel.
Dass er dem Publikum nach dem Mund geredet hat, kann man von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) nach dem Diskussionsabend im Wilhelmsburger Bürgerhaus am Mittwoch nicht nachsagen:
Nein, die U4 wird in absehbarer Zukunft nicht nach Wilhelmsburg hinein verlängert; doch, die A 26 wird bis nach Stillhorn gebaut; und ja, das etwa viereinhalb Hektar große Gehölz zwischen Sportplatz Landesgrenze, Hafenrandstraße und Ernst-August-Kanal wird dem Wohnungsbau weichen, auch wenn sich Umweltschützer noch einmal zum Protest in die Bäume begeben.
Das war nicht, was die Anwesenden – zu 80 Prozent Wilhelmsburger, verstärkt von Moorburger A 26-Gegnern und der umweltpolitischen Straßentheatergruppe „Extinction Rebellion“ (XR) – hören wollten. Und doch hielten sich die Buh-Rufe in Grenzen.
Stringente Moderation
Dafür sorgte zum einen eine stringente Moderation durch die Veranstalter, den Verein „Zukunft Elbinsel“, zum anderen aber auch der Bürgermeister selbst, der nicht kurz angebunden „Basta!“ sagte, wie es einige seiner Amtsvorgänger getan hätten, sondern gut vorbereitet auf die Forderungen der Anwesenden einging, um sie dann allerdings doch mit langen Argumentationsketten abzulehnen.
Drei Themenkomplexe hatten die Veranstalter vorbereitet: Verkehr, namentlich A 26 und U 4; Wohnungsbau und Naturschutz auf der Elbinsel.
Die Ablehnung der Autobahn A 26 durch den Wilhelmsburger Süden machte Redner Michael Rothschuh deutlich: „Von dieser Pendler-Autobahn hat Wilhelmsburg nichts Positives, aber die negativen Auswirkungen schon: Mehr Lärm, Verkehr und Abgase, selbst wenn die Autobahn durch einen Tunnel geführt wird, wie an der Kornweide geplant.“
„Die U4 wird irgendwann nach Süden verlängert“
Tschentscher stellte die Gegenbehauptung auf: „Die A 26 wird Verkehr, der jetzt noch mitten durch den Stadtteil verläuft aus Wilhelmsburg herausziehen“, sagte er. Die ebenfalls von Rothschuh aufgestellte Forderung nach einer schnellen Verlängerung der U-Bahn-Linie 4 in die Wilhelmsburger Wohnquartiere lehnte der Bürgermeister allerdings ab.
„Die U4 wird irgendwann nach Süden verlängert, aber nicht jetzt. In den nächsten Jahren hat als Neubaustrecke die U5 Priorität. denn sie bindet Stadtteile ans Netz an, die bislang gar keine Schnellbahn haben. Danach können wir über den Ausbau anderer Strecken nachdenken. So lange müssen wir das bestehende Netz leistungsfähiger machen. Damit meine ich hier die S-Bahn.“
Manuel Humburg formulierte die Forderungen der Wilhelmsburger im Wohnungsbau: „Warum endet der Sprung über die Elbe hier an den Hafengrenzen, wo doch die Beispiele Harburger Binnenhafen und Grasbrook zeigen, dass es auch anders geht?“, fragte er.
300.000 Menschen pendeln nach Hamburg
„So werden neue Quartiere nur in der Wilhelmsburger Mitte geschaffen, wo alles enger und teurer wird und wo die Natur verschwindet.“ Tschentscher entgegnete, dass er glaube, dass die große Dichte an SAGA- und Baugenossenschaftswohnungen in Wilhelmsburg die Mietenentwicklung in bezahlbaren Grenzen halten würde.
Wohnungsbau und Umweltschutz sehe er auch dann nicht als Gegensätze, wenn für ein Bauprojekt Bäume gefällt werden: „Jeden Tag pendeln 300.000 Menschen aus dem Umland morgens nach Hamburg und abends zurück – im Schnitt 50 Kilometer und meistens mit dem Auto.
Je mehr wir die in die Stadt holen können, desto mehr tun wir für den Klimaschutz. Und dafür brauchen wir Platz!“, sagte er in Richtung Humburg und auch in Richtung Roswitha Stein, die zugespitzt beklagt hatte, dass „jede Grünfläche in Wilhelmsburg Gefahr läuft, mit einem Baugebiet überplant zu werden.“
Tschentscher blieb davon unbeeindruckt, wie auch von der Performance der XR-Aktivisten und dem emotionalen Statement der 13-jährigen A 26-Gegnerin Nua. „Wenn wir, wie Sie es zu fordern scheinen, alle Verkehrs- und Bauprojekte einstellen, wachsen uns die Probleme schnell über den Kopf“, sagte er.
Manuel Humburg zog gemischte Bilanz: „Der Bürgermeister hatte sich mit Wilhelmsburg beschäftigt und den Fragen der Bürger gestellt“, sagt er. „Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er etwas mitgenommen hat.“