Hamburg. Mit dem Bau des Provence-Abschnitts gelingt dem Miniatur Wunderland ein neuer Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.
Nur wenige Meter vom Petersdom in Rom entfernt wirbelt nach lautem Knall Konfetti durch die Luft. Mittendrin im bunten Papierregen stehen, fröhlich wie Kinder, die Zwillingsbrüder Gerrit und Frederik Braun. Sie befinden sich gerade vor Felsen und Feldern der Provence – und plötzlich springt Frederik Braun vor Enthusiasmus in die Höhe.
Willkommen im Miniatur Wunderland in der Speicherstadt, dem Wunderland der Weltrekorde. Die Braun-Brüder sind Erfinder und Geschäftsführer von Deutschlands beliebtester Touristenattraktion. Gerade hat ihnen das Guinness-Buch der Weltrekorde zwei neue Topleistungen bescheinigt. „Wir sind die größten der Welt“, jubeln die beiden, um prompt einen neuen Plan zu verraten: Das Miniatur Wunderland schlägt eine Brücke über den Fleet und wagt damit den Sprung über den Atlantik. Auf der gewonnenen Fläche von 3000 Quadratmetern soll unter anderem Südamerika entstehen.
Weltrekord zum dritten Mal geschlagen
Dem Guinness-Buch zufolge hat das Miniatur Wunderland den eigenen Weltrekord zum dritten Mal geschlagen: Die Gleislänge beträgt jetzt 15.715 Meter. Doch nicht nur das war der Grund zum Jubeln, als vor der noch unfertigen Kulisse der Provence die Korken knallten. Das Miniatur Wunderland erweitert seine Fläche in der Speicherstadt, lässt dafür eine 25 Meter lange Brücke bauen und zeigt auf dem neu gewonnenen Areal erstmals Südamerika en miniature. Insgesamt werden zehn Millionen Euro investiert.
Geplant sind in der ersten Bauphase der Amazonas und Rio de Janeiro, gefolgt von Patagonien. Bereits seit einem Jahr wird gemeinsam mit einem Kooperationspartner in Buenos Aires das nach eigenen Angaben waghalsigste Projekt des Miniatur Wunderlandes gebaut. In der argentinischen Hauptstadt ist es die Familie von Ricardo Martinez, die zusammen mit den Hamburgern den südamerikanischen Kontinent für das Wunderland der Weltrekorde entstehen lässt.
„Spannende Expedition ins Ungewisse“
Ricardo Martinez hatte 2002 in der Deutschen Welle eine Reportage über die Hamburger Attraktion gesehen, den Beitrag auf Videokassette aufgezeichnet und seinen vier Kindern immer wieder vorgespielt. Mit Erfolg. „Alle Kinder sind quasi mit dieser VHS und unserem YouTube-Kanal groß geworden“, sagt Gerrit Braun. „Sie wollten schon immer ins Wunderland, und nun begeben wir uns mit ihnen gemeinsam auf eine spannende Expedition ins Ungewisse.“
Die Eröffnung für diesen Bereich mit 115 Zügen, 32.000 Bäumen und 60.000 Figuren ist für Ende 2021 geplant. Für die Südamerika-Kulisse mit Rio, Feuerland, dem tropischen Regenwald, den Iguazú-Wasserfällen, Peru, Bolivien und Chile haben die Geschäftsführer ihre England-Pläne jedoch zunächst auf Eis gelegt. Ursprünglich war geplant, auf der anderen Seite des Fleets Teile Großbritanniens nachzubauen. „Wir haben quasi unseren Brexit bereits vollzogen“, sagt Frederik Braun schmunzelnd mit Blick auf die aktuellen politischen Entwicklungen.
Technisch anspruchsvolles Projekt
Freuen können sich die Besucher zudem auf die „Welt von oben“ und die Modelllandschaft Monaco und Provence. Sie soll im Jahr 2020 vollendet sein. Dort können die Besucher, wenn die letzten technischen Probleme gelöst sind, Miniatur-Formel-1-Rennen sehen. Die Wagen rasen mit Tempo 300 über die Strecke. Das Formel-1-Rennen gilt im Technik-Team neben dem Flughafen als das bisher technisch anspruchsvollste Projekt in der Geschichte des Wunderlandes. Schließlich muss gewährleistet sein, dass die Rennwagen täglich zwölf Stunden lang fahren können.
Deshalb läuft die Gestaltung des Abschnitts Monaco und Provence auf Hochtouren. Wo die Braun-Zwillinge als Kinder und Jugendliche einst ihre Ferien verbrachten, gehen die Arbeiten jetzt mit Bäumen und weiteren Gegenständen bis ins Detail. Spätestens Ende 2020 soll die 63 Quadratmeter große Fläche für die Besucher zugänglich sein.
Letzte Hand wird an das kleine, nur neun Quadratmeter große Modell der Kirmes gelegt. Die bisherige Kirmes stammte aus dem Eröffnungsjahr 2001 und passte wohl nicht mehr so ganz in die Zeit. Neue Fahrgeschäfte, rund 100.000 LEDs, 15.000 Figuren und viele technische Spielereien werden ab November die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich lenken. Zum Glück braucht es für die rasanten Fahrgeschäfte keine TÜV-Zulassung.