Hamburg. Video zeigt, wie die Mitarbeiter den “Scheich“ zum Auto tragen, ihm die Socken anziehen und frauenfeindliche Sprüche tolerieren.
Das Alsterhaus am Jungfernstieg wird zum Gespött im Netz – weil Mitarbeiter sich einem als Scheich verkleideten Schauspieler komplett unterworfen haben. Ein Satirevideo des Berliner Fashionblogs "Dandy Diary" dokumentiert, wie der vermeintliche Milliardär von Mitarbeitern des Luxuseinkaufszentrums auf Händen über den Fahrstuhl bis zum Auto getragen wird. Und das nur, weil er nicht mehr laufen wollte. Zuvor hatten ihm die Verkäufer die Socken angezogen und seine Bitte erfüllt, ihn am Rücken zu kratzen. Nach Blogangaben wurde das Video mit vier versteckten Kameras gedreht.
Auf Abendblatt-Anfrage räumt die KaDeWe-Group in Berlin ein, vermeintlich wohlhabende Kunden besser zu behandeln als andere. "Selbstverständlich bieten unsere Häuser einen VIP-Service, der auch ein Personal Shopping umfasst", sagt eine Sprecherin, die den konkreten Vorfall allerdings bedauert. "Im vorliegenden Fall haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jedoch nicht so gehandelt und sich verhalten, wie wir und sie selbst sich das vorstellen. Die Hausleitung hat daher ein intensives Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen geführt und sie auch nochmals eindringlich auf unsere Werte und Normen aufmerksam gemacht. Wir sind sicher, dass sich ein solcher Fall nicht wiederholen wird."
14-jährige Scheich-Frau hüpft auf Kommando
In dem rund zehnminütigen Video sucht der von seinen drei Ehefrauen begleitete vermeintliche Scheich nach Unterwäsche für seine jüngste Frau, die angeblich erst 14 Jahre alt ist. Eine Reaktion der Alsterhaus-Mitarbeiter bleibt aus, als sie davon erfahren. Sie verziehen auch keine Miene bei den zahlreichen frauenfeindlichen und homophoben Sprüchen des in einem sogenannten Thawb gekleideten Mannes.
Vielmehr zeigen die Verkäufer großes Verständnis für das Verhalten des vermeintlich wohlhabenden Gastes aus einem der Wüstenstaaten. Mitarbeiterinnen des Kaufhauses halten sich sogar die Ware an ihren Körper, damit der falsche Scheich sich vorstellen kann, wie die Unterwäsche an seiner Frau aussehen könnte. Diese muss zwischenzeitlich auf Kommando hüpfen – ein für die Verkäufer offenbar normaler Umstand. Und so wird der vermeintliche Scheich bis zum Ende seines Einkaufs von den Mitarbeitern des Alsterhauses hofiert.
Satire – aber gegen wen eigentlich?
Offen lassen die Macher des Videos die Frage, worauf sich die Satire letztlich bezieht. "Auf die Kultur der Scheichs? Oder aber auf eine Industrie, die – sobald das Bakschisch stimmt – offensichtlich keine Grenzen mehr kennt? Darf der weiße Mann 2019 die arabische Kultur parodieren, um das weiß-kapitalistische System zu entlarven?", heißt es vonseiten des Fashionblogs „Dandy Diary".