Hamburg. SPD, Grüne und CDU sind sich einig, dass ein neues Verkehrskonzept für die Hamburger Innenstadt erarbeitet werden muss.
Die Mönckebergstraße ist Hamburgs beliebteste Einkaufsmeile – aber es gibt ein großes Ärgernis für die Fußgänger: Täglich fahren dort rund 2000 Linienbusse. Hunderte Taxis und Radfahrer kommen hinzu. Die Straße zu überqueren, wird häufig zu einer Herausforderung. Die Politik im Bezirk Mitte will sich dieses Problems jetzt annehmen.
In einem gemeinsamen Antrag von Grünen, SPD und CDU beschloss die Bezirksversammlung Mitte zu prüfen, wie Busstrecken verlagert werden können. Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg, der den Antrag initiiert hatte, sagte dem Abendblatt, der Busverkehr müsse „deutlich eingedämmt“ werden: „Insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen ist die Überquerung von Hamburgs beliebtester Straße aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens eine große Herausforderung und nicht ungefährlich.“
Gemeinsam mit Experten, Bürgern und dem Einzelhandel müsse an einer Lösung gearbeitet werden, wie die Linienführung der Busse in der Innenstadt optimiert werden kann. Dazu soll es einen „Ideenworkshop“ geben. Laut Antrag werden dafür in einem ersten Schritt 15.000 Euro zur Verfügung gestellt. „Wir müssen gemeinsam mit den Besuchern, Gewerbetreibenden und Eigentümern eine Lösung für das Verkehrschaos auf der Mönckebergstraße finden“, sagte der SPD-Bezirksabgeordnete und Verkehrsexperte Tobias Piekatz dem Abendblatt.
Fahren Busse künftig über Steinstraße?
Handlungsbedarf sieht auch Mittes Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD): „Die Verkehrssituation auf der Mönckebergstraße ist kritisch. Deshalb ist es richtig, darüber zu diskutieren, wie das hohe Busaufkommen sinnvoll reduziert werden kann, ohne zu Einbußen bei der Erreichbarkeit zu führen.“ Als mögliche Alternativrouten gelten etwa die Steinstraße und die Bergstraße.
Unterstützung erhält der Vorstoß der Bezirksversammlung Mitte auch von dem verkehrspolitischen Sprecher der Grünen in der Bürgerschaft, Martin Bill. Der sieht die aktuelle Situation kritisch: „Der Busverkehr in der Mönckebergstraße nimmt immer mehr zu. Es ist super, dass so viele den HVV und die Busse nutzen, doch eine Bus-Polonaise auf dieser Einkaufsmeile hilft uns auch nicht weiter.“ Die Bürgerschaft habe bereits beschlossen die Busführung am Rathausmarkt zu überprüfen. Die Ideen aus dem Bezirk Mitte ergänzen dies perfekt, so Bill weiter.
Kommentar: Busse raus aus der Mönckebergstraße
Auf der Mönckebergstraße fahren die Linien 3, 5, 6, 17, 109, 31, 34, 35, 36, 37 sowie diverse Nachtbuslinien. Zu der Diskussion um zuviele Busse, sagte Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum auf Abendblatt-Anfrage: „Die Mönckebergstraße mit ihren vielen Geschäften ist ein wichtiges Ziel für unsere Fahrgäste. Deshalb fahren dort wichtige Buslinien.“
Passanten sind geteilter Meinung
Das Abendblatt hat auch Passanten auf der Haupteinkaufsstraße befragt, die allerdings geteilter Meinung sind. Student Ruben Brämer sagte: „Gerade für Ältere und Behinderte sind die Busse wichtig, weil sie dadurch an dem Leben hier teilhaben können.“ Rentner William Gray ist der Meinung: „Ein paar Busse weniger würden der Mönckebergstraße nicht schaden.“
Rainer Schröder arbeitet auf dem Weihnachtsmarkt an der Mönckebergstraße und würde weniger Busverkehr begrüßen: „Es gibt ja ausreichend U-Bahn-Stationen hier und damit auch genügend Möglichkeiten, hier herzukommen.“
CDU vermisst Gesamtkonzept für die City
Das Thema hat auch die Bürgerschaft erreicht. CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering sagte, es sei wichtig, dass sich jetzt alle Stellen Gedanken machten. „Aktuell fehlt es an einem Gesamtkonzept für die Innenstadt.“ Auch die betroffenen Geschäftsleute müssten intensiv beteiligt werden.
Die Durchfahrt durch die Mönckebergstraße ist nur für Radfahrer, Linienbusse und Taxis erlaubt. Der Lieferverkehr ist auf die Stunden zwischen 21 Uhr und 11 Uhr beschränkt.