Hamburg. Pontons mit Gastronomie-Angeboten sollen die Binnenalster attraktiver machen. SPD und Grüne reagieren zurückhaltend.
Tagsüber ist die Hamburger Innenstadt das unbestrittene, lebhafte Zentrum der Stadt, nach Geschäftsschluss jedoch meist menschenleer – sieht man mal von der Problemklientel am Jungfernstieg ab. In die Debatte, wie das geändert und die City belebt werden kann, stößt die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft nun mit einem spektakulären Vorschlag, der für Diskussionen sorgen dürfte und soll: Sie will die Binnenalster umgestalten und attraktiver machen.
Konkret schlägt sie vor, schwimmende Pontons auf der Seite des Ballindamms sowie auf der Seite des Neuen Jungfernstiegs zu installieren – auf voller Länge. Titel des Projekts: „Alsterpromenade“. Auf den Pontons sollen jeweils fünf bis sieben gastronomische Betriebe „ein abwechslungsreiches kulinarisches Angebot bis in die späten Abendstunden bieten“, so der CDU-Vorschlag. Quasi nebenbei würden so weitere Freiflächen direkt am Wasser mit einer hohen Aufenthaltsqualität entstehen. Ergänzend ist vorgesehen, in den Sommermonaten an etwa 25 bis 30 Tagen beleuchtete Wasserspiele auf der Alster zu veranstalten – ähnlich wie in Planten un Blomen.
"Nach 20 Uhr ist nichts mehr los in der City"
„Politik braucht Mut, Leidenschaft und Realitätssinn“, sagte Fraktionschef André Trepoll. Hamburg fehle es jedoch manchmal an Mut, neue Ideen zu entwickeln. So biete die Binnenalster zwar ein „herrliches Panorama“, aber außer am Jungfernstieg komme man nur schwer ans Wasser. Das wolle die CDU mit den „Alsterpromenaden“ ändern. Ausdrücklich betonte Trepoll, dass es erst mal nur darum gehe, eine Debatte anzustoßen. Die Idee sei zwar in Zusammenarbeit mit Architekten gut durchdacht, aber nicht in Stein gemeißelt. So kämen statt Pontons auch feste Stege in Betracht – auf der Seite des Ballindamms existiert bereits ein 180 Meter langer Weg am Wasser. Auch könne die Zahl der Gastrobetriebe verändert werden. Und bei der Finanzierung sei man offen, ob die Stadt die Anlagen komplett errichte und dann verpachte oder ob von vornherein private Partner mit ins Boot geholt werden. Ziel sei es, in der zweiten Jahreshälfte in der Bürgerschaft eine Machbarkeitsstudie zu beauftragen, um die technischen, rechtlichen und erste Kostenfragen zu klären.
David Erkalp, Wirtschaftsexperte der CDU-Fraktion und Initiator des Projekts, sagte: „Nach 20 Uhr ist nichts mehr los in der City.“ Wer dann noch ausgehen wolle – und das seien in der Single-Hochburg Hamburg sehr viele Menschen –, müsse ins Schanzenviertel oder auf den Kiez weiterziehen. „Das wollen wir mit unserer Idee ändern. Durch die Errichtung der Alsterpromenade würde Hamburg einen weiteren Anziehungspunkt mit großer Strahlkraft nach außen erhalten.“ Gleichzeitig werde der Freizeitwert für die Hamburger mitten im Stadtzentrum erhöht, Besucher in die City gelenkt und so die Besucherströme entzerrt. Außerdem würde das Projekt der Innenstadt helfen, der Konkurrenz durch den Onlinehandel und der aufstrebenden HafenCity etwas entgegenzusetzen. Denn die am Hafen entstehenden riesigen Einzelhandelsflächen in Kombination mit vielen Anziehungspunkten für Touristen betrachtet der City-Einzelhandel mit großer Sorge.
SPD und Grüne reagieren zurückhaltend
Die FDP begrüßte den CDU-Vorschlag daher: „Die Schaffung einer Alsterpromenade ist eine sehr interessante Idee und könnte zu einer Aufwertung der City führen“, sagte Frak-tionschef Michael Kruse. „Durch die Steigerung der Aufenthaltsqualität an der Binnenalster würde die City während und außerhalb der Shoppingzeiten mehr Besucher anziehen. Restaurants und Cafés in Wassernähe passen zu Hamburgs maritimem Flair.“ Seine Fraktion sei daher offen für eine Machbarkeitsstudie.
Die Regierungsfraktionen von SPD und Grüne reagierten dagegen zurückhaltend bis ablehnend auf den CDU-Vorstoß. „Es ist schön, dass nun auch die CDU Ideen entwickelt, um die Lebensqualität an der Binnenalster zu erhöhen“, sagte Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks. Er verwies allerdings auf eigene Pläne, die einen Umbau des Neuen Jungfernstiegs und des Ballindamms – also auf der Landseite – vorsehen: Dort gebe es noch „erhebliches Potenzial, um die Lebens- und Aufenthaltsqualität zu steigern“. Wichtig sei den Grünen zum Beispiel, dass der Raum zwischen der Binnenalster und den Häusern „durch eine Reduktion der Verkehrs- und Parkfläche neu verteilt wird“. Eine Reduzierung der Wasserfläche sei dagegen „ein erheblicher Eingriff in die langjährig gewachsene stadtgestalterische Prägung unserer guten Stube“, so Tjarks. „Und damit muss man sehr zurückhaltend und vorsichtig umgehen.“
"Binnenalster muss erkennbar bleiben"
Noch klarer erteilte SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf den CDU-Plänen einen Absage: „Die Binnenalster darf nicht durch leichtfertige Vorschläge zu einer Ballermann-Promenade verkommen, die Binnenalster muss erkennbar bleiben.“ Das Gewässer mitten in der City gehöre zu den bekanntesten Gesichtern Hamburgs, und der Charakter dieser Gegend dürfe nicht durch Neubauten auf dem Wasser beeinträchtigt werden. Im Übrigen arbeite man ja an einer Belebung der Innenstadt, auch im Bereich Binnenalster.