Hamburg. Hintergrund des Unglücks im Hauptbahnhof noch unklar – die Ermittlungen können dauern. Ein Teil der Wandelhalle bleibt vorerst gesperrt
Das Loch klafft auch am Mittwoch noch immer in der Decke. Auf etwa 20 Quadratmetern sind die Stahlstreben im Obergeschoss der Wandelhalle zu sehen. Davor versperrt ein Metallzaun mit rot-weißem Flatterband weiterhin den Durchgang. Von der Deckenkonstruktion zwischen den Restaurants Schweinske und McDonald’s im Hamburger Hauptbahnhof war am Montag ein gut fünf Meter breites Teil aus Gips und Stahl herabgestürzt und hatte zwei 17 Jahre alte Mädchen leicht verletzt. Zwei Tage nach dem Vorfall ist die Ursache weiterhin unklar.
Am Mittwoch sind erneut mehrere Experten vor Ort, um die Deckenkonstruktion in dem Durchgang zwischen den zwei Lokalen auf ihre Sicherheit zu prüfen. Ein Sachverständiger leuchtet mit einer Taschenlampe hinter die Gipsabdeckung des verbliebenen Deckenteils, während ein Polizist die Unglücksstelle fotografiert. Der Bereich bleibt für die Öffentlichkeit vorerst gesperrt. Zwei Arbeiter einer Baufirma, die damit beauftragt worden war, das Loch in der Decke provisorisch mit einer Folie abzukleben, müssen vorerst warten.
McDonald’s-Filiale weiter geschlossen
Auch bei McDonald’s – die Eingangstür liegt hinter der Absperrung – untersuchen Arbeiter den Deckenbereich. Immer wieder müssen Passanten erstaunt feststellen, dass sie hier heute keinen Burger oder Kaffee zum Mitnehmen bekommen. Die Filiale der Fast-Food-Kette bleibt am Mittwoch bereits den zweiten Tag in Folge geschlossen. „Aufgrund des Vorfalls mussten wir unser Restaurant schließen, da kein sicherer Zugang mehr für unsere Gäste gewährleistet war“, teilte Sprecherin Jennifer Gehrmann mit. Das Unternehmen hatte gemeinsam mit dem benachbarten Schweinske-Lokal einen eigenen Gutachter mit Kontrollmaßnahmen beauftragt.
„Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, das Restaurant wieder zu öffnen“, sagte Jennifer Gehrmann. McDonald’s habe die Zeit zudem genutzt, um diverse Reparaturarbeiten durchzuführen. Das Schweinske hatte den Betrieb bereits am vergangenen Dienstag nach Abschluss der Kontrollmaßnahmen wieder aufnehmen können. Anders als McDonald’s verfügt das Restaurant über eine zweite Eingangstür, die nicht von der Absperrung betroffen war.
Ermittlungen der Bundespolizei laufen
Die Ermittlungen der für den Hauptbahnhof zuständigen Bundespolizei wegen des Verdachts einer fahrlässigen Körperverletzung dauern unterdessen an. Die zwei Jugendlichen waren von den plötzlich herabstürzenden Teilen getroffen worden, eine von ihnen wurde dabei sogar zu Boden gerissen. Weil beide Mädchen über Schmerzen klagten, wurden sie in ein Krankenhaus gebracht, nach ambulanter Behandlung aber wieder entlassen. Das eingeleitete Verfahren läuft gegen „unbekannt“.
Die Ermittler versuchen ebenfalls zu klären, wie es zu dem Absturz des Deckenteils kommen konnte. Dazu seien bereits Zeugen gehört worden, wie Rüdiger Carstens, Sprecher der Bundespolizei, sagte. „Erfahrungsgemäß nehmen aufwendige Ermittlungen dieser Art einige Zeit in Anspruch.“ Zeitnah seien Ergebnisse deshalb nicht zu erwarten.
Fachgutachter soll Schaden analysieren
Der Geschäftsführer der Wandelhalle, Daniel Martens, war am Tag nach dem Vorfall bereits von einem verdeckten Baumangel als Unfallursache ausgegangen. Ob das Material der herabgestürzten Deckenkonstruktion auch an weiteren Stellen verbaut und womöglich andere Bereiche ebenfalls einsturzgefährdet seien, dazu wollte sich Martens am gestrigen Mittwoch gegenüber dem Abendblatt nicht äußern.
Schriftlich teilte die DG Anlage Gesellschaft, die hinter der Wandelhalle steht, mit, dass man den Vorfall sehr bedauere. Bereits unmittelbar nach Bekanntwerden habe das Unternehmen entsprechende Fachgutachter mit der Schadensanalyse beauftragt. „Darüber hinaus haben wir selbstverständlich die Untersuchung der übrigen Deckenkonstruktionen in Auftrag gegeben“, hieß es.
Belastbarkeit der Deckenteile wird noch geprüft
Die Belastbarkeit der angrenzenden Deckenkonstruktion in dem Durchgang im Obergeschoss der Wandelhalle werde noch geprüft, teilte ein Sprecher des Eisenbahn-Bundesamts (EBA) am Mittwoch mit. Das EBA war zuständigkeitshalber über den Vorfall informiert worden. Laut einem beauftragten Bauingenieur vor Ort handele es sich bei dem etwa gleich großen Deckenabschnitt neben der Unglücksstelle aber um eine andere Konstruktion als die des herabgestürzten Teils. Auch die Decken in den zwei Restaurants seien anders gearbeitet, wie eine erste Begutachtung gezeigt habe. Eine abschließende Auswertung der Gutachten steht jedoch noch aus.