Hamburg. Englisches Premier Inn setzt sich gegen Superbude von Kai Hollmann durch. Die Politik fordert mehr individuelle Konzepte.

Der Hotelmarkt in Hamburg boomt. Immer mehr internationale Ketten drängen in die Hansestadt, um von den steigenden Touristenzahlen zu profitieren und ein gutes Geschäft zu machen. In diesem Jahr werden rund 14 Millionen Übernachtungen erwartet. Dementsprechend hart umkämpft sind Flächen in attraktiven Lagen, um neue Hotels zu bauen.

Besonders begehrt ist St. Pauli. Dort an der Simon-von-Utrecht-Straße, nur einen Steinwurf von der Amüsiermeile Reeperbahn entfernt, liegt ein Filetgrundstück. Auf dem wollte der Hamburger Hotelier Kai Hollmann seine Superbude – es gibt bereits zwei Häuser in der Nähe vom Hauptbahnhof und im Schanzenviertel – mit 230 Zimmern eröffnen. Es sollte eine Mischung aus Hostel und Hotel für eine junge Zielgruppe werden. Die Eröffnung war für Herbst 2018 geplant.

Doch daraus wird nichts. Die englische Premier-Inn-Kette hat sich jetzt die Premiumlage gesichert.

Grüne und SPD kritisieren Hotelketten

Nach Abendblatt-Informationen waren die Verhandlungen zwischen Hollmann und der Strabag Real Estate GmbH, die den Zuschlag für das Grundstück von der Stadt im Herbst 2016 erhalten hatte, weit fortgeschritten und unterschriftsreif. „Wir sind sehr traurig, dass wir an diesem Standort keine Superbude realisieren können. Unser individuelles Konzept hätte perfekt auf den Kiez gepasst, und wir wollten vor allem auch bezahlbare Hotelzimmer für junge Reisende anbieten. Es ist am Ende leider am Geld gescheitert“, sagte Kai Hollmann, der das Konzept Superbude gegründet hatte und Gesellschafter ist.

Die Simon-von-Utrecht-Straße ist bereits eine Kettenmeile, dort haben sich Ibis, Etap und Holiday Inn angesiedelt. Das Aus für die Superbude nimmt die Politik nun zum Anlass, sich kritischer mit der Kettenhotellerie auseinanderzusetzen: „Hamburg braucht neue Hotels, aber es darf nicht so weitergehen, dass eine Kette nach der anderen an attraktiven Standorten eröffnet. Diese Hotels sind austauschbar, eines gleicht dem anderen und keine Spur von Individualität“, sagte Mittes Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg.

Premier Inn statt Superbude: eine negative Entwicklung

Dass nun auf dem Kiez auch noch das Superbude-Projekt gescheitert sei und stattdessen mit dem Premier Inn eine weitere Kette eröffnet, sei ein Beispiel für diese negative Entwicklung. Osterburg forderte: „Die Stadt muss bei der Vergabe für Grundstücke und Baugenehmigungen darauf achten, dass individuelle Konzepte von innovativen Projektentwicklern bevorzugt werden, besonders wenn es sich um attraktive Grundstücke handelt wie beispielsweise an der Simon-von-Utrecht-Straße.“

Auch SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf sagte: „Dass nun an der Simon-von-Utrecht-Straße mitten auf dem Kiez ein weiteres Kettenhotel entstehen soll, ist kein gutes Si­gnal für diesen besonderen Standort.“ Der FDP-Stadtentwicklungsexperte Jens Meyer findet, „es wäre sicherlich auch für die Gäste eine Bereicherung, wenn es wieder mehr individuelle Hotelkonzepte geben würde“.

Zu den Hintergründen, warum der Deal mit der Strabag scheiterte, sagte Hollmann: „Die Strabag hat immer höhere finanzielle Forderungen für das Bauvorhaben gestellt und da konnten und wollten wir als Hamburger Privathoteliers nicht mehr mithalten. Jetzt wird sich dort die nächste finanzstarke Kette ansiedeln, die keine Beziehung zu Hamburg oder St. Pauli hat.“

Das Premier Inn verfolgt ein anderes Hotelkonzept

Als die Kommission für Bodenordnung (KfB) den Zuschlag für das städtische Filetgrundstück erteilte, hatte die Strabag die Superbude als Partner präsentiert. Nun muss die KfB zustimmen, dass die Strabag das Gelände an die Premier-Inn-Kette, die mehr als 750 Häuser in England hat und jetzt auf den deutschen Markt drängt, weiterverkaufen darf.

Auf Abendblatt-Anfrage bestätigt Mathias Pirschel, Prokurist der Strabag, die das Hotel an der Simon-von-Utrecht-Straße als Projektentwickler baut, dass die Pläne ohne die Superbude als Betreiber weiterverfolgt werden. „Wir haben nun mit der englischen Premier-Inn-Kette einen neuen Partner gefunden, der ein Hotel an diesem Standort eröffnen möchte.“ Dabei würden die Planungen der Architekten für die Außengestaltung des Gebäudes wie angedacht umgesetzt; natürlich werde Premier Inn eine andere Ausstattung und ein anderes Innendesign als die Superbude wählen und ein anderes Konzept haben, so Pirschel weiter.

Fakt ist: In Hamburg eröffnen am laufenden Band Kettenhotels, zuletzt das Holiday Inn City Nord mit 297 Zimmern. Besonders begehrt sind Flächen im Stadtteil Hammerbrook. Dort sind in den vergangenen Jahren mehr als 1000 neue Hotelzimmer entstanden. Und es kommen weitere Häuser dazu: Im Sommer hat die spanische Marke Meliá Hotels International am Högerdamm eröffnet. In der Nachbarschaft an der Nordkanalstraße wurden vor Kurzem die Hotels Hampton by Hilton und ein Holiday Inn Express bezogen.

Diese Privathotels öffnen demnächst in Hamburg

Das The Fontenay an der Außenalster ist ein Beispiel dafür, dass es nicht immer nur Ketten sein müssen, die in Hamburg neue Hotels eröffnen. Milliardär Klaus-Michael Kühne verwirklicht an der Außenalster seinen Traum vom eigenen Luxushotel. Die Eröffnung vom The Fontenay mit 131 Zimmern und Suiten musste mehrmals verschoben werden, aber Mitte Dezember soll es so weit sein.

Das Pier 3 im neuen KPTN Quartier in der HafenCity ist ein weiterer Beleg dafür, dass es noch individuelle Konzepte gibt. Das Hotel mit 212 Zimmern und einer kleinen Bühne für Konzerte soll 2018 eröffnet werden. Zu den Gründern gehören Norbert Aust (Schmidts Tivoli) sowie die Miniaturwunderland-Macher Frederik und Gerrit Braun. (ug)