Hamburg. Dragqueens und Höllenengel bei Neueröffnung. Carsten Marek offiziell neuer Inhaber. Goldener Ehrenstern für Hanne Kleine.
„Komm in die Ritze, hier erlebst du was, jeden Tag, jede Nacht auf der Reeperbahn“, heißt es im neuen Song, den Rapper AchtVier der Hamburger Kultkneipe gewidmet hat. Am Donnerstagabend kamen sie alle: Leichte Mädchen, schillernde Promis und tätowierte Muskelmänner gaben sich in der Ritze die Klinke in die Hand.
Der Kiez feierte eine Party, wie es sie schon lange nicht mehr gegeben hat. Bier und Champagner flossen in Strömen. Unter den rund 500 Gästen: Dragqueen Olivia Jones, Musiker Udo Lindenberg, Kiez-Urgestein Kalle Schwensen, Prinz Marcus von Anhalt und Rockerboss Frank Hanebuth, ehemaliger Chef der Hells Angels Hannover.
Sie alle waren gekommen, um einem ganz besonderen Menschen zu würdigen: Hanne Kleine, Mitbegründer und Macher der Ritze, ein resoluter Typ mit einnehmenden Wesen, der einmal zu den ganz Großen auf St. Pauli gehörte. 2011 war der Ex-Boxer und langjährige Wirt im Alter von 79 Jahren gestorben. Am Donnerstag nun gedachte man dem ehemaligen Ritze-Boss mit einem goldenen Stern, der direkt in den Boden vor dem Eingang der Kneipe mit den zwei gespreizten Frauenbeinen eingelassen wurde.
Boxnachwuchs stärker fördern
Die Idee zu dem Ehrenstern, wie ihn bislang nur Udo Lindenberg vor dem ehemaligen Café Keese an der Reeperbahn erhalten hat, stammt vom neuen Inhaber der Kultkneipe: Carsten Marek, einst einflussreicher Akteur im Hamburger Rotlicht-Milieu. Der hatte bereits Ende 2015 angekündigt, die Ritze von Witwe Kirsten Kleine übernehmen zu wollen. Am Donnerstag erfolgte nun die offizielle Übergabe mit Händedruck. „Wir möchten an diesem Abend noch einmal das Lebenswerk von Hanne Kleine gebührend ehren“, so Marek.
Gemeinsam mit Geschäftsführer Ken Hövermann will er die Kultkneipe im Sinne ihres Mitgründers erhalten und den legendären Boxkeller im Untergeschoss zu neuem Leben erwecken. „Mit Owen Reese und Marco Aschenbrenner haben zwei hervorragende Trainer gefunden, die den neuen Boxnachwuchs in der Ritze fördern und aufbauen werden“, sagte Geschäftsführer Hövermann dem Abendblatt. Ab dem Nachmittag soll täglich trainiert werden. „Wir müssen insgesamt ein paar Dinge modernisieren, die jedoch einem Außenstehenden nicht auffallen werden“, so Hövermann weiter. „Das Flair aber bleibt erhalten. Ganz so, wie Hanne das aufgebaut hat.“
Eine Nachricht, die auch die anwesenden Gäste gerne hören: „Ich wünsche der Ritze, dass es sie noch viele Jahre gibt“, so Dragqueen Olivia Jones. „Sie ist eine Institution, die für das alte St. Pauli steht, das leider immer mehr verschwindet.“ Und auch Ex-Box-Weltmeister Darius Michaelczewski, der extra nach Hamburg gereist war, zeigte sich erfreut. „Hier habe ich das Boxen kennengelernt, hier hat alles angefangen“, sagte der 49-Jährige. „Ich bin sehr dankbar, dass Carsten die Ritze weiterführen wird.“