St. Pauli. Quartiersmanagement setzt auf Mehrwegbecher im Freien. Testphase noch 2017 geplant. Außerdem soll die Amüsiermeile sauberer werden.

Das Glasflaschenverbot wird auf dem Kiez seit Juli 2009 umgesetzt. Das soll vor allem der Sicherheit dienen. Doch dadurch hat sich ein neues Problem entwickelt: „Vor allem in den Sommermonaten haben wir nun mit Tonnen von Einwegplastikbechern auf St. Pauli zu kämpfen. Denn wer sein Bier oder andere Getränke auf der Straße trinken möchte, bekommt in den Bars und Kneipen die Plastikbecher ausgehändigt“, sagte Quartiersmanagerin Julia Catharina Staron, die gemeinsam mit Lars Schütze für den vor drei Jahren gegründeten BID (Business Improvement District) Reeperbahn verantwortlich ist.

Doch Staron und ihre Mitstreiter haben jetzt einen Plan für St. Pauli: „Wir haben ein Pfandkonzept entwickelt. Das heißt, in der Gastronomie würden Mehrwegbecher gegen Gebühr ausgegeben, die dann bei allen teilnehmenden Locations wieder abgegeben werden könnten“, so Staron.

Ein Testlauf mit Pfandbechern soll noch in diesem Jahr starten

Ein Beispiel: Wenn ein Gast am Hans-Albers-Platz in einer Kneipe ein Bier im Mehrwegbecher kauft, könnte dieses Gefäß in einem anderen Lokal an der Reeperbahn wieder abgegeben werden, und der Kunde erhält sein Pfandgeld zurück. Wie hoch das Pfand sein soll, steht noch nicht fest. Aber bei einem anderen Punkt gibt es schon ein Ergebnis: „Wir haben einen Dienstleister gefunden, der die gesamte Abwicklung übernehmen würde. Das komplette Handling würde für die Teilnehmer annähernd kostenneutral ablaufen“, so Staron weiter.

Das Pfandkonzept soll den Gastronomen auf dem Kiez in Kürze vorgestellt werden: „Wir hoffen, dass wir noch in dieser Saison einen Testlauf starten können“, kündigte Staron an.

Bezirksamtsleiter Falko Droßmann unterstützt die Idee

Unterstützung kommt von Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD): „Natürlich begrüßen wir als Bezirk jede sinnvolle Aktion, die hilft, das Müllaufkommen auf St. Pauli zu reduzieren.“ Es sei eine gute Idee, ein Pfandkonzept mit Mehrwegbechern einzuführen, und damit würde die Gastronomie ein positives Zeichen setzen, so Droßmann weiter. Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg ist etwas zurückhaltender: Mehrwegbecher auf dem Kiez einzuführen sei zunächst einmal ein positiver Vorstoß. Aber eigentlich sollte das Ziel sein, dass eben nicht mehr draußen auf der Straße aggressive Saufgelage abgehalten werden.

Die Reeperbahn und ihre umliegenden Straßen sind das Amüsierviertel in Hamburg und vor allem für Touristen aus aller Welt ein beliebter An­laufpunkt. Doch tagsüber ist dort von Vergnügen wenig zu spüren. Obdach­lose liegen auf dem Fußweg herum. Kioske sorgen für Alkoholnachschub. Müll und Unrat stapeln sich an den Straßenbäumen.

Mit mehr Sauberkeit zu einem besseren Image des Quartiers

Um das Image des Quartiers aufzuwerten, wurde vor drei Jahren der BID Reeperbahn von den Grundeigentümern ins Leben gerufen. Es sei bereits auch schon einiges in Sachen Sauberkeit erreicht worden, sagte Quartiersmanager Lars Schütze. So seien zum Beispiel sogenannte „Big Belly“-Mülleimer für die normale Müll- und Einwegglas-Entsorgung aufgestellt worden. Das ausgewählte System fasse ein vielfaches Volumen, so Schütze weiter. Aber der Quartiersmanager weiß auch: „Natürlich muss noch an einem effektiveren Reinigungskonzept für die Flächen gearbeitet werden.“

Eine zusätzliche Option für eine Aufwertung sei ein Besucherleitsystem für den Kiez, so Schütze weiter.

Quartiersmanager Schütze: „Obdachlose gehören zur Reeperbahn dazu“

Eine weitere Verbesserung der Situation auf der Reeperbahn fordert auch der Hamburger Grünen-Fraktionschef Osterburg: „Die Sauberkeit auf der Reeperbahn hat sich leider auch nach der Einführung des BID nicht spürbar verbessert. Auch die vielen Menschen, die hier auf der Straße schlafen und betteln, müssten mehr auf soziale Angebote aufmerksam gemacht werden.“

Das sieht auch Quartiersmanager Lars Schütze so: „Die Obdachlosen gehören in gewisser Weise zur Reeperbahn dazu, aber natürlich darf es nicht überhandnehmen.“

Die Behörde für Energie und Umwelt nimmt sich eines weiteren Pro­blems an. Nach Angaben eines Sprechers wurde eine Umsetzungsplanung in Auftrag gegeben, die sich mit der kritischen Toilettensituation auf der Reeperbahn und den umliegenden Straßen beschäftigt. Diese solle Machbarkeiten und Notwendigkeiten für alte und neue Standorte von Toilettenanlagen aufzeigen, so der Sprecher. Die Ergebnisse sollen in Kürze vorliegen.

Glasflaschenverbot auf dem Kiez

Das Verbot von Glasflaschen auf dem Kiez gilt unter anderem im Bereich der Reeperbahn, dem dortigen S-Bahnhof und am Hans-Albers-Platz. Diese Regelung ist im Juli 2009 in Kraft getreten. Zu folgenden Zeiten dürfen keine „Glasgetränkebehälter“ mitgeführt oder an Kiosken und Geschäften verkauft werden: an den Wochenenden von Freitagabend bis Montagmorgen jeweils von 22 bis 6 Uhr.

In den Restaurants, Clubs und Kneipen dürfen zwar in diesem Zeitraum Glasflaschen verkauft werden, aber nur innerhalb ge­schlossener Räume konsumiert werden.

Wer gegen das Glasflaschenverbot verstößt, muss mindestens
30 Euro bezahlen.