Hamburg. Das Abendblatt stellt die Hamburger Neubaugebiete vor. Heute Teil 3: das Elbinselquartier in Wilhelmsburg.

Wer heute zu den gut 60.000 Autofahrern gehört, die an einem Werktag über die vierspurige Wilhelmsburger Reichsstraße fahren, dürfte sich kaum vorstellen können, dass spätestens Ende des kommenden Jahrzehnts hier Kinder spielen werden. Dann wird die Trasse – zumindest das, was vor ihr übrig blieb – eine Spielstraße sein, auf der Autos sich lediglich mit Schrittgeschwindigkeit fortbewegen sollen. Und: Sie soll dann die zentrale Achse von zwei großen neuen Wohngebieten sein – das Wilhelmsburger Rathausviertel und das Elbinselquartier.

Die städtische IBA GmbH als Projektentwicklerin plant in Wilhelmsburg den Bau von rund 3500 Wohnungen: 1300 sollen im Rathausviertel unweit des früheren Ortsamts liegen, rund 2200 im Elbinselquartier. Mitte 2019 sollen die ersten Bagger anrollen und mit der Arbeit beginnen. Dann wird die Wilhelmsburger Reichsstraße gut einen halben Kilometer in Richtung Osten verlegt sein und parallel zur Bahntrasse verlaufen.

Das ist geplant

Bislang gibt es lediglich städtebauliche Planungen für die Wohngebiete. Wer am Ende dort was baut, wie die Gebäude im Einzelnen aussehen, an wen man sich wenden kann, wer dort einmal wohnen wird – dafür sind Aussagen noch zu früh. Das künftige Rathausviertel wird mitten in Wilhelmsburg liegen und soll sich in die vorhandenen städtischen Strukturen einpas­-sen, heißt es. Geplant sind Reihen-häuser, typischer Geschosswohnungs-bau, aber auch kleinere Hofhäuser.

Das Besondere an dem Viertel, in dem es sowohl Miet- als auch Eigentumswohnungen geben soll, werden sogenannte Jokerflächen sein. Über deren Nutzung und Gestaltung werden die künftigen Bewohner selbst entscheiden können.

Auch Platz für Gewerbe bieten

Das Elbinselquartier wird nach seiner Vollendung bis zu 7500 Bewohner zählen. Um die soziale Durchmischung zu garantieren, wird ein Drittel der Wohnungen öffentlich gefördert – ihre Miete wird also auch für Haushalte mit weniger Einkommen bezahlbar sein. Anders als beim Rathausquartier plant die Stadtentwicklung im Elbinselquartier Flächen für Gewerbe ein.

Im Kern gehe es darum, die Landschaft mit der Stadt zu verzahnen, sagte Markus Schaefer vom Schweizer Planungsbüro Hosoya Schaefer Architects, das an der Gestaltung des Viertels beteiligt war. Eine Grünachse präge das Wohngebiet. „Man kann drin und man kann dran wohnen.“ Die Wilhelmsburger Reichsstraße werde künftig wie eine versunkene, aber in ihrer Struktur noch erkennbare „Römerstraße“ wirken, sagt Schaefer.

So soll das neue Elbinselquartier aussehen:

M3F0N8W9.jpg

Um die Lebensqualität bei enger Bebauung zu erhalten, haben die Stadtentwickler grüne Nischen geplant. Das hat einen positiver Nebeneffekt: Viele vorhandene Bäume können erhalten bleiben. Hinzu kommen Querverbindungen mit Rad- und Fußwegen. Ein Park bildet die Mitte des Quartiers.

Die Städteplaner haben zudem aus den Erfahrungen der 60er-Jahre gelernt, in denen Großwohnsiedlungen entstanden, die oft durch soziale Pro­bleme gekennzeichnet waren. Maximal vier- bis sechsgeschossig soll gebaut werden. „Es ist kein Hochhauswohngebiet geplant“, sagt Schaefer. Lediglich ein Gebäude wird zehn Etagen haben.

„Kleingärten als Teil der Stadtentwicklung“

Die schönsten Flächen des künftigen Wohngebiets am Ufer des Aßmannkanals bleiben allerdings bestehenden 200 Kleingärten vorbehalten. Oberbaudirektor Jörn Walter verteidigte unlängst die Entscheidung, die Kleingärten nicht anzufassen. „Wir sehen Kleingärten als Teil der Stadtentwicklung.“ Viele Menschen würden auf der eigenen Scholle ihre Ferien verbringen. An die Kleingärten schließt sich eine reine Wohnbebauung an. Dann folgen Mischgebiete, in denen Wohnen und Gewerbe gleichberechtigt nebeneinander existieren sollen.

Morgen lesen Sie Teil 4 der Serie über die Neue Mitte Altona

AP31FC6L.png