Hamburg. Nach zahlreichen Rückschlägen muss der Western Store schließen. Auch ein anderes bekanntes Kiez-Geschäft ist in Gefahr.
Sie haben lange gekämpft, doch jetzt müssen sie ihren Kampf aufgeben: Der bekannte Western Store Hundertmark am Nobistor/Reeperbahn muss schließen. Die Entscheidung ist offenbar schon im vergangenen Jahr gefallen. "Es gibt noch keinen genauen Termin, da wir uns in einem schwebenden Verfahren befinden", sagte Chefin Vanessa Kasselmann dem Abendblatt. "Aber es wird in den nächsten Monaten passieren. Das ist Fakt." Die Miete sei zwar ortsüblich, aber nicht mehr zu erwirtschaften. "Wir haben den Standort zwischen Großer Freiheit und dem S-Bahnhof Reeperbahn überschätzt, aber die Ecke ist tot."
Hinzu komme eine allgemeine Entwicklung, die vielerorts auf St. Pauli zu beobachten sei. "Die Leute kommen vor allem zum Feiern und Trinken auf den Kiez. Keiner gibt mehr Geld zum Einkaufen aus." Der Trend gehe immer mehr dazu, häufiger, aber dafür billige Klamotten zu kaufen. "Bei dieser Entwicklung können wir nicht mithalten." Den Eigentümer treffe keine Schuld, betont Kasselmann. "Wir haben ein gutes Verhältnis."
Zahlreiche Rückschläge in den vergangenen Jahren
Das Traditionsgeschäft, in dem sich auch schon Prominente wie Freddy Quinn und Lemmy Kilmister einkleideten, gehört seit Jahrzehnten zum festen Bild von St. Pauli. Paul Hundertmark brachte nach Ende des Zweiten Weltkriegs als einer der ersten Jeans, Nylonstrümpfe und Cowboyboots aus Amerika nach Deutschland. Zunächst verkaufte er seine Mitbringsel auf dem Hamburger Fischmarkt. 1961 eröffnete er dann seine Filiale am Spielbudenplatz. Nach dem Tod von Paul Hundertmark 1973 führte Kurt Übel den Westernstore weiter. Vor gut zehn Jahren übernahmen Renate und Vanessa Kasselmann das Traditionsgeschäft.
In den vergangenen drei Jahren mussten die beiden Frauen wiederholt zahlreiche Rückschläge hinnehmen. Im November 2013 kündigte der Vermieter die Räumlichkeiten der Filiale an der Neuen Großen Bergstraße in Altona. Nur wenige Wochen später musste sie auch ihre Filiale in den ehemaligen Esso-Häusern wegen Einsturzgefahr der Gebäude überraschend räumen. Umsatzverlust damals: Rund 80.000 Euro. Nach dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten im ehemaligen Kasino Volltreffer am Nobistor, zeigte sich Chefin Renate Kasselmann im Gespräch mit dem St. Pauli Blog betrübt. „Wir machen uns Sorgen. Die Situation ist bedrohlich“, so Kasselmann damals. Wenig später musste die Hundertmark-Filiale am Hans-Albers-Platz schließen. Von ehemals sechs Filialen blieben bis zuletzt nur noch zwei übrig. Neben dem Standort auf St. Pauli, befindet sich eine weitere Filiale in Lüneburg. Auch sie ist nun von der Schließung bedroht.
Droht auch "Schuh Messmer" das Aus?
Neben dem Western Store kämpft derzeit auch ein weiteres Traditionsgeschäft an der Reeperbahn ums Überleben. So droht dem Schuhgeschäft "Messmer" an der Reeperbahn wegen Unstimmigkeiten mit dem Vermieter die Schließung. Zu den genauen Hintergründen wollte sich Inhaberin Susan Lawrence bislang nicht äußern. Die Verhandlungen zwischen dem Eigentümer und der Inhaberin sind nach Abendblatt-Informationen noch nicht abgeschlossen. Noch also besteht Hoffnung für das seit 173 Jahren bestehende Schuhgeschäft auf St. Pauli.