Hamburg. AfD-Schatzmeisterin Jordan wird erneut Ziel eines Flugblatt-Aufrufs. Parteichef Baumann spricht von “Antifanten“ als Urheber.

Das Grillfest der AfD zum Tag der Deutschen Einheit in ihrer Wilhelmsburger Parteizentrale hatte bereits am 3. Oktober für Aufruhr gesorgt. Mehr als 200 AfD-Gegner hatten die Feier belagert und gegen die Veranstaltung protestiert. Zwei Wochen nach dem Fest sind nun Flugblätter aufgetaucht, in denen wie bereits vor einigen Monaten erneut AfD-Schatzmeisterin Nicole Jordan und ihre Tochter Xandra ins Visier genommen werden.

Auf den Flugblättern sind auch Fotos der beiden abgedruckt, außerdem die Adresse der Familie Jordan. Vermutlicher Grund: Das Fest fand auf Jordans Grundstück statt, ihre Adresse dient der AfD als offizielle Parteizentrale. Unter dem Titel „Nationalismus ist keine Alternative. AfD in den Kanal“ wird auf den Flyern ausgeführt, dass die Partei Asylsuchende ausweisen oder per Schusswaffengebrauch an der Einreise hindern wolle, eine „neoliberale Umverteilung nach oben“ plane und keinen Platz für „individuelle Lebensvorstellungen“ neben der klassischen heterosexuellen Ehe lasse.

Aktion sorgt bei AfD für Empörung

Nicole Jordan wird als Leiterin einer Kundgebung im Oktober 2015 genannt, „bei der auch zahlreiche Neonazis anwesend“ gewesen seien. „Am 3. Oktober haben viele Menschen gegen die AfD und deren Veranstaltung protestiert, denn wir haben keine Lust auf die Alternative für Deutschland und rassistische PolitkerInnen in unserer Nachbarschaft oder sonst wo“, heißt es am Ende des Papiers, das unterzeichnet ist mit „Für eine solidarische Gesellschaft. Einige Nachbar_innen“. In der AfD sorgt die Aktion, die die Partei offenbar der „Antifa“ zuschreibt, für Empörung.

„Zusammen mit Adressen und Bildern ergibt sich die Aufforderung zum Handeln, ohne dies noch mal explizit so zu formulieren“, sagt der Hamburger AfD-Chef Bernd Baumann. „Zur Tat schritten die Antifanten am 3.10. gleich vor Ort. Mehrere AfDler wurden angegriffen. Ein Auto beschädigt. Beim Weggehen wurden alle unsere Teilnehmer – einzeln und in Gruppen – sofort von großer Überzahl eingekreist, weshalb die Polizei mit Riesenaufwand an Mannstärke (mit Helm auf etc.) und Zeit alle zu ihren Autos geleitete, um das Schlimmste zu verhindern. Bei mir selbst dauerte das eine Dreiviertelstunde unter schlimmsten Bedrohungen und Schimpfworten.“

Wieso war Ludwig Flocken auf Grillfest?

Die AfD-Gegner haben derweil darauf hingewiesen, dass bei dem AfD-Grillfest auch der Bürgerschaftsabgeordnete Ludwig Flocken zu Gast war und sich fröhlich mit vielen führenden Parteivertretern unterhalten habe. Davon existieren mehrere Fotos und aus der Partei wurde der Flocken-Besuch auch eingeräumt. Flocken hatte die AfD-Fraktion verlassen müssen, weil er andernfalls wohl ausgeschlossen worden wäre. Gegen ihn läuft laut Parteiführung auch ein Parteiausschlussverfahren – wegen fremden- und islamfeindlicher Äußerungen.

Wie Flocken denkt, zeigen Kleine Anfragen, in denen er etwa von „nach Deutschland eingedrungenen Ethnien“ schrieb und Bürgerschaftsreden, in denen er Muslime bezeichnete als „Menschen, die sich von Gottesgelehrten belehren lassen, wie sie ihre Frauen zu schlagen und ihre Babys sexuell zu missbrauchen haben“. All das hindert die Parteispitze offenbar nicht daran, mit ihm Partys zu feiern.