Eimsbüttel/Ottensen. Weniger Parkplätze, mehr Carsharing: Im Herbst werden in Eimsbüttel und Ottensen Anwohner befragt. Wer sich bald anmeldet, ist dabei.

Spätestens im Mai des kommenden Jahres soll es losgehen. Bis dahin werden aller Voraussicht nach in den Stadtteilen Ottensen und Eimsbüttel bislang öffentliche Parkplätze durch Carsharing-Fahrzeuge und spezielle Fahrradstellplätze ersetzt. Das sieht zumindest der Zeitplan des Pilotprojekts zu den „Innovativen Mobilitätsangeboten“ vor.

Nachdem das Abendblatt bereits am Montag über die Grundzüge des Vorhabens berichtet hatte, stellten Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD) und BMW-Projektleiter Thiemo Schalk am gestrigen Donnerstag Einzelheiten vor. Wie viele Parkplätze umgewidmet werden, stehe bislang allerdings nicht fest, sagte Rieckhof. Das hänge davon ab, wie viele Anwohner sich an dem Vorhaben beteiligen werden.

Dazu würden im Herbst jeweils 300 Bewohner der Testquartiere im Zuge eines sogenannten Urban Travel Monitors zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt, sagte Projektleiter Thiemo Schalk. Allerdings sei keine repräsentative Auswahl der Studienteilnehmer vorgesehen. Wer sich zuerst anmelde, werde in die Studie aufgenommen. Eine Antwort blieb Schalk auf die Frage schuldig, was geschehen werde, wenn sich mehr als 300 Anwohner für die Studie melden würden. Schließlich leben in den betroffenen Stadtvierteln 15.000 bis 18.000 Menschen. Ein größerer Teilnehmerkreis sei jedoch zu kostspielig, so Schalk.

Leitartikel: Weniger Autos in der Stadt? So nicht!

Der Projektleiter sagte zudem auf Nachfrage, es werde nicht kontrolliert, ob ein Teilnehmer der Studie überhaupt ein Fahrzeug besitze. Es werde nicht geprüft, ob jemand, der sich in der Befragung für eine Abschaffung privater Fahrzeuge ausspricht, das später auch umsetzt – und so die Zahl der Fahrzeuge im Wohnviertel wirklich geringer wird. Zu guter Letzt ist nach Schalks Angaben nicht vorgesehen zu überprüfen, ob durch das Pilotprojekt die Zahl der derzeit in den Wohnquartieren zugelassenen Privatautos geringer geworden ist.

Ausgangspunkt des Projekts ist die Tatsache, dass von 2009 bis 2016 die Zahl der in Hamburg zugelassenen Personenkraftwagen um sieben Prozent auf mehr als 750.000 Fahrzeuge gestiegen ist. Kamen 2009 noch 402 Fahrzeuge auf 1000 Einwohner, sind es derzeit 432 von 1000 Hamburgern, die ein eigenes Auto besitzen. Hinzu kommt, dass die Zahl der größeren Fahrzeuge wie den SUVs und Geländewagen in den vergangenen Jahren sprunghaft zugenommen hat. Vor allem in den sehr verdichteten Wohnquartieren wie Eimsbüttel und Ottensen ist es kaum mehr möglich, dass alle Anwohner ihr Auto in der Nähe ihrer Wohnung parken können.

Lösung für Parkplatznot muss gefunden werden

Angesichts der von Experten vorausgesagten Zunahme der Einwohnerzahl Hamburgs im kommenden Jahrzehnt steige der Druck, für die zunehmende Parkplatznot eine Lösung zu finden, sagte Rieckhof. Eine Idee bestehe darin, in den Quartieren „alternative Mobilitätsangebote“ wie Carsharing oder Fahrradleihstationen zu schaffen. Die Hoffnung: Anwohner schaffen daraufhin ihr Auto ab. „Für viele Menschen ist das private Fahrzeug heute vor allem eine Mobilitätsversicherung“, sagte der Staatsrat. Mit anderen Worten: Wer künftig nur wenige Male in der Woche ein Auto benötigt – beispielsweise für den Einkauf am Wochenende oder für den Besuch der Eltern –, soll eines der vor der Haustür geparkten Carsharingfahrzeuge nutzen (solange der Vorrat reicht), sich aufs Fahrrad setzen oder mit Bus und Bahn fahren können.

Die Planer erhoffen sich langfristig neben einer „Verringerung des Parkdrucks in den Pilotquartieren“ eine bessere Luftqualität und eine Stärkung der Elektromobilität, da auch Elektro- oder Hybridfahrzeuge angeboten werden sollen. „Wir wollen herausfinden, ob ein Teil der Bewohner in hochverdichteten Wohngebieten bereit ist, auf ein eigenes Auto zu verzichten“, sagte Rieckhof.

Wer Interesse hat, an dem Projekt teilzunehmen, kann sich schon jetzt unter folgender E-Mail-Adresse anmelden: mobil@steg-hamburg.de.