Pilotprojekte sollen Carsharing in Hamburg schmackhaft machen – zu Lasten von Parkplätzen.

Ohne Zweifel gibt es in Hamburg zu viele Autos. Vor allem in den hochverdichteten Quartieren in Eimsbüttel, Altona oder Winterhude gleicht die Parkplatzsuche – abgesehen von der Ferienzeit – einem Glücksspiel. Kluge und innovative Konzepte tun daher not. Die gestern vorgestellten Pilotprojekte, bei denen öffentliche Parkplätze zugunsten von Leihautos privater Unternehmen abgebaut werden sollen, sind nicht neu – und eine Mogelpackung.

Sie sind nicht neu, weil es in der Hansestadt bereits eine Vielzahl kluger Ideen gibt, den Bewohnern den Umstieg vom Privatauto auf den öffentlichen Nahverkehr zu erleichtern. Das StadRad beispielsweise ist eine Erfolgsgeschichte, ebenso die bestehenden Carsharing-Angebote. Auch die Umsetzung des Radverkehrskonzepts wird vermehrt Menschen dazu bewegen, auf das Rad umzusteigen. Nicht zuletzt gibt es in einigen Quartieren seit Jahren sogenanntes Anwohnerparken – mit durchaus messbarem Erfolg.

Das Problem besteht nun darin, dass all diese Projekte nicht zu einem signifikanten Rückgang der Zahl privater Pkw führen. Stattdessen gibt es seit 2009 sieben Prozent mehr Privatautos in Hamburg. Hinzu kommt die Rückbesinnung auf die Stadt. Menschen streben weltweit in die Metropolen. Hamburg wird Experten zufolge in absehbarer Zeit mehr als zwei Millionen Einwohner haben. Man darf davon ausgehen, dass viele ein eigenes Auto besitzen und daher die Verkehrsprobleme in den Stadtvierteln nicht geringer werden.

Zuletzt hatte der Senat selbst zu einer Verschärfung der Probleme beigetragen. Im Oktober 2013 schaffte die SPD-Alleinregierung die Stellplatzabgabe ab, um die Baukosten zu senken. Investoren mussten bis dahin zwischen 6000 und 10.000 Euro bezahlen, wenn sie keinen Parkplatz bauten. Auch die – jüngst erst wieder angekündigten – Fahrpreiserhöhungen innerhalb des Hamburger Verkehrsverbunds konterkarieren Bemühungen, den Menschen den öffentlichen Personennahverkehr schmackhaft zu machen.

In wenigen Wochen starten nun also in Eimsbüttel und Ottensen zwei Pilotprojekte, die am Ende dazu führen sollen, dass Bewohner gänzlich auf ihr privates Autos verzichten. Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof wurde gestern bei der offiziellen Vorstellung nicht müde, die Freiwilligkeit der Teilnahme an den Versuchen zu betonen.

Das klingt zwar gut, bleibt aber trotzdem eine Mogelpackung. Denn die Befragung von jeweils 200 Bewohnern der beiden Stadtteile leidet unter fundamentalen Webfehlern. So ist beispielsweise nicht vorgesehen, die Teilnehmer der Studie repräsentativ auszuwählen. Wie aber soll so gewährleistet werden, dass die Interessen aller Anwohner, ob Jung oder Alt, Autobesitzer oder nicht, im östlichen oder westlichen Teil des Quartiers, berücksichtigt werden?

Ziel des Projekts ist nach Aussage seiner Organisatoren zudem, dass es am Ende weniger Privatfahrzeuge in den Quartieren gibt. Aber weder ist geplant zu prüfen, ob sich auch Autofahrer an der Studie im Herbst beteiligen, noch ist vorgesehen zu prüfen, ob am Ende Autobesitzer auch wirklich ihr Versprechen einlösen und ihr Auto verkaufen. Dass nicht einmal eine Überprüfung der Fahrzeugzahlen vor und nach dem Projekt geplant ist, überrascht dann kaum mehr.

Am Ende bleibt der Verdacht, dass in Eimsbüttel und Ottensen durch die Hintertür weitere Parkplätze abgebaut werden sollen. Angesichts der großen Herausforderungen ist das zu wenig.