Hamburg. Schwule und Lesben ziehen am Mittag bei einem mehrstündigen Umzug durch die Innenstadt. Zahlreiche Straßen sind gesperrt.
Pünktlich um kurz nach 12 Uhr setzten sich die ersten Wagen in Bewegung: Mit lauter Musik, bunten Trucks und schrillen Kostümen ziehen Schwule und Lesben an diesem Sonnabend auf ihrer traditionellen Parade zum Christopher Street Day (CSD) durch die Innenstadt. Auf den Straßen verfolgen Tausende Schaulustige das lautstarke Spektakel unter dem Motto „Normal ist, wer Menschen achtet“.
Angeführt wird die Parade in diesem Jahr unter anderem von Schirmherrin und Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD). Neben Leonhard reihten sich auch Politiker wie Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne), die Fraktionsvorsitzenden Andreas Dressel (SPD) und Katja Suding (FDP) und der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs in den Demonstrationszug ein. Die Veranstalter gehen von 15.000 Parade-Teilnehmern und 150.000 Zuschauern am Straßenrand aus.
Der Hamburg-Pride-Vorsitzende Stefan Mielchen sagte: „Menschen zu achten heißt, ihre Vielfalt als Bereicherung für unsere Gesellschaft zu verstehen und nicht als Bedrohung: gleich, wen man liebt und gleich, woher jemand kommt. Dabei müssen die Herausforderungen klar benannt und Vorbehalte überwunden werden.“
Türkische Gemeinde nimmt mit Fußgruppe teil
Erstmals unterstützt auch die Türkische Gemeinde in Hamburg und Umgebung e. V. die Aktion. „Uns ist bewusst, dass wir als Vorstand damit in unserer Gemeinde einen wichtigen, aber auch provokativen Schritt machen, der auch negative Reaktionen auslösen könnte“, sagt die Vorsitzende der türkischen Gemeinde, Nabahat Güclü, im Vorfeld der Veranstaltung. Trotzdem sei es wichtig und richtig, sich allen Arten von Diskriminierungen in der Gesellschaft entgegenzustellen.
Nach dem Start an der Langen Reihe Ecke Schmilinskystraße in St. Georg, ging es weiter in Richtung Hauptbahnhof, über die Steinstraße bis zur Bergstraße, vorbei am Speersort und wieder zurück über die Mönckebergstraße. Anschließend überqueren die Teilnehmer die Lombardsbrücke und biegen in den Neuen Jungfernstieg ein, bis die Parade zwischen Nivea-Haus und Gänsemarkt endet.
Während der Parade werden einige Straßen am Sonnabend vorübergehend gesperrt. Daher kann es immer wieder zu Verkehrsbehinderungen kommen. Ballindamm und Jungfernstieg bleiben sogar bis Montag durchgehend gesperrt. Zahlreiche Buslinien werden umgeleitet. Betroffen sind die Linien 4, 5, 6, 34, 35, 37, 109 und 112. Die Hamburger Hochbahn empfiehlt auf S- und U-Bahnen auszuweichen.
Flaniermeile mit Infoständen und Musikinseln
Die Abschlusskundgebung ist für 17 Uhr geplant. Anschließend soll auf dem bunten Straßenfest am Jungfernstieg und am Ballindamm weiter gefeiert werden. Die Besucher erwarten auf der Flaniermeile schwul-lesbische Infostände, zahlreiche Musikinseln, sowie Essens- und Getränkestände. Am Abend werden unter anderem die Drag-Show-Gruppe „The Görls“ und die ABBA-Interpreten „The Supertroupers“ auf der großen CSD-Bühne auftreten. Das Straßenfest ist auch am Sonntag von 11 bis 22 Uhr geöffnet.
Einen ersten Vorgeschmack auf die große CSD-Parade bot sich bereits um Freitagabend, als rund 650 Teilnehmerinnen beim sogenannten Dyke March für die Forderungen und Rechte der Lesben durch die Hamburger Innenstadt zogen.
Die besten Bilder vom CSD in Hamburg
Pride Week geht am Sonntag zu Ende
Während der sogenannten Pride Week, die seit dem vergangenen Sonnabend läuft und nach zahlreichen Veranstaltungen am Sonntag offiziell zu Ende geht, rechnen die Veranstalter mit rund 300.000 Teilnehmern.
Die Aktionen rund um den Christopher Street Day gehen auf Vorfälle am 28. Juni 1969 in New York zurück. Nach einer Razzia der Polizei in einer Szenebar kam es damals zum Aufstand von Schwulen und Lesben mit Straßenschlachten in der Christopher Street. Bereits seit 1980 gehen Lesben und Schwule in Hamburg beim CSD für ihre Rechte auf die Straße.