Hamburg. Auch die Nutzer setzen sich für Erhalt der Gleishalle ein - und erzielen bei der Stadt damit einen Achtungserfolg.
Im Ringen um die abrissbedrohten Teile des Künstlerquartiers Oberhafen hat sich nun auch eine Allianz aus Kunstschaffenden zu Wort gemeldet. Die sogenannte „Oberhafengemeinschaft“, bestehend aus nahezu allen Nutzern des ehemaligen Güterbahnhofs, will, wie schon die Initiative Oberhafen, „den Gesamtzusammenhang und die Integrität des Oberhafens als bauliches Ensemble erhalten“. Kurzum: Auch die Künstler, die ihre Ateliers und Werkräume in dem alten Schuppen haben, stemmen sich in einer Resolution gegen den geplanten Abriss der Gleishalle – und können bereits einen Achtungserfolg verbuchen: Die HafenCity GmbH hat den Abriss verschoben, um bis zum 8. September „eine erneute Prüfung zuzulassen“.
Wie berichtet, beabsichtigt die Stadt, die drei Schuppen am östlichen Rand der HafenCity zwar teilweise zu sanieren, um die Räume weiteren Nutzern zugänglich zu machen. Mit der Modernisierung, die im ersten Bauabschnitt 3,9 Millionen Euro kostet, sollen aber auch Teile der reizvollen Kulisse fallen. Abschnitte der alten Schuppen sind reif für den Abrissbagger, Lagertüren werden durch Fensterfronten ersetzt, doch besonders kritisieren die Künstlergemeinschaft und die Initiative Oberhafen den geplanten Abriss der Bahnhofshalle. Sie könne wegen zu kostspieliger Brandschutzauflagen nicht erhalten werden.
Doch das Dach, schreiben die Künstler in der Resolution, ist das bauliche Kernstück des Oberhafens. Es wirke als Bindeglied zwischen den Akteuren, dort könnten Märkte oder neuartige Festivalformate stattfinden. „Das ist einmalig in Hamburg. Fällt das Dach, ist auch Halle 3 gefährdet“, ein Dominoeffekt könnte die Folge sein.
Lob und Tadel für die Stadt
22 derzeitige Nutzer der Schuppen danken der Initiative Oberhafen „für ihr Engagement“, aber auch der Stadt „für ihr Entgegenkommen“. Bedauernswert sei, dass „es die Stadt zu einer Situation kommen ließ, in der verschiedene Nutzerinteressen scheinbar gegeneinander laufen, was der Gemeinschaft im Oberhafen schadet“. Es werde erst jetzt, nach öffentlichem Protest, auf Wünsche der Akteure im Oberhafen eingegangen. Zudem entstehe der Eindruck, dass bei der „Informationen über bauliche Notwendigkeiten im Oberhafen nicht mit offenen Karten gespielt wird“. Damit ein „Kultur- und Kreativ-Quartier“ gelingt, müsse Mitbestimmung möglich sein.
Die Akteure fordern deshalb unter anderem eine „transparente Prüfung, wie das Dach erhalten werden könnte“, die „Veröffentlichung aller Planungen und Gutachten für den Oberhafen“ sowie „keine weiteren Alleingänge und volle Transparenz“ von der Stadt „bei allen wichtigen Entscheidungen zum Oberhafen“. Die HafenCity GmbH bietet nun an, das Angebot der Initiative abzuwarten, „private Finanzierungsmittel zur Abdeckung der Kosten des Erhalts einzuwerben“. In der Zwischenzeit soll der Dialog zu den Akteuren nicht abreißen.