Hamburg. An der Alster zählt die Daimler-Tochter mehr Nutzer als in jeder anderen europäischen Stadt. Flotte von 800 Autos wird ausgebaut.

„Wir stehen beim Carsharing erst am Anfang“, davon ist Roland Keppler überzeugt. Der Geschäftsführer von Car2go sieht noch ein großes Potenzial in dem Markt. Dabei hat Car2go bei vielen Hamburger Autofahrern schon ein Umdenken erreicht: In der Hansestadt zählt der Fahrzeugverleiher inzwischen 100.000 registrierte Kunden – das ist mehr als in jeder anderen europäischen Metropole. Der Anbieter rechnet damit, dass es keine fünf Jahre mehr dauert, bis sich die nächsten 100.000 Kunden angemeldet haben werden.

„Car2go leistet einen wichtigen Beitrag zum Mobilitätsmix in unserer Stadt“, freute sich Bürgermeister Olaf Scholz gestern bei einem Pressetermin über die Resonanz. Car2go habe in den vergangenen Jahren Pionierarbeit geleistet – deshalb sei Hamburg beim Carsharing „weit vorne mit dabei“.

Car2go hatte Hamburg 2011 zu seinem ersten Standort unter den deutschen Großstädten auserwählt. Damals startete die operativ von Daimler und Europcar gesteuerte Firma hier mit 300 weiß-blauen Smart-Modellen. Heute zählt die Flotte rund 800 Fahrzeuge, doch in absehbarer Zeit könnte Car2go hier auch die Marke von 1000 Autos überspringen, heißt es von dem weltweit führenden stationsunabhängigen Carsharing-Unternehmen. Car2go lässt seine Smarts übrigens bundesweit mit „B“-Kennzeichen herumfahren, um durch die Anmeldung in einer einzigen Stadt, in Berlin und dem Sitz des Car2go-Flottenmanagements, bei der Verwaltung Kosten zu sparen. Nach Anzahl der Wagen und der Kunden ist Car2go der größte Carsharing-Anbieter an der Alster. Wettbewerber Drive Now gibt für die Hansestadt gut 90.000 Kunden an, die 580 BMW und Minis ausleihen können.

„Besitz des eigenen Autos nicht mehr zwingend“

„Gerade für jüngere Menschen ist der Besitz des eigenen Autos oft nicht mehr zwingend. Klassische Carsharing-Kunden handeln nach unserem Slogan ‚Jetzt ein Auto‘“, beschreibt Keppler die Nutzung. Die Kunden seien meist männlich, in der Mehrheit zwischen 18 und 39 Jahren, mit höherer Bildung und mit gutem verfügbaren Netto-Haushaltseinkommen.

Das Prinzip der Autovermietung ohne feste Stationen von Drive Now und Car2go ist einfach: Bei beiden Anbietern kann der Kunde mittels einer Smartphone-App das nächstgelegene freie Auto identifizieren, reservieren und benutzen. Abgerechnet wird die Car2go-Fahrt mit 29 Eurocent pro Minute. Die Minutenpreise für die Minis von Drive Now liegen bei rund 30 Cent, ebenfalls inklusive Benzin.

In den vergangenen fünf Jahren hatte Car2go das Geschäftsgebiet in der Hansestadt, also die Region, in denen die Fahrzeuge angemietet und auch wieder zurückgegeben werden müssen, erweitert. Es umfasst etwa 105 Qua­dratkilometer und bindet den Hamburger Süden mit Harburg und Wilhelmsburg ebenso ein wie Blankenese und den Flughafen. Für viele Großunternehmen wurden sogenannte Parkspots eingerichtet, um den dort arbeitenden Firmenangehörigen den Zugang zu den Car2go-Fahrzeugen zu erleichtern.

Ein neuer Trend ist das Carsharing von Elektroautos: Drive Now bietet den Hamburgern bisher gut 70 elektrische BMW i3 an. „Unsere Flotte umfasst in Hamburg noch keine Elektrofahrzeuge, und derzeit planen wir auch nicht, sie hier einzuführen“, sagt Keppler. Car2go lässt seine Kunden bereits in Amsterdam, Madrid und Stuttgart mit batteriebetriebenen Wagen durch die City fahren. „Die Elektromobilität passt sehr gut zu unserem innerstädtischen Angebot“, sagt Keppler. Eine Herausforderung stelle aber die zum Teil noch unzureichende Ausstattung mit Ladestationen dar.