Altstadt. Ein Rechtsstreit eskaliert: Vertrag für die Fischbratküche wurde nicht verlängert. Wischer-Chef will gegen die Räumungsklage angehen.
Dieter Kasischke ist verärgert. Viel zu lange hat er seine Enttäuschung für sich behalten, sie immer wieder heruntergeschluckt, aber jetzt muss es raus. „Es ist absolut unverständlich, dass ein Hamburger Traditionsunternehmen nach 84 Jahren als treuer Mieter weichen soll“, sagt der Chef des Hamburger Fischgastronomieunternehmens Daniel Wischer, das derzeit drei Filialen in Hamburg betreibt. Für ihn ist es an der Zeit, das Schweigen zu brechen.
Was dem Gastrochef so schwer im Magen liegt, ist ein Streit, der seit fast zwei Jahren tobt. Im Mittelpunkt des Konflikts steht das Stammhaus des Unternehmens an der Spitalerstraße, wo Daniel Wischer bereits seit 1931 ansässig ist. Der letzte Mietvertrag lief bereits Ende Dezember 2014 aus. Im Vorfeld jedoch, so behauptet Wischer-Chef Kasischke, habe er vonseiten der Vermieterin eine mündliche Zusage bekommen, dass der Vertrag für weitere zehn Jahre verlängert werde. Auch über die Mietkonditionen sei man sich einig gewesen. Am 30. Juni 2014 habe man ihm jedoch „aus heiterem Himmel“ mitgeteilt, dass man sich für einen anderen Mieter entschieden habe.
Wischer-Chef Kasischke: „So etwas tut man nicht“
Dabei handelt es sich nach Informationen des Abendblatts um den bekannten Hamburger Promi- und Fernsehkoch Steffen Henssler. Zwar wollte das Management des Kochs eine Abendblatt-Anfrage bislang nicht bestätigen, gegenüber Hamburger Medien hatte der 43-Jährige in den vergangenen Monaten jedoch geäußert, in diesem Jahr ein weiteres Restaurant in der City eröffnen zu wollen. „Das wird etwas Großes! Ganz anders als das, was ich bisher gemacht hab.“
Wischer-Chef Dieter Kasischke ärgert sich vor allem über die Art und Weise der Kündigung. „So etwas tut man nicht unter Geschäftsleuten. Wo ist die Fairness und der Anstand geblieben?“, fragt der 60-Jährige. Es sei ein ungeschriebenes Gesetz unter Gastronomen, dass man sich gegenseitig keine Standorte wegnehme.
Eigentümerin Claudia Bach, der zahlreiche Gebäude an der Einkaufsmeile gehören, wollte sich auf Nachfrage nicht zu dem geplanten Mieterwechsel äußern. Die Kündigung sei im Juni erfolgt, bestätigte sie lediglich. Der Vertrag mit dem neuen Mieter sei bereits unterschrieben. Zu den Hintergründen wolle sie nichts sagen. Auch was den neuen Mieter betrifft, bleibt sie schweigsam: „Kein Kommentar.“
Wischer hätte bereits Ende 2014 ausziehen sollen
Die Auseinandersetzung um das Stammhaus an der Spitalerstraße wird inzwischen vor Gericht geführt. Eigentlich hätte Daniel Wischer bereits Ende 2014 aus der Immobilie ausziehen sollen. Doch Kasischke schob einen Auszug immer wieder auf. Ein Vergleich vor Gericht scheiterte. Nachdem das Hamburger Landgericht eine Räumungsklage seitens der Eigentümerin Anfang des Jahres für zulässig erklärte, geht Kasischke nun in Berufung. Er will das Stammhaus nicht ohne Weiteres aufgeben. „Daniel Wischer ist der Anziehungspunkt an der Spitalerstraße. Hier treffen sich Hamburger wie auch Geschäftsleute, Touristen, Familien und Shopper. Wir haben ein blühendes Geschäft“, betont der Inhaber.
Kasischke, der das Gastronomieunternehmen im Jahr 1997 übernahm und von Grund auf sanierte, hat Großes vor. Neben einer neuen Filiale mit rund 80 Plätzen, die in dieser Woche bereits an der Großen Johannisstraße direkt neben dem Rathaus eröffnete, und der Sanierung des Traditionslokals an der Steinstraße, soll im Mai auch die erste „Take Away“-Filiale auf dem Südsteg des Hamburger Hauptbahnhofs eröffnen. Wischer hat den Wettbewerb bei der Deutschen Bahn vor einigen Wochen erfolgreich für sich entschieden.
„Für uns ist es ein Pilotprojekt“, sagt Dieter Kasischke. Wenn das Konzept am Hamburger Hauptbahnhof gut angenommen werde, könnten weitere Standorte an bundesweiten Bahnhöfen folgen. Darüber hinaus sei man auch in Gesprächen mit einer großen Kaufhauskette, die plane einzelne Erdgeschossflächen an Daniel Wischer zu vermieten. Zudem suche man unter anderem Flächen für neue Restaurants in Berlin und München. „Dort sitzen besonders viele unserer Fans“, so Kasischke.
Künftig Wildkräutersalate und Grillfisch-Gerichte
Um die Pläne zu verwirklichen und weiter zu expandieren, sei man in Gesprächen mit potenziellen Kooperationspartnern. „Wir werden uns im Unternehmen breiter aufstellen“, sagt Dieter Kasischke. Mehr wolle er nicht verraten.
Trotz aller Expansionspläne will man sich indes treu bleiben. „Wir werden auch weiterhin qualitativ hochwertige Fischgerichte zu einem fairen Preis in einem ansprechenden Ambiente anbieten“ – auch wenn die Karte Stück für Stück erweitert werden soll. So kommen neben den beliebten Fish & Chips oder dem Backfisch, der eine neue Panade bekommen soll, zukünftig auch Wildkräutersalate oder Grillfisch-Gerichte auf die Karte, die besonders die weiblichen Gäste ansprechen sollen“, wie Kasischke betont. Von der derzeitigen Krise um das Stammhaus will er sich nicht beirren lassen. Jetzt erst recht, sei die Devise.