Hamburg. Die Sozialsenatorin begründet das mit dem großen Andrang. Probleme gibt es, wenn diese sich gegen ihre Umsiedlung auflehnen.
Der jüngste Protest der Flüchtlinge in Osdorf, die sich weigerten in eine Zeltunterkunft verlegt zu werden, ist kein Einzelfall. Immer wieder komme es vor, dass Flüchtlinge sich gegen eine Umsiedlung auflehnten, sagt Susanne Schwendtke von Fördern&Wohnen. Und auch unter Anwohnern reißt die Kritik an Flüchtlingsunterkünften nicht ab. Probleme, die zunehmend Sensibilität von Seiten der Behörden erfordern.
„Silvester-Übergriffe senken Akzeptanz von Flüchtlingen“
Insbesondere wegen der jüngsten sexuellen Übergriffe auf Frauen, sinke die Akzeptanz von Flüchtlingsheimen. Das sagte Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard dem Radiosender NDR 90,3 am Dienstag. „Die Silvesterereignisse in Köln, Hamburg und an anderen Orten haben natürlich dazu geführt, dass Menschen noch stärker hinterfragen, ob sie in ihrer Nachbarschaft eine Flüchtlingsunterkunft haben müssen. Und wenn ja, wie groß die sein muss“, sagte Leonhard dem Sender.
Dennoch sehe die Sozialsenatorin aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen keine Alternative zu großen Unterkünften. Kleinunterkünfte mit maximal 150 Plätzen könne man wegen des großen Zustroms im Grunde kaum noch einrichten. Die Stadt schaffe es aber zurzeit nicht, die Folgeunterbringungen so aufzubauen, wie man es sich vorgenommen habe. Deshalb würden in Hamburg derzeit wieder Zelte zur Unterbringung aufgestellt, räumte Leonhard ein.
Wie die Stadt auf Proteste von Flüchtlinge reagiert
Für die Weiterverteilung der Flüchtlinge aus den Erstaufnahmeeinrichtungen – damit dort wieder Plätze frei werden – in Folgeunterbringungen ist das städtische Unternehmen Fördern&Wohnen zuständig. Auch am Sonntag sollten 34 Flüchtlinge von der Osdorfer Erstaufnahme in die Zeltunterkunft in Ohlstedt umgesiedelt werden. Die Flüchtlinge jedoch weigerten sich, versuchten zurück in die Osdorfer Unterkunft zu gelangen und verbrachten die Nacht schließlich notgedrungen unmittelbar davor auf der Straße.
Die Ansprüche von Flüchtlingen auf eine Unterkunft sind zwar vorhanden – aber begrenzt. „Wenn Flüchtlinge das Obdach verweigern, das wir ihnen anbieten, dann haben sie kein Obdach“, sagt Susanne Schwendtke von Fördern&Wohnen. „Meistens haben die Flüchtlinge etwas Komfortableres erwartet und protestieren gegen ihre Umlegung.“ Dann versuche man in Gesprächen mit den Flüchtlingen eine Lösung zu finden.
„Wir wollen ihnen kein Erfolgserlebnis bescheren“
„Zum einen wollen wir den Flüchtlingen kein Erfolgserlebnis für ihren Protest bescheren, indem wir uns dem beugen und ihnen eine andere Unterkunft anbieten“, sagt Schwendtke. Dies sei ein falscher Anreiz für Nachahmer. Zum anderen dürfe man die Bedürfnisse der Flüchtlinge nicht übergehen.
Bei den Zelten am Ohlstedter Platz handele es sich aber um große, beheizte Zelte der Bundeswehr. „Viele Flüchtlinge empfinden diese meist als komfortabler, weil sie nur in kleinen Gruppen darin untergebracht sind“, sagt Schwendtke. So habe man schließlich auch die 34 Flüchtlinge aus Osdorf überzeugt.