Hamburg. Schwer bewaffnete Polizisten kontrollierten Rocker. Man wolle einen Rockerkrieg zwischen Hells Angels und Mongols verhindern.

Im Rahmen einer Rocker-Razzia wurden am späten Donnerstagabend insgesamt 24 Personen in zwei Kneipen auf dem Kiez kontrolliert. Während die Polizei in der Kneipe „The Other Place“ in der Davidstraße leer ausging, wurden in der Bar „Champions Coffee“ in der Silbersackstraße acht relevante Personen festgestellt, aber keiner festgenommen.

Der Einsatz mit 50 schwer bewaffneten Polizisten dauerte insgesamt zwei Stunden, es wurden auch Fahrzeuge durchsucht. Dabei stellten die Einsatzkräfte in einem BMW 7 ein Messer sicher, und in einem Smart fanden sie ein weiteres Messer. Zudem konnte in einem Mercedes ein Teleskopschlagstock aufgefunden und sichergestellt werden. Ein Verfahren wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz wurde eingeleitet.

„Wir treten denen auf die Füße und wollen einen Rockerkrieg verhindern“, sagte eine Sprecherin des polizeilichen Lagedienstes dem Abendblatt. Die verdächtigen Personen gehören vermutlich den Hells Angels an, da beide Kneipen bekannte Treffpunkte der Rockergruppe sind.

Zweite Rocker-Razzia binnen 24 Stunden

Es ist bereits die zweite Rocker-Razzia binnen 24 Stunden. Erst in der Nacht zum Donnerstag wurden Macheten und Messer sichergestellt und das "Champions Coffee" durchsucht. Die Polizei will mit aller Macht gegensteuern, nachdem ein bereits Monate schwelender Konflikt zwischen den Mongols und Hells Angels eskalierte.

Chronologie des Rockerkriegs in Hamburg

Juli 2015

Das Mobile Einsatzkommando landet mit einem Hubschrauber auf dem Dach des Penthouses von Erkan U. an der Hoheluftchaussee und stürmt die Wohnung – auf der Suche nach einer Schusswaffe.

Oktober 2015

Im Oktober explodiert eine Handgranate unter dem Lamborghini des Mongols-Präsidenten Erkan U. – wieder an der Hoheluftchaussee.

November 2015

Schaulaufen von Mongols und Bandidos in Kutten auf der Reeperbahn. Ermittler der Polizei werten die Aktion in erster Linie als Provokation – inoffiziell gilt der Hamburger Kiez als Gebiet der Hells Angels.

November 2015

Tage später wird Erkan U. von einem Rollkommando in seinem Penthouse überfallen und verprügelt. Dabei stehlen ihm die Angreifer seine Präsidenten-Lederkutte, ziehen sie an der Reeperbahn einem Transvestiten an, der damit schließlich vor Susis Showbar an der Großen Freiheit tanzt – eine Demütigung, die per Handyvideo über Facebook verbreitet wird.

Anfang Dezember 2015

Anfang Dezember wird der bis dahin "amtierende" Hamburger Mongols-Präsident Erkan U. vom Mobilen Einsatzkommando in seinem Penthouse verhaftet. Stunden später übernimmt Kevin S. dessen Rolle.

Mitte Dezember 2015

Die Polizei stürmt und durchsucht zehn Wohnungen und verhaftet drei Mongols-Rocker.

28. Dezember 2015

Am Montag nach Weihnachten wird in der Nähe der Reeperbahn auf ein Taxi geschossen. Dabei werden zwei Mitglieder der Mongols verletzt. Der Chef der Hamburger Gruppe, Kevin S., bleibt unverletzt. Ein weiterer Rocker bricht sich bei der Flucht einen Fuß. Die Polizei nimmt in der Folge zwölf Mitglieder der Hells Angels fest, muss sie aber wieder auf freien Fuß setzen.

2. Januar 2016

Bei einer Messerstecherei am frühen Morgen des 2. Januar wird ein Mitglied der Mongols schwer verletzt. Das Opfer ist nach Abendblatt-Informationen der 26 Jahre alte Hidi G., der schon bei dem Angriff auf ein Taxi an der Reeperbahn vor einer Woche einen Prellschuss erlitten hatte. Am Abend des selben Tages stürmt das Mobile Einsatzkommando (MEK) der Polizei Wohnungen unter anderem in Jenfeld, Horn und Billstedt sowie den Saunaclub „Atmos“ in Harburg - ohne aber Mitglieder der Hells Angels anzutreffen.

4. Januar 2016

Die Hamburger Polizei gründet die "Soko Rocker" mit 50 Beamten, um der eskalierenden Gewalt zwischen mit Mongols und Hells Angels entgegen zu treten. Unter anderem sollen Szenetreffs beobachtet und ein Verbot der Mongols geprüft werden.

12. Januar 2016

Hamburger Beamte nehmen drei Männer fest, die verdächtigt werden, am 2. Januar ein Mitglied der Mongols niedergestochen zu haben.

19. Januar 2016

Großrazzia in Norddeutschland: Die "Soko Rocker" nimmt zwei Hells-Angels-Mitglieder im Alter von 35 Jahren fest. Insgesamt 20 Durchsuchungsbeschlüsse im Norden wurden vollstreckt. 250 Beamte waren im Einsatz.

2. Februar 2016

Die "Soko Rocker" stürmt eine Werkstatt am Billwerder Steindamm, die offenbar einem Hells Angels-Mitglied gehört. Verdacht: Gewerbsmäßige Hehlerei mit Autoteilen. Die Beamten haben Tausende offensichtlich gestohlene BMW-Autoteile sichergestellt, die in der Halle gelagert wurden.

2. Februar 2016

Die "Soko Rocker" nimmt zwei Männer in Haft, die dringend tatverdächtig des schweren gemeinschaftlichen Raubs sind. Das Opfer des Raubes wird ebenfalls wegen eines ausstehenden Haftbefehls verhaftet.

3. Februar 2016

Die "Soko Rocker" stürmt acht Wohnungen in Hamburg und Norddeutschland. Ein 28 Jahre alter Iraner wurde bei dem Einsatz festgenommen. Es wurde unter anderem eine geladene Maschinenpistole gefunden und sicher gestellt.

5. Februar 2016

Die Polizei durchsucht fünf Wohnungen in Schnelsen und Eidelstedt und verhaftet einen weiteren Tatverdächtigen des Raubs vom 2. Februar.

11. Februar

Die "Soko Rocker" verhaftet einen weiteren Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem Raub vom 2. Februar, außerdem werden zwei Wohnungen in St. Georg und Billstedt durchsucht.

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Erst vor wenigen Tagen hatte die Hamburger Polizei mit der Bildung der Sonderkommission „Rocker“ auf die zunehmende Gewalt zwischen den beiden Rockergruppen reagiert. Sie solle repressiv gegen Straftäter aus der Rockerszene vorgehen, aber auch präventiv wirke, sagte Polizeisprecher Jörg Schröder. Die Soko „Rocker“ werde auch künftig gezielte Einsätze durchführen, um der Rockerkriminalität entgegenzuwirken.