Hamburg. Der angeblich gezielte Anschlag auf Polizisten hat wesentlich zur Einrichtung des Gefahrengebietes im Januar 2014 beigetragen.
Der angebliche Angriff auf die Davidwache war einer der brisantesten und undurchsichtigsten Kriminalfälle im Jahr 2013. Mehr als zwei Jahre liegt der angebliche Anschlag nun schon zurück, seither versuchten Ermittler aufzuklären, ob Polizisten am 28. Dezember 2013 vor dem weltberühmten Polizeikommissariat an der Reeperbahn tatsächlich gezielt attackiert worden sind.
Doch nun haben die Ermittlungen mit zehn Experten aus den Bereichen Staatsschutz, Mordkommission und Organisierter Kriminalität besetzten Sonderkommission der Polizei offenbar ein Ende. „Das Ermittlungsverfahren ist eingestellt worden“, sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nana Frombach, der "Hamburger Morgenpost". Die Täter konnten nicht ermittelt werden. „Wir haben eine Vielzahl von Zeugen befragt, Telefone abgehört und weitere verdeckte Maßnahmen ergriffen. Leider konnten wir die Identität der Personen jedoch nicht feststellen“, sagte die Sprecherin dem Blatt.
Der Fall war wegen seiner drastischen Konsequenzen von herausragendem öffentlichen Interesse: Der angeblich gezielte Anschlag auf Polizisten hat wesentlich zur Einrichtung des großen Gefahrengebietes am 4. Januar 2014 beigetragen, das sich über die Stadtteile St. Pauli, Altona-Altstadt, Altona-Nord und Sternschanze erstreckte und fast 80.000 Einwohner betraf. Die Polizei wertete den Anschlag im Zusammenhang mit den vorangegangen Auseinandersetzungen mit Autonomen am 21. Dezember und der ersten Attacke auf die Davidwache am 20. Dezember als Ausdruck einer gezielt gewaltsam gegen Polizisten vorgehenden Bewegung. Ohne Grund konnten Beamte in den Zonen Taschen durchsuchen und Identitäten überprüfen. Bis zur Aufhebung des Gefahrengebietes am 9. Januar kam es zu fast 800 Kontrollen.
Ob es diese Attacke gegen die Davidwache überhaupt gegeben hat, wird jedoch angezweifelt. „Ich halte weiter daran fest, dass es keinen Angriff auf die Davidwache gegeben hat“, sagte Anwalt Andreas Beuth der „taz“. Er hatte Zeugen präsentiert, die einen Überfall auf die Davidwache widerlegten. „Meine Zeugen, soweit sie ausgesagt haben, haben sich nicht in Widersprüche verwickelt“, betont Beuth und verwies darauf, dass er noch weitere Zeugen in der Hinterhand hätte.