Hamburg. Schöne Bescherung vor dem Fest: Ein australischer Multimillionär spendet der Hamburger Kleiderkammer warme Anoraks.
Die Ehrenamtlichen konnten es zuerst gar nicht glauben: Als Henry Ngai vor gut sechs Wochen mit der Kleiderkammer auf dem Messegelände Kontakt aufnahm und sein Angebot vortrug, schüttelten die Helfer ungläubig den Kopf. „Das kam uns erst einmal spanisch vor“, sagt Christian Schad vom Trägerverein der Kleiderkammer Hanseatic Help. Ngai, ein australischer Multimillionär, ist Gründer von ABC Tissue Product, einer Firma für Toilettenpapier. Er betreibt zudem eine Jackenfabrik nördlich von Hongkong und bot den Hamburgern an, 100.000 Winterjacken für Flüchtlinge zu spenden. Seine einzige Bedingung: „Ihr müsst die Jacken abholen.“
Eine Herausforderung. Aber wenn die Ehrenamtlichen aus der Kleiderkammer in den vergangenen Monaten eines bewiesen haben, dann, dass man mit eisernem Willen fast alles erreichen kann. „Eine kleine Gruppe von uns hat sich darauf eingelassen und in den folgenden Wochen alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Jacken nach Deutschland zu holen, ohne für den Transport zu bezahlen“, sagt Schad, der gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Eber-Huber die Überführung organisierte. „Alex hat sich einige Nächte um die Ohren geschlagen. Es war gar nicht so einfach, eine kostenfreie Exportgenehmigung zu bekommen“, erzählt er. Dank der Unterstützung des Hamburger Logistikunternehmens Hapag-Lloyd sind die Jacken inzwischen auf dem Weg nach Hamburg.
Die ersten 1600 Kleidungsstücke sollten bereits am Mittwoch am Hamburger Flughafen in Empfang genommen werden. „Henry Ngai hat extra einen Flug spendiert, damit wir die ersten Jacken, die dringend gebraucht werden, noch vor Weihnachten verteilen können.“
Weitere 30.000 Jacken werden direkt an das Deutsche Rote Kreuz geliefert, so ist es vereinbart. Die restlichen rund 70.000 Winterjacken sollen voraussichtlich am 4. Januar im Hamburger Hafen eintreffen. „Diese große Anzahl wird natürlich nicht vollständig in Hamburg bleiben, sondern in Deutschland verteilt“, sagt Christian Schad. Man führe bereits Gespräche mit entsprechenden Einrichtungen.
Die Freude über die Großspende bei den Helfern ist riesig: „Wir haben bis vor zwei Wochen nicht damit gerechnet, dass es tatsächlich so weit kommt. Jetzt bekommen wir die Jacken und das auch noch genau in den Größen, wie wir sie brauchen“, freut sich Christian Schad. „Besonders bedanken wir uns natürlich bei dem Spender Henry Ngai, einem wahren Philanthropen mit einem riesigen warmen Herzen. Henry ist unser Held der Weihnacht.“
Die Kleiderkammer zieht wieder um
Unterdessen läuft der Umzug der Kleiderkammer auf das Gelände des Versandhandels Otto in Bramfeld auf Hochtouren. Wie berichtet, wird eine dortige Halle des Logistikunternehmens Hermes zum neuen Lager für gespendete Kleidung, Hygieneartikel, Bettzeug und Spielsachen. Bis Ende der Woche muss die Halle B7 auf dem Messegelände geräumt werden. Rund 2500 Paletten müssen dafür umziehen. Daher gilt vorerst eine Annahme- und Lieferpause in der Kleiderkammer. Weitere Helfer würden derzeit nicht benötigt, heißt es.
Die Kleiderkammer sucht weiterhin Lagerhalle zur Annahme von Spenden
Laut des Zentralen Koordinierungsstabs Flüchtlinge (ZKF) der Hamburger Sozialbehörde kann die Halle in Bramfeld für die kommenden drei Jahre genutzt werden. Von dort aus sollen die gespendeten Hilfsgüter in Zukunft in die Erstaufnahmen und Flüchtlingsunterkünfte verteilt werden. Nach wie vor gesucht wird jedoch eine Halle für die Annahme und Sortierung von Spenden. Damit möglichst viele Ehrenamtliche auch weiterhin die Möglichkeit haben, mit anzupacken, sollte sie möglichst in Innenstadtnähe liegen.