Hamburg. Sein Engagement für die Lampedusa-Flüchtlinge machte ihn bekannt: Nun setzt sich Sieghard Wilm für einen 17-Jährigen aus Eritrea ein.

Sieghard Wilm, Pastor in der St. Pauli-Kirche, hat am Donnerstag einen 17-jährigen Flüchtling aus Eritrea privat in sein Pastorat aufgenommen. H. gehe seit etwa einem halben Jahr zur Schule und lerne Deutsch, sagte Wilm. An diesem Freitag werde H. 18 Jahre alt. Dann sei er nicht mehr minderjährig, sondern müsse nach der Logik der Hamburger Sozialbehörde wieder zurück in die Notaufnahme. „Doch alle Kapazitäten in Hamburg sind erschöpft“, so der Pastor. Er hofft auf viele Nachahmer auch in anderen Kirchengemeinden.

Die St. Pauli-Kirche hatte vor rund zwei Jahren bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, als sie ab Juni 2013 für mehr als 80 Lampedusa-Flüchtlinge zum monatelangen Nachtquartier wurde.

Wilm befürchtet, dass sich die Situation für viele Dutzende von Flüchtlingen am 1. Januar 2016 schlagartig zum Negativen ändern könnte. Bei der behördlichen Altersbestimmung von Betroffenen, deren Papiere nicht anerkannt werden oder die keine Papiere mehr haben, werde immer der 1. Januar als Geburtstag eingetragen. Wer dann „behördlicherseits volljährig“ werde, genieße nicht mehr den etwas besseren Schutz für minderjährige Flüchtlinge, sondern müsse wieder in Massenquartiere zurück.