Hamburg. Pröpstin Ulrike Murmann in Gesprächen mit der Innenbehörde. Sollen die Roma-Flüchtlinge den Michel schnell verlassen?
Die Gruppe von Roma, die sich in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis ("Michel") aufhält, um gegen ihre drohende Abschiebung zu protestieren, bringt die Kirchengemeinde in einen Zwiespalt. Einserseits will man den Menschen Zuflucht gewähren. Andererseits wolle man die Lage rund um das Gotteshaus entspannen. Pröpstin Ulrike Murmann ist derzeit in Gesprächen mit der Innenbehörde, wie es weitergehen kann.
Man befinde sich in einem "Dilemma", teilte die Gemeinde am Freitagabend mit. "Einerseits wollen wir die Romafamilien nicht aus der Kirche holen. Sie sind von Abschiebung bedroht und darum in einer Notlage, weil ihnen in ihren Herkunftsländern Verfolgung und Diskriminierung drohen. Andererseits können wir an der Situation dieser Menschen nichts ändern." Rechtlich hätten die Roma keine Hoffnung, bei ihnen seien Erwartungen geweckt worden, "die zu erfüllen nicht in unseren Möglichkeiten als Kirchengemeinde liegen".
Die Romafamilien und ihre Unterstützer, die auch aus der Stadtteilinitiative "Koze" vom Münzviertel kommen, seien wie alle Besucher während der Öffnungszeiten willkommen. Nachts stelle man einen Raum im Gemeindehaus zur Verfügung. "Aber: Die Situation ist sowohl für die Roma als auch für St. Michaelis untragbar."
Ob damit ein schneller Rauswurf der "Besetzer" aus dem Michel gemeint ist, war unklar. Offenbar fürchten die Kirchenvertreter, dass sich eine Situation wie auf St. Pauli entwickeln könnte, wo von Abschiebung bedrohte Flüchtlinge der sogenannten Lampedusa-Gruppe über längere Zeit in einer Kirche ausgeharrt hatten.