Hamburg. Erste Arbeiten für die Unterbringung in der Halle B6 auf dem Messegelände laufen bereits. Unterkunft ist bis Ende September befristet.

Hamburg wird in einer Messehalle bis zu 1200 Schlafplätze für Flüchtlinge einrichten, um ihnen vorübergehend eine Unterkunft bieten zu können. Die städtische Messegesellschaft stelle die mit 13.000 Quadratmeter größte Halle B 6 bis Ende September zur Verfügung, teilte die Innenbehörde am Mittwoch mit. Außerhalb der Halle würden zusätzliche sanitäre Anlagen errichtet. „Uns geht es darum, den Flüchtlingen – es sind derzeit im Schnitt täglich mehr als 200 – ein Dach über dem Kopf bieten zu können“, sagte der Sprecher der Innenbehörde, Frank Reschreiter.

Hintergrund für diese ungewöhnliche Maßnahme sind die in den vergangenen Wochen sprunghaft gestiegenen Flüchtlingszahlen. Nach Angaben der Sozialbehörde stellten in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 12.536 Menschen in Hamburg einen Asylantrag. 5725 Flüchtlinge müssen in der Hansestadt untergebracht werden. Erst am Dienstag hatte die Feuerwehr-Akademie angekündigt, sie werde in einer Halle auf ihrem Gelände 176 Menschen vorübergehend unterbringen.

Zudem kündigte das Gesundheitsamt Altona an, in zwei Erstaufnahmeeinrichtungen Arztpraxen zu eröffnen. „In den Unterkünften in der Schnackenburgallee und der Dratelnstraße wird es jeweils eine Flüchtlingsambulanz geben“, sagte Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamts Altona, dem Abendblatt. Zudem werde ein mobiles Team zwischen kleineren Einrichtungen unterwegs sein. Sowohl die beiden Praxen als auch das mobile Team werden jeweils mit zwei Ärzten und zwei Arzthelfern ausgestattet.

Ärzte für Flüchtlinge gesucht

In der vergangenen Woche war in dem Zeltlager Jenfelder Moor die Krankheit Krätze aufgetreten. In den Hamburger Erstaufnahmeeinrichtungen leben derzeit rund 7500 Menschen.

Normalerweise erhalten Flüchtlinge, die in Hamburg bleiben, eine Gesundheitskarte, die sie zum Besuch von jedem Arzt in der Hansestadt berechtigt. Allerdings dauert derzeit auf Grund des Zustroms die Ausstellung der Karten länger als sonst. Zudem können Flüchtlinge nicht mehr sofort auf andere Bundesländer verteilt werden. Dadurch habe sich die Situation in den Unterkünften in den vergangenen Wochen zugespitzt, sagte Nießen.

Um die Ambulanzen besetzen zu können, sucht das Gesundheitsamt in Zusammenarbeit mit der Ärztekammer Allgemeinmediziner, Internisten, Kinderärzte sowie medizinische Fachangestellte und Pflegekräfte. „Wir setzen zunächst vor allem auf pensionierte Mediziner“, sagte die Sprecherin der Ärztekammer, Nicola Timpe.

Der Direktor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen, Andreas Breitner, forderte derweil die Stadt auf, öffentliche Grundstücke günstiger anzubieten, damit Wohnungen – auch für Flüchtlinge – rascher gebaut werden könnten.